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Ein Raubüberfall in Starbesetzung

Zwei vom Pech verfolgte Brüder versuchen, ihrem Glück auf die Sprünge zu helfen: Mit „Logan Lucky“ kehrt Steven Soderbergh nach vier Jahren als Regisseur ins Kino zurück. Doch nicht nur den Hauptcharakteren geht in der starbesetzten Räuberkomödie manches daneben.

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Erst 2013 verkündete Soderbergh seinen Rückzug aus der Filmindustrie Hollywoods. Grund war die erfolglose Suche nach einem Filmstudio, das seine Liberace-Biografie „Behind the Candelabra“ finanzieren würde. Sein nunmehriges Comeback ist, gemessen an den Standards der Liga Soderbergh, eine eher seichte Arbeit, der es nicht nur an Tiefe fehlt, sondern auch am nötigen Humor, um als die Komödie, die sie sein will, richtig zu funktionieren.

Fluch statt (Geld-)Segen

Die Logans, allen voran Protagonist Jimmy (Channing Tatum), sind eine einfache Familie aus West Virginia, vermeintlich vom Pech verfolgt – er und Bruder Clyde (Adam Driver), der eine Hand im Krieg verloren hat, sind die jüngsten Opfer des „Logan-Fluchs“.

Filmszene aus "Logan Lucky"

2016 STUDIOCANAL GmbH

Channing Tatum und Adam Driver als die vom Pech verfolgten Logan-Brüder Jimmy und Clyde

Jimmy selbst ist dank einer alten Beinverletzung, die er verheimlicht hat, seit Kurzem ohne Job. Arbeitslosigkeit und Geldsorgen und der Druck, finanziell für seine Tochter aufzukommen, während er sich mit seiner Ex-Frau (Katie Holmes) und ihrer neuen Familie arrangieren muss, kulminieren für Jimmy in einem wahnwitzigen Einfall.

James Bond als Sprengstoffexperte

Seine Finanzen und die generelle Unzufriedenheit - und eine Dramaturgie, die in so einem Fall eine irrationale Handlung braucht - bringen Jimmy auf die Idee, einen spektakulären Überfall zu planen. Ziel: das anstehende große NASCAR-Rennen in seiner Heimatstadt, das just an der Rennstrecke stattfindet, an der er noch bis vor Kurzem gearbeitet hat.

Filmszene aus "Logan Lucky"

2016 STUDIOCANAL GmbH

Daniel Craig überzeugt als skrupelloser Sprengstoffexperte

Um den Plan in die Tat umzusetzen, holt Jimmy nicht nur seinen unnütz wirkenden Bruder Clyde und seine Schwester Mellie, eine White-Trash-Friseuse wie aus dem Bilderbuch - verkörpert von Presley-Enkelin Riley Keough - mit an Bord, sondern ist zusätzlich auf der Suche nach einem Experten, der deutlich mehr Erfahrung in Sachen Raubüberfall im großen Stil hat. Die Wahl fällt auf den Sprengstoffexperten Joe Bang (Daniel Craig); ungünstigerweise zum angestrebten Zeitpunkt noch im Gefängnis, glücklicherweise kein unüberwindbares Hindernis.

Underdog ohne Sympathiefaktor

Was auf den ersten Blick das Potenzial hat, eine vielversprechende Story zu werden, entpuppt sich bald als ein netter Versuch, der nicht so recht geglückt ist. Viele Elemente und eine überzeugende Starbesetzung sollten für ein paar kurzweilige Kinomomente sorgen, in Relation zur Länge des Films sind die Höhepunkte aber rar gesät.

Die Grundkomponenten von „Logan Lucky“ erinnern nicht nur Soderbergh-Fans sofort an „Ocean’s Eleven“; eine Truppe sonderbarer Gestalten plant den großen Coup, während man als Zuschauer mitfiebert, bis die Gerechtigkeit siegt und der Underdog trotz unrechten Tuns bekommt, was ihm zusteht. Oder doch nicht?

Fehlender Wortwitz

Nur dass „Logan Lucky“ alles an Schmäh und Charme fehlt, was er brauchen würde, um sich von vergleichbaren Hollywood-Komödien abzuheben. Auch ein wirkliches Motiv, ein Antagonist oder ein konkretes Ziel der Handlung sind nicht unbedingt erkennbar. Die Charaktere wie die Logans oder Joe Bang und seine Brüder, die bei der Mission als Handlanger zum Zug kommen, sind alle zusammen Karikaturen einer Gesellschaftsschicht, dafür allerdings wieder zu wenig absurd und jeder für sich zu wenig individuell. Zusätzlich geht in der deutschen Synchronisation viel am Wortwitz des Südstaaten-Kauderwelschs verloren.

Emotionen und ein versöhnliches Ende

Schauspielerisch ist Daniel Craig hervorzuheben, der mit seiner flapsig-trockenen Art für den ein oder anderen Lacher sorgt und Hauptdarsteller Tatum definitiv die Show stiehlt. Tatum selbst gibt einen sehr passiven Protagonisten mit wenigen Ecken, Kanten und nennenswerten Lachern, der völlig schaumgebremste Adam Driver liefert mit seiner übertrieben lakonischen Spielweise einige Höhe-, aber auch Tiefpunkte des Films.

Filmszene aus "Logan Lucky"

2016 STUDIOCANAL GmbH

Jimmy Logan als rührender Familienvater mit seiner Tochter Sadie (Farrah Mackenzie)

„Logan Lucky“ hat aber auf alle Fälle ein paar Schmunzler in der Hinterhand, Craigs Gefängnisausbruch und der anschließende Überfall sind durchaus unterhaltsam, die Szenen, in denen Jimmy Logan sich rührend um Tochter Sadie kümmert, gehören ebenfalls zu den Highlights des verhinderten Blockbusters - der Film floppte in jenen Ländern, in denen er bereits angelaufen ist. Die langatmige Erzählweise und nicht wirklich voll entwickelte Charaktere sorgen dafür, dass „Logan Lucky“ mit Sicherheit nicht als Soderberghs stärkster Film in die Geschichte eingehen wird.

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