Fernverkehr der Bahn eingestellt
Das Sturmtief „Xavier“ ist am Donnerstag mit verheerender Wucht über Teile Deutschlands und Polens gezogen. Insgesamt neun Menschen kamen ums Leben, der Verkehr brach über weite Strecken zusammen. Auch am Freitag waren viele Bahnstrecken im Norden und Nordosten Deutschlands nicht befahrbar. Die Einstellung des Verkehrs könnte sich auf das gesamte Netz der Deutschen Bahn (DB) auswirken, sagte ein Sprecher.
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Für Freitag sollten Fernreisende eher Geduld als Hoffnung auf schnelle Besserung mitbringen. „Strecken, auf denen wir am Abend nicht mehr gefahren sind, werden wir auch am Morgen gar nicht oder nur sehr eingeschränkt befahren können“, sagte der DB-Sprecher. Für die Reisenden im Norden und Nordosten werde es nach Angaben der Bahn „größtenteils“ keine Züge im Fernverkehr geben. Der Sprecher riet Reisenden deutschlandweit, sich mit Hilfe einer App über Ausfälle und Verspätungen zu informieren.

APMaurizio Gambarini
Die Deutsche Bahn stellte ihren Fernverkehr im Norden und Nordosten Deutschlands weitestgehend ein
Tote durch umstürzende Bäume
Die Feuerwehren mussten Donnerstag zu Tausenden Einsätzen ausrücken. Allein für Berlin meldete die Feuerwehr 1.490 Notrufe zwischen Nachmittag und Mitternacht. Neun Menschen kamen im Sturm ums Leben, zwei davon in Polen. Die meisten wurden in ihren Fahrzeugen durch umstürzende Bäume getötet.

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Tausende Male musste die Feuerwehr im Sturmgebiet ausrücken
In Hamburg starb eine 54-jährige Frau, als ein Baum auf ein Auto fiel. Das Opfer war als Beifahrerin im Wagen gesessen. In der Nähe von Schwerin wurde ein Lastwagenfahrer von einem umstürzenden Baum erschlagen. Nahe Gransee nördlich von Berlin fiel ein Ast in eine Windschutzscheibe und tötete einen Menschen. Zudem wurde in derselben Region eine Frau in einem Auto von einem Baum erschlagen.
„Übernachtungszüge“ für Reisende
Durch den Sturm brach der Verkehr in weiten Teilen Deutschlands zusammen. In Großstädten wie Hamburg und Berlin musste der Flugverkehr eingestellt werden, S-Bahnen und Busse fuhren ebenso nicht mehr wie die Bahn. In zahlreichen Städten saßen Reisende daher die ganze Nacht über auf Bahnhöfen fest.
In Hamburg, Bremen, Leipzig, Köln, Düsseldorf, Bielefeld, Kassel, Hannover und weiteren Städten wurden „Übernachtungszüge“ für die Reisenden bereitgestellt. Auf dem Berliner Hauptbahnhof waren es sogar zwei derartige „Hotelzüge“, die „gut genutzt“ wurden, wie ein Sprecher der DB weiter sagte. Insgesamt waren deutschlandweit etwa 20 solcher „Übernachtungszüge“ im Einsatz.
Ausnahmezustand in Berlin
Die Hamburger Feuerwehr forderte die Bevölkerung zeitweise auf, wegen des Sturms nicht vor die Tür zu gehen. In Berlin rief die Feuerwehr den Ausnahmezustand aus. Er blieb auch am Freitagfrüh aufrecht. Die Berliner S-Bahn rechnete damit, dass es noch zu „starken Einschränkungen“ am Freitag kommen werde. Ein Sprecher riet regionalen Pendlern der S-Bahn zum Umstieg auf andere Verkehrsmittel.

Reuters/Hannibal Hansche
Am Donnerstagabend ging in Berlin zeitweise gar nichts mehr
„Das ganze Netz in der Region ist massiv eingeschränkt. Wir haben zahlreiche Bäume auf den Gleisen, beschädigte Oberleitungen und abgeknickte Fahrmasten“, sagte er. Die Reparaturen würden voraussichtlich den ganzen Tag dauern. Die S-Bahn war am Donnerstag wegen des Sturms zeitweise überhaupt nicht mehr gefahren.
Etliche Flüge fielen aus
Flugreisende mussten ebenfalls Einschränkungen hinnehmen. Wegen des heftigen Sturms im Norden mussten etliche Verbindungen ausfallen. Der Flughafen Bremen meldete drei gestrichene Flüge von und nach Amsterdam sowie einen abgesagten Flug aus Istanbul. Auch in Hannover fielen Verbindungen mit der niederländischen Hauptstadt sowie nach Istanbul aus. In Hamburg fuhr die S-Bahn nicht mehr zum Airport. Auch wurde mit Verspätungen bei den Flügen gerechnet.
Die Berliner Flughäfen stellten vorübergehend die Abfertigung ein. Passagiere in gelandeten Maschinen mussten aus Sicherheitsgründen in den Flugzeugen bleiben, sagte ein Flughafensprecher. Zum Abflug vorgesehene Maschinen wurden sowohl in Tegel als auch in Schönefeld zeitweise nicht mehr beladen. Erst am frühen Abend wurde die Abfertigung wiederaufgenommen.
Stromausfälle im Osten
In Teilen Ostdeutschlands fiel der Strom aus. Freitagfrüh waren in Westmecklenburg noch immer 10.000 Kunden ohne Strom. Der Energieversorger sei mit allen verfügbaren Kräften im Einsatz, um die Störungen so schnell wie möglich zu beseitigen und die Versorgung wiederherzustellen, teilte das Unternehmen WEMAG mit. Am Donnerstag waren zeitweise 35.000 Menschen ohne Strom.
Der Deutsche Wetterdienst hatte Donnerstagabend seine wegen „Xavier“ ausgelösten Unwetterwarnungen vollständig wieder aufgehoben. Es seien keine orkanartigen Böen mehr zu erwarten. Die Schäden durch „Xavier“ dürften in die Millionen gehen.
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