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US-Präsident legt sich mit Sportwelt an

Die Angriffe von US-Präsident Donald Trump auf Football-Spieler haben eine Protestwelle ausgelöst. Mit seinen provokanten Kommentaren und geharnischter Kritik am Patriotismus der Sportler via Twitter brachte Trump in den vergangenen Tagen den Großteil der US-Sportprominenz gegen sich auf.

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Ikonen wie die Basketball-Superstars LeBron James und Michael Jordan und selbst Football-Star Tom Brady, der Trump nahesteht, kritisierten den Präsidenten öffentlich. Beim Abspielen der Nationalhymne zu Beginn der Spiele der National Football League (NFL) knieten zahlreiche Spieler am Wochenende und am Montag nieder, andere blieben Arm in Arm am Spielfeldrand stehen, wieder andere blieben in den Kabinen. Auch in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA, deren Saison in rund drei Wochen beginnt, regt sich erneut Kritik und Widerstand gegen Trump.

Arizona Cardinals Spieler

Reuters/USA TODAY Sports/Matt Kartozian

Bei den Arizona Cardinals protestieren Spieler und Trainer Arm in Arm vor einer US-Flagge

Trumps unflätige Worte

Trump hatte die meist afroamerikanischen Football-Stars scharf attackiert, die sich aus Protest gegen Rassismus und Unterdrückung von Minderheiten weigerten, während der Hymne aufzustehen. Trump hatte die Spieler, die beim Erklingen der Nationalhymne auf die Knie gehen oder sitzen bleiben, bei einer Wahlkampfveranstaltung in Alabama als „Hurensöhne“ bezeichnet. Auf die Hintergründe dieser Geste, die sich gegen Rassismus und Diskriminierung vor allem von Afroamerikanern in dem Land richtet, ging er vorerst überhaupt nicht ein.

Einige Sportler verweigern es seit gut einem Jahr, während der bei fast jeder Sportveranstaltung gespielten Nationalhymne zu stehen. Grund dafür ist die nach ihrer Meinung ungerechte Behandlung von Minderheiten im Land - insbesondere die Polizeigewalt gegenüber schwarzen US-Bürgern. Initiator der Protestbewegung war Colin Kaepernick, ehemaliger Quarterback der San Francisco 49ers, der immer noch nach einem Job sucht.

Trump sieht „riesige Gegenreaktion“

Bereits am Freitag hatte Trump mit Statements über die NFL für Aufsehen gesorgt, als er die Teambesitzer aufforderte, Spieler zu entlassen, die während des Abspielens der Nationalhymne knien. Trump setzte am Montag noch eines drauf, indem er via Twitter verlautbarte, dass es bei seiner Haltung nicht um die Frage der Ethnie (race) gehe, sondern „um Respekt für unser Land, die Flagge und die Nationalhymne. Die NFL muss das verstehen!“ Weiters schrieb er: „Riesige Gegenreaktion gegen die NFL wegen Nichtachtung unseres Landes.“

Am Dienstag sagte Trump, es sei eine Schande, den Tod vieler Menschen im Kampf um die USA nicht zu respektieren, indem man bei der Hmyne niederknie statt zu stehen. „Man darf unser Land nicht verächtlich behandeln“, so Trump. „Ich war beschämt von dem, was passiert ist.“ Er sei in dieser Frage alles andere als voreingenommen. „Es ist sehr wichtig, dass die NFL das Knien nicht mehr erlaubt.“

Auch Trump-Unterstützer springt ab

Anhand der Fernsehquoten lässt sich die Behauptung einer „Gegenreaktion“ nicht untermauern: CBS vermeldete, dass die von dem Sender übertragenen Sonntag-Spiele des dritten Spieltags um vier Prozent mehr Zuschauer hatten als die Drittrundenpartien vor einem Jahr. Auch vor dem Montagabend-Spiel Arizona Cardinals gegen Dallas Cowboys hakten sich Spieler beider Mannschaften ein und gingen während der Hymne in die Knie. Inmitten der Menschenkette befand sich der streitbare Cowboys-Besitzer Jerry Jones - ein deklarierter Anhänger der Republikaner und Trump-Unterstützer.

