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Heimische Superreiche reicher als gedacht

Studien über die Verhältnisse der Reichen und Superreichen häufen sich dieser Tage. 2016 stieg die Zahl der Dollar-Millionäre weltweit. Besonders rapide nach oben ging es im Jahr 2016 in Österreich, wie die Beratungsgesellschaft Capgemini im Weltreichtumsrekord 2017 schreibt. Geht es nach der Arbeiterkammer, ist Vermögen allerdings nach wie vor nicht ausreichend erfasst - und Österreichs Superreiche wohl noch reicher als gedacht.

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Neben dem Immobilienpreisboom nannte Capgemini auch die allgemein günstigere Wirtschaftsentwicklung als Grund für die überdurchschnittlich vielen Neuzugänge im heimischen Club der Dollar-Millionäre. Die Zahl sei um 9,5 Prozent auf 132.600 gewachsen, womit Österreich bei den „High Net Worth Individuals“ (HNWI) erstmals Mexiko überholte. Als HNWIs gelten Personen, die über ein anlagefähiges Vermögen von mehr als einer Million US-Dollar verfügen, ausgenommen Sammlerstücke und Gebrauchsgüter.

Capgemini berücksichtigt in seiner jährlich erstellten Weltreichtumsstudie Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, alternative Investments, Bargeld und Immobilien, sofern sie nicht selbst genutzt werden. Weltweit steckte das meiste Vermögen der Reichen in Aktien (31,1 Prozent), auf dem zweiten Rang rangierte Bargeld (27,3 Prozent), gefolgt von festverzinslichen Papieren und Immobilien.

USA verdrängen Schweiz

Weltweit stieg die Zahl der Dollar-Millionäre laut Capgeminis „World Wealth Report“ 2016 auf 16,5 Millionen. Das waren 7,5 Prozent mehr als 2015 und mehr als im Durchschnitt der Vorjahre. Mit einem Plus von 8,2 Prozent wuchs deren geschätztes Gesamtvermögen auf umgerechnet rund 53,9 Billionen Euro. „Damit ist der Geldberg seit dem letzten Rückschlag im Jahr 2011 um etwa die Hälfte größer geworden“, berichtete das Finanzportal Cash.

Fortgesetzt hat sich zudem der Wachstumstrend sowohl in Nordamerika als auch in Europa, wobei Capgemini nun die USA vor der Schweiz als reichstes Land der Welt anführt. In der Asien-Pazifik-Region, die in den Jahren zuvor als stärkste Wachstumsregion gegolten hatte, hat sich das Wachstum etwas verlangsamt.

Grafik zu den reichsten Ländern der Welt

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/Allianz

Einige Märkte, darunter Russland und Brasilien, haben der Studie zufolge ihre Position unter den 25 Ländern mit den meisten Millionären deutlich verbessert: In Russland gab es nach einem moderaten Rückgang im Jahr 2015 das höchste Wachstum mit rund 20 Prozent sowohl für die HNWI-Bevölkerung als auch deren Vermögenswerte. Auch in Brasilien wuchs die Anzahl der HNWIs zweistellig, nachdem sie davor 2015 deutlich zurückgegangen war.

Ein Prozent besitzt 40,5 Prozent des Vermögens

Die Arbeiterkammer schätzt die Zahl der heimischen Millionäre sogar auf 148.000 und jene der Milliardäre auf 36. Ein Prozent besitzt in Österreich laut AK rund 40,5 und nicht wie bisher angenommen 25 Prozent des gesamten Vermögens, sagte Jakob Kapeller vom Wirtschaftsinstitut der Universität Linz bei der Vorstellung der AK-Studie am Donnerstag. Deutlich höher ist der Studie zufolge auch das geschätzte Gesamtvermögen der heimischen Haushalte: Gingen bisherige Zahlen von 998 Milliarden Euro aus, sprach die AK von 1.317 Mrd. Euro.

„Hart verdientes Geld auf der Bank“

Geht es nach der Allianz-Versicherung, hat sich ungeachtet steigender Vermögenswerte am Ranking Österreichs nichts geändert. So wie in den vergangenen Jahren verharrte Österreich auf der Rangliste der reichsten Länder auf Platz 17. Auch die Allianz-Studie verzeichnete einen deutlichen Anstieg der weltweiten und auch der österreichischen Vermögenswerte.

2016 sei das Bruttogeldvermögen auf 170 Billionen Euro und damit innerhalb eines Jahres um 7,1 Prozent gestiegen. Zu verdanken sei das in erster Linie Gewinnen mit Wertpapieren, diese hätten in Österreich nach wie vor weniger Konjunktur als in anderen Ländern. Während Anleger weltweit von Zuwächsen auf den Kapitalmärkten profitierten, gehen die meisten Österreicher laut Allianz „einen anderen Weg - und lassen ihr hart verdientes Geld auf der Bank brachliegen“.

Hochsaison für Finanzinvestoren

Von Rekordsummen an brachliegendem Geld berichtete auch die „Financial Times“ („FT“). Das sei - neben niedrigen Zinsen und günstigen Kreditbedingungen - auch der Grund für einen rasanten Anstieg bei Private-Equity-Investitionen. Die in diesem Bereich bewegten Geldsummen seien der Zeitung zufolge auf den höchsten Stand seit 2007 gestiegen. Als Beispiel wurde etwa die Übernahme der Toshiba-Chipsparte durch ein vom US-Finanzinvestor Bain Capital angeführtes Konsortium für umgerechnet über 15 Milliarden Euro genannt.

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