Themenüberblick

Brüchiges Verbot der Gotteslästerung

So einige Gesetze erscheinen in Irland nicht mehr ganz zeitgemäß - und das sehen auch die Iren und Irinnen selbst so: So steht etwa das umstrittene Blasphemiegesetz auf der Kippe. Aktuell ist Gotteslästerung in Irland per Gesetz verboten. Wer dennoch beschließt, sich kritisch über Gott zu äußern, riskiert derzeit noch eine hohe Geldstrafe.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Erst vor ein paar Jahren trat die Reform eines Gesetzes in Kraft, das ein modernes Land altertümlich erscheinen lässt. Im katholischen Irland wurde das Gesetz aber sogar noch bekräftigt: Die Erneuerung des Blasphemiegesetzes 2010 hauchte einem einst totgeglaubten Paragrafen wieder Leben ein.

Britischer Komiker als Auslöser für Referendum

Wer Gott beleidigt, muss dafür bezahlen - und zwar bis zu 25.000 Euro. Der Aufschrei war nicht nur unter Evolutionsbiologen groß - weltweit wurde das tiefkatholische Irland für seine konservative Politik an den Pranger gestellt, wenn es auch vorerst keine Anklagen gab. Das Blasphemiegesetz verlor also an öffentlicher Aufmerksamkeit, bis der britische Kabarettist Stephen Fry im Februar 2015 dem irischen Sender RTE in der Sendung „The Meaning of Life“ („Der Sinn des Lebens“) ein Interview gab.

Auf die Frage hin, was er Gott zu sagen hätte, antwortete Fry: „Wie kannst du nur eine Welt erschaffen, die voller Elend ist, das wir nicht verschuldet haben?“ Und weiter: „Warum sollte ich einen launenhaften, engstirnigen, dummen Gott respektieren, der eine Welt voller Ungerechtigkeit und Schmerz erschafft?“ Die Wogen des konservativ-katholischen Lagers gingen hoch. Unzählige Zuschauerinnen und Zuschauer sahen die Aufzeichnung, und das Video verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Ein Zuseher beschwerte sich, und Fry wurde angeklagt.

Irland, Land der direkten Demokratie

Doch viele verteidigten den Komiker, kritisierten erneut die konservative Ader des Staates und die einflussreiche katholische Kirche in Irland. Obwohl die Verfassung eigentlich auf der Seite des Klägers stand, ließ die Staatsanwaltschaft aufgrund des großen gesellschaftlichen Drucks schließlich alle Vorwürfe fallen - nicht zuletzt weil der Fall auch im Parlament diskutiert wurde. „Blasphemie sollte keinen Platz in der Verfassung haben“, sagte selbst Gerry Adams, Vorsitzender der unter den katholischen Einwohnern stärksten Partei Sinn Fein.

Der Fall Stephen Fry wurde schließlich zum Zünglein an der Waage für ein Referendum zur Frage, ob Gotteslästerung in der heutigen Zeit noch strafbar sein sollte oder nicht. Die Regierung, damals unter Ex-Premier Enda Kenny (Fine Gael), verpflichtete sich anschließend, ein Referendum abzuhalten. Bis jetzt kam es zwar nicht zur Abstimmung, aber ein Nein der Iren und Irinnen zum Blasphemiegesetz gilt als äußerst wahrscheinlich.

Link: