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„Putin, Schande Russlands!“

In Russland sind wenige Monate vor der Präsidentschaftswahl über 200 Regierungskritiker festgenommen worden. Sie hatten sich an landesweiten Protesten gegen Präsident Wladimir Putin beteiligt.

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In insgesamt rund 80 Städten, darunter Moskau, Sotschi und Kaliningrad, folgten Menschen an Putins 65. Geburtstag Anfang Oktober dem Demonstrationsaufruf des derzeit inhaftierten Oppositionsführers Alexej Nawalny. Allein in Putins Heimatstadt St. Petersburg wurden mehr als 60 Personen festgenommen, als die Polizei eine Kundgebung gewaltsam auflöste.

Polizei löste Demozug in St. Petersburg auf

Die Demonstranten skandierten „Russland ohne Putin!“ und „Freiheit für Nawalny“. Die Kundgebung in St. Petersburg galt als die größte. Beobachter sprachen von mehreren tausend Teilnehmern, die unter dem Motto „Sa Nawalnogo“ (Für Nawalny) zum Marsfeld kamen. Zunächst ließ die Polizei die Menge gewähren. Später zog eine große Gruppe weiter ins Zentrum. Die Polizei stoppte den Marsch, wie die Agentur Interfax meldete.

Festnahme bei Demonstration in Russland

APA/AP/Dmitri Lovetsky

Die Polizei in St. Petersburg ging gewaltsam gegen die Kundgebungsteilnehmer vor

Mindestens 66 Demonstranten seien festgenommen worden, sagte der Sprecher der Bürgerrechtsorganisation OVD-Info, Artjom Platow. Die „Nowaja Gaseta“ berichtete auch von Verletzten. Im Zentrum der Hauptstadt Moskau gingen trotz Regens und Versammlungsverbots mehr als tausend Demonstranten auf die Straße. Sie riefen „Putin, Schande Russlands“ und „Alles Gute zum Geburtstag“. Viele hielten die russische Verfassung in die Höhe. Die Kundgebung in Moskau verlief laut Bürgerrechtlern ohne größere Zwischenfälle.

Proteste auch in Provinzstädten

Auch in mehreren Provinzstädten gab es OVD-Info zufolge Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten, unter anderem in Jekaterinburg am Uralgebirge und in Jaroslawl. In einigen Orten wie Nischni Nowgorod und Ufa endeten die Kundgebungen friedlich.

Demonstration in Russland

APA/AP/Dmitri Lovetsky

An der Demonstration in St. Petersburg sollen 1.000 Personen teilgenommen haben

Dennoch blieb der Protest nach ersten Einschätzungen insgesamt kleiner als bei früheren Initiativen Nawalnys. Bereits im März und Juni hatte er Zehntausende Anhänger mobilisiert. Hunderte Menschen wurden festgenommen. Experten werteten das als Zeichen, dass Nawalnys Aufrufe nicht mehr genügend Kraft haben, schrieb die Nachrichtenagentur AFP.

Putin seit 2000 an der Macht

Präsident Putin wurde an diesem Samstag 65; er wurde am 7. Oktober 1952 in Leningrad - dem heutigen St. Petersburg - geboren. Erstmals zum Präsidenten gewählt wurde er im Jahr 2000. Von 2008 bis 2012 war er Regierungschef, nach dieser Unterbrechung wieder Präsident.

Mehrere Staatschefs verbündeter Ex-Sowjetrepubliken gratulierten ihm und bekräftigten ihre enge Partnerschaft mit Russland. Es wird erwartet, dass Putin im März 2018 für eine weitere Amtszeit kandidiert. Nawalny will antreten, darf aber wegen einer Bewährungsstrafe in einem Unterschlagungsfall nicht.

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