Ausmaß der Zerstörung menschengemacht
Der Klimawandel hat seinen Anteil an Katastrophen wie jener, die der Wirbelsturm „Harvey“ in den USA ausgelöst hat, erklärt nun ein renommierter Klimaforscher. Der britische „Guardian“ kritisiert zudem: Die Überflutungen hätten nicht sein müssen - und US-Präsident Donald Trump ziehe nicht die richtigen und wichtigen Lehren aus der Zerstörung.
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Michael E. Mann ist ein international anerkannter Professor für die Wissenschaft der Atmosphäre an der Pennsylvania State University, außerdem Direktor des Penn State Earth System Science Center und Autor von Büchern wie „Dire Predictions. Understanding Climate Change“. Er schrieb als ausgewiesener Experte einen Artikel für den britischen „Guardian“ mit dem apodiktischen Titel: „It’s a fact: climate change made Hurricane Harvey more deadly“. Sein Urteil fällt drastisch aus.

Reuters/Adrees Latif
Harvey traf die Bevölkerung großteils unvorbereitet. Das hätte nicht sein müssen, wird nun kritisiert.
Drei Ursachen für die „Harvey“-Katastrophe
Mann schreibt, dass man zwar nicht ohne Zweifel sagen könne, dass