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Ohrwürmer zum Nachdenken

Egal ist Wanda niemandem. Und wenn manche Musikfans meinen, so müsse Rock ’n’ Roll in den 2010er Jahren klingen, haben sie genauso recht wie die, die von Kneipenlyrik reden und vom zynischen Umgang mit Feminismus und politischer Korrektheit generell. Jetzt ist mit „Niente“ das dritte Album der Band erschienen.

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Die Songs klingen unerwartet verhalten. Aber nach ein paarmal hören kann man sich Melodien und Texten wie jenem der aktuellen Single "Columbo“ kaum entziehen und ertappt sich beim Mitsummen. Auszüge von Wanda-Texten sind in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen („Bussi Baby“). Man steht wieder für Amore und findet das gar nicht altmodisch oder kitschig. Seit 2014 „Amore“, das erste Album der Band, erschienen ist, schreibt die Band eine Erfolgsstory sondergleichen.

Das Debüt hielt sich 102 Wochen in den österreichischen Albumcharts. Der Nachfolger „Bussi“ fand sich sogar vier Wochen lang an der Spitze. Seit drei Jahren spielen Wanda ausschließlich ausverkaufte Konzerte in Österreich, Deutschland und der Schweiz.

Der Tod ist tröstlich

In den neuen Texten geht es um die verlorene Kindheit, um Berührungsängste, den Tod - und dennoch klingt das alles irgendwie tröstlich. Wenn Sänger, Komponist und Texter Marco Michael Wanda schreibt, dass sein Herz aus Marzipan zu brennen beginnt und dass er vor seinem Ende noch einmal mit der Grottenbahn im Prater fahren möchte, dann berühren die Bilder in ihrer Einfachheit.

Die Band "Wanda"

Wolfgang Seehofer

Wanda - in die Austropop-Schublade gesteckt

Man braucht aber als Nicht-Wiener den zitierten Schottenring gar nicht kennen, um zu verstehen, dass es hier nicht bloß um Wiener Spezialitäten geht. So wie „Da Hofa“ von Wolfgang Ambros aus dem Jahr 1972 zwar von einem Wiener Gemeindebau handelt, aber auch in Hamburg berührt. Der neue Austropop? In Ermangelung von Schubladen hat man Wanda bald da hineingestellt. In eine Schublade, in die Musikjournalisten gerne so unterschiedliche Musiker wie Georg Danzer, Falco, aber auch den Nino aus Wien stecken. Marco Michael Wanda selbst sieht die ungewöhnlichen, düstern Kunstlieder von Soap & Skin als Inspiration.

Lieder, in fünf Minuten geschrieben

Marco Wanda heißt eigentlich Michael Marco Fitzthum. 2012 wurden Wanda in Wien gegründet. Benannt ist die Band nach der 2004 verstorbenen Wiener Zuhälterin Wanda Kuchwalek, die als „Die wilde Wanda“ bekannt und gefürchtet war. Ungehobelt, ja brutal und zynisch soll sie gewesen sein. Das Motto für die Band schien damit aufgelegt. Die fünf Gründungsmitglieder bilden auch die aktuelle Besetzung. Die Freundschaft der Musiker untereinander, mit allen Höhen und Tiefen, wird auch gerne von Wanda als Erfolgsrezept angegeben.

Die Band "Wanda"

Wolfgang Seehofer

Räudigkeit ist Teil des Konzepts

Im Gespräch kann man erfahren, dass der mittlerweile 30-jährige Marco Michael Wanda den Megahit „Bologna“ in fünf Minuten geschrieben hat. Manche Lieder würden hingegen nie fertig, meint er. Die Themen auf „Niente“ sind wieder Schmäh, Leidenschaft und Verlust. Hier werden Wunden und Narben ebenso beschrieben, wie Glück und Geborgenheit. Was nach Klischees klingt, bedient diese nicht, wirkt nicht bemüht. Auf „Niente“ treffen düstere Atmosphäre und Lebenslust aufeinander. Eigentlich wie auf den Vorgängeralben, vielleicht etwas radikaler. Doch das tut dem Konzept gut.

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