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Europageschäft nicht betroffen

Der US-Spielwarenhändler Toys „R“ Us droht unter seiner Schuldenlast und der stärker werdenden Konkurrenz von Onlineanbietern zusammenzubrechen. Das Unternehmen stellte Montag am späten Abend vor einem US-Gericht Antrag auf Gläubigerschutz. Toys „R“ Us hat 875 Filialen in den Vereinigten Staaten und über 1.600 weltweit.

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Die 2005 von Investoren um Bain und KKR übernommene Firma ist damit ein weiterer herkömmlicher US-Einzelhändler, der dem Druck von Amazon & Co. nicht standhalten kann. Allein in diesem Jahr haben bereits mehr als ein Dutzend amerikanische Ketten wie Payless, Gymboree und Perfumania Gläubigerschutz beantragt.

Geschäft geht vorerst weiter

Das bedeutet allerdings noch nicht automatisch das Ende. Viele Einzelhändler versuchen im Insolvenzverfahren, ihre unrentablen Filialen zu schließen und das Onlinegeschäft auszubauen. Auch im Fall von Toys „R“ Us gehen die Geschäfte vorerst weiter, Kredite werden aber zunächst nicht mehr bedient. Die Investoren hatten die Kette für 7,5 Milliarden Dollar gekauft und ihr die Schulden aufgebürdet.

Die drohende Umschuldung vor dem wichtigen Weihnachtsgeschäft sorgte auch auf dem Aktienmarkt für Unruhe: Die Kurse der US-Spielzeughersteller Hasbro und Mattel fielen. Beide Konzerne sollen wegen Befürchtungen, der Geschäftspartner Toys „R“ Us könne seine Rechnungen nicht mehr begleichen, bereits Lieferungen eingeschränkt haben.

Menschen in einer Filiale von Toys R Us in Miami

APA/AP/Alan Diaz

Eine typische Szene: Regale vollgestopft mit Spielzeug so wie hier in Miami

Mit fünf Milliarden Dollar im Minus

In einer Aussendung betonte Toys „R“ Us, dass das Europageschäft von dem Schritt in den USA und Kanada nicht beetroffen sei. Das Geschäft gehe normal weiter. Die Aufrechterhaltung „des globalen Geschäftsbetriebes ist für das Unternehmen von größter Bedeutung“, wurde betont.

Die langfristigen Verbindlichkeiten „von derzeit etwa fünf Milliarden US-Dollar“ (4,2 Mrd. Euro) sollen mit Hilfe des Gläubigerschutzverfahrens „erheblich“ reduziert werden. Man wolle das „Einkaufserlebnis“ sowohl in den Filialen als auch im Onlineshop verbessern, "um die Wettbewerbsposition von Toys „R" Us in dem sich rapide verändernden Handelsumfeld nachhaltig zu stabilisieren und auszubauen“, so das Unternehmen.

Vom „Killer“ zum Gejagten

Das Unternehmen, das rund 1.600 Filialen weltweit betreibt, war einst laut „Wall Street Journal“ selbst ein „Killer“, der mit Niedrigangeboten Einzelhändler unter Druck brachte und zum Zusperren zwang. Toys „R“ Us schluckte einige Rivalen, die selbst Insolvenz anmelden mussten. „Sie sind der letzte große unabhängige Spielwarenhändler in den USA“, so Jim Silver von der Website TTPM, die Tausende Spielzeuge pro Jahr bewertet. Die Handelskette konnte mit ihrer Marktmacht Trends oft lange vor Konkurrenten erkennen.

So wie andere große Ketten in den USA fand auch Toys „R“ Us kein Rezept gegen den Aufstieg von Diskontern wie Walmart und vor allem von Onlinehändlern wie Amazon. Das Unternehmen stieg selbst erst spät ins E-Business ein und setzte große Wetten auf lizenziertes Spielzeug für „Star Wars“ und Lego Movies, die aber nicht die erwarteten Gewinne einbrachten.

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