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„Hätte viel früher passieren müssen“

Für Frauen (und Männer), die keine weiße Hautfarbe haben, ist es seit jeher schwierig, Make-up zu finden, das dem eigenen Teint entspricht. Wie in vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen sind die Weißen (im Englischen der „kaukasische“ Hauttyp) auch in der Mode- und Kosmetikbranche dominant - nicht nur als Produzenten, sondern insbesondere auch als Zielgruppe.

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Frauen mit dunkler Hautfarbe haben es daher oft schwer, ein wirklich zu ihnen passendes Make-up zu finden. Popstar Rihanna, seit Jahren auch als Modedesignerin tätig, stellte zuletzt neben neuer Mode auch eine neue Make-up-Linie vor - und landete offenbar einen Volltreffer: Ihre Fenty Beauty Collection bietet mit 40 verschiedenen Grundierungen eine breite Auswahl und setzt damit ganz gezielt auf das auch in der Modewelt immer wichtigere Thema Diversität.

Die neue Linie rief nicht nur in Sozialen Netzwerken begeisterte Reaktionen hervor, sondern sorgte vor Shops teils für Menschenschlangen. Viele Make-up-Linien, auch große Namen, haben nämlich oft nur Foundations in wenigen Schattierungen oder Farbtönen.

Schub für Diversität?

Zahlreiche Frauen - ob Schwarze, Asiatinnen oder solche mit Albino-Haut - zeigten sich glücklich, dass es nun mehr Auswahl gibt. Dabei hat Rihanna diese Vielfalt keineswegs erfunden. In den letzten Jahren versuchten manche Kosmetikmarken, hier auf neues Terrain vorzustoßen - etwa Iman Cosmetics.

Rihanna könnte es nun - auch dank ihrer Berühmtheit - aber schaffen, aus einer langjährigen Forderung an die Kosmetikbranche einen echten Trend zu machen, der sich - und das ist wohl entscheidend, um sich langfristig durchzusetzen - auch in entsprechenden Umsatzzahlen niederschlagen könnte. In Sozialen Netzwerken wurde darauf verwiesen, dass mehrere - billigere - Kosmetiklinien ihre verschiedenen Schattierungen zu bewerben begannen.

„Wirklich keine Hexerei“

Nach dem Run auf die neue Make-up-Linie zeigte sich Rihanna diese Woche gegenüber der BBC verwundert, dass nicht mehr Unternehmen auf den Diversitätstrend gesetzt haben. „Das ist jetzt wirklich keine Hexerei“, dass jede Frau ihre passende Grundierung haben könne. Es ergebe für sie einfach „keinen Sinn, ihre Freundinnen auszuschließen“. Und sie habe Freundinnen ganz unterschiedlicher Hautfarbe. Wenn Make-up bei einer Freundin oder einer Kollegin nicht funktioniere, dann fühle sie sich nicht gut, so Rihanna.

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In einem oft geteilten Instagram-Post war wenige Tage nach der Präsentation ein Foto zu sehen, das zeigt, dass 13 der dunkelsten Grundierungen von Fenty Beauty in einer Filiale der französischen Kosmetikkette Sephora ausverkauft waren. „Das ist für all jene Make-up-Marken, die glauben, dass sich dunkle Farbtöne nicht verkaufen“, ist darunter zu lesen. „Rihannas Farbpalette ist unglaublich, besonders für dunkelhäutigere und besonders blasse Frauen“, so Florence Adepoju, die selbst eine Lippenstiftlinie speziell für Menschen verschiedener Hautfarbe designte, gegenüber dem „W Magazine“.

Rihanna kritisiert Kosmetikbranche

Rihanna sagte gegenüber der BBC, es sei eigentlich „eine Schande, dass das jetzt so großes Aufsehen erregt. Ich finde, das hätte schon viel früher geschehen sollen.“ Andere Kosmetikfirmen, die ebenfalls gezielt auf Kundinnen mit asiatischem oder schwarzem Teint setzen, versuchten sich ebenfalls in Erinnerung zu rufen. Und andere Firmen dürften wohl demnächst mit Ankündigungen, ebenfalls auf den Diversitätstrend zu setzen, folgen.

Adichie: „Noch ein langer Weg zu gehen“

Die feministische nigerianische Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie - seit fast einem Jahr auch das Testimonal für die Make-up-Linie Boots No7 - wird wohl in Rihannas Coup einen weiteren Schritt in einer längeren Entwicklung sehen: Im Jänner dieses Jahres betonte sie gegenüber „Allure“, dass die Make-up-Branche in Hinblick auf Inklusion „noch einen langen Weg vor sich hat“. Aber es habe sich in den letzten zehn Jahren auch einiges verbessert. „Zumindest haben sie jetzt mehr als eine dunkle Farbe. Vielleicht haben sie nur zwei, aber das ist immer noch besser als nur eine.“

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