Unterstützung bekam Trump von US-Justizminister Jeff Sessions und Paul Ryan, Republikaner und Sprecher des Repräsentantenhauses. Ryan erklärte, die Menschen hätten wohl das Recht, sich so auszudrücken, wie sie es für richtig halten. Seiner Meinung nach sollte das aber nicht während der Hymne sein. Sportler, die während der Hymne protestieren, würden einen „großen Fehler“ machen, sagte Sessions. „Die Spieler sind nicht Gegenstand einer Strafverfolgung, aber wenn sie einen provokativen Akt setzen, können sie verurteilt werden. Und der Präsident hat das Recht, sie zu verurteilen, und ich würde diese Handlungen verurteilen.“

Villanueva blieb aus Missverständnis stehen

Football-Profi Alejandro Villanueva von den Pittsburgh Steelers folgte am Sonntag allerdings nicht dem Beispiel seiner Teamkollegen, die vor dem Spiel in Chicago während der US-Hymne in der Kabine blieben. Der ehemalige Soldat, der in Afghanistan stationiert war, stand alleine am Rande des Feldes. Später stellte er klar, dass es sich um ein Missverständnis gehandelt habe. Es sei nicht als Gegenaktion gegen seine Teamkollegen geplant gewesen. Pittsburghs Quarterback Ben Roethlisberger sagte später, er bereue den Verzicht auf die Hymne. „Ich konnte vergangene Nacht nicht schlafen“, hieß es in einem Statement.

James: Die Menschen regieren das Land

Zu Beginn der gemeinsamen Vorbereitung auf die neue NBA-Saison mussten sich Spieler, Trainer und Funktionäre bei den Medienterminen ebenfalls mehr mit Politik als mit ihren sportlichen Ambitionen auseinandersetzen. Trump hatte in der Vorwoche die Einladung an die Golden State Warriors zum obligatorischen Besuch im Weißen Haus nach dem Titelgewinn zurückgezogen, nachdem die Protagonisten des NBA-Gewinners erklärt hatten, sie hätten keine Lust, Trump zu treffen.

Lebron James

APA/AFP/Getty Images/Jason Miller

LeBron James kritisiert Trump vor der Presse

LeBron James, der bei Vizemeister Cleveland Cavaliers spielt, betonte, die Menschen regierten das Land, nicht eine einzelne Person - schon gar nicht Trump. Der dreimalige NBA-Champion nannte den Präsidenten allerdings nicht beim Namen, sondern bezeichnete ihn nur als „Typ“.

Jordan: Friedliche Proteste nicht verteufeln

Trainerlegende Gregg Popovic kritisierte Trumps Verhalten scharf. „Unser Land ist eine Peinlichkeit für diese Welt“, sagte der Coach der San Antonio Spurs. Trump verhalte sich „wie ein Sechstklässler, der in seinem Hinterhof eine Party veranstalten will und feststellt, dass jemand nicht kommen will, und ihn deshalb wieder auslädt.“ Das sei „lächerlich“. Bradley Beal, der für die Washington Wizards in der US-Hauptstadt spielt, nannte Trump einen „Clown“.

Michael Jordan

APA/AFP/Getty Images/Streeter Lecka

Auch Michael Jordan kann Trumps Kritik nichts abgewinnen

Basketball-Legende Michael Jordan, der Mehrheitseigentürmer der Charlotte Hornets, sagte am Sonntag, dass die USA eine lange Tradition von gewaltlosen, friedlichen Protesten haben. „Diejenigen, die vom Recht Gebrauch machen, sich friedlich zu äußern, sollten nicht verteufelt oder geächtet werden.“

Nike ebenfalls solidarisch

Am Montag äußerte sich auch Tom Brady, der Star des NFL-Champions New England Patriots. „Auf keinen Fall stimme ich damit überein, was er gesagt hat. Ich glaube, es war einfach spaltend“, sagte der 40-Jährige, laut eigenen Aussagen sogar ein Freund von Trump, über die Aussagen des Staatsoberhaupts dem Radiosender WEEI aus Boston. Das US-amerikanische olympische Komitee und der Sportartikelhersteller Nike erklärten sich mit den Protesten ebenfalls solidarisch.

Widerstand regt sich auch in NASCAR

Auch in der US-Motorsportserie NASCAR, die vor allem in den Südstaaten der USA beliebt ist, werden mittlerweile Stimmen laut, die nicht mit Trump übereinstimmen. Dale Earnhardt Jr., einer der beliebtesten Fahrer der Rennserie, schrieb auf Twitter, er unterstütze das Recht auf friedliche Proteste. Earnhardts Aussage steht in klarem Kontrast zu etlichen NASCAR-Teambesitzern, die erklärten, dass sie protestierende Fahrer nicht billigen würden.

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