Der lange Schatten von Abdul Kadir Khan
Auf der Suche nach der weiteren Vorgangsweise in der Nordkorea-Krise herrscht auf diplomatischem Parkett derzeit Hochbetrieb. Dabei stellt sich auch die Frage nach möglichen Unterstützern von Pjöngjangs Nuklearprogramm - und eine Spur führt dabei unweigerlich nach Pakistan.
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Spätestens nach dem Eingeständnis von Abdul Kadir Khan, der immer wieder als „Vater der pakistanischen Atombombe“ bezeichnet wurde, im Jahr 2004, Nordkorea mit Atomtechnologie versorgt zu haben, steht das Land im Verdacht, einen wesentlichen Beitrag auf Nordkoreas Weg zur Atombombe geleistet zu haben. Indien, Japan und die USA wollen dem nun offenbar auf den Grund gehen, wie nach einem Treffen auf Außenministerebene in New York berichtet wurde.
Es gehe nicht allein um eine Reaktion auf Nordkoreas jüngste Schritte, wie Indiens Außenministerin Sushma Swaraj nach dem Treffen mitteilte. Der Ministerin zufolge müssten alle am nordkoreanischen Atomprogramm Beteiligten zur Rechenschaft gezogen werden. Auch wenn Swaraj Indiens Nachbarland nicht beim Namen nennt, finden sich nach Angaben des Nachrichtenportals Quartz in ihrem Statement genug Hinweise, dass sich ihre Drohungen „klar“ gegen Pakistan richten.
„Schwer vorstellbar“
Ob es neue Vorwürfe gegen Pakistan gibt oder erneut die Khan zugeschriebenen Lieferungen von Atomtechnologie angesprochen wurden, ist offen. Neben Zentrifugen, die sich zur Anreicherung von atomwaffenfähigem Uran eignen, versorgte der einstige Chef des pakistanischen Atomwaffenprogramms laut deutscher „Zeit“ Nordkorea mit fast allem, was man für den Bau einer Atombombe braucht.
Bis heute umstritten ist, ob der pakistanische „Atomtransfer“, der neben Nordkorea auch in den Iran und nach Libyen erfolgte, allein von Khan zu verantworten ist. Wie der pakistanische Atomphysiker Pervez Hoodbhoy im Interview mit der Deutschen Welle sagte, sei das angesichts der großen Sicherheitsvorkehrungen um das iranische Nuklearprogramm nur „schwer vorstellbar“ - „schwer zu sagen“ sei aber auch, ob nach dem Auffliegen von Khans Netzwerk weiter pakistanisches Nuklear-Know-how in anderen Ländern landet. Er selbst gehe davon aus, dass sich derartige Geschäfte auf den Zeitraum zwischen 1989 und 2003 beschränken.
Plutonium vs. Uran
Angesprochen auf die Argumentationslinie mancher pakistanischer Generäle, die einen Beitrag am nordkoreanischen Atomprogramm weiter dementieren, sagte Hoodbhoy, dass Nordkorea im Gegensatz zu Pakistan sehr wohl auf eine plutoniumbasierte Technologie setze, und eine „Plutoniumbombe ist nicht dasselbe wie eine Uranbombe“. Eine - wenn auch indirekte - pakistanische Beteiligung an Nordkoreas A-Bombe wollte Hoodbhoy allerdings nicht ausschließen.
Nordkoreanisches Know-how für den Iran?
Als potenzieller Geburtshelfer wird auch immer wieder die Sowjetunion genannt, die Pjöngjang beim Bau des ersten Atomkraftwerks des Landes unterstützte. Eine Verbindung zum Atomwaffenprogramm Nordkoreas wurde von den Sowjetmachthabern aber strikt dementiert. Dasselbe gilt auch für China, das gleichzeitig aber auch zentraler Verbündeter Nordkorea ist.
Eine Spur - wenn auch unter anderen Vorzeichen - führt US-Medien zufolge auch in den Iran. So wird zwischen Pjöngjang und Teheran nicht nur ein reger Austausch bei der Entwicklung neuer Raketen vermutet: CNN stellte die Frage, ob die Atommacht Nordkorea dem Iran auch bei der Entwicklung von Nuklearwaffen helfen könnte.
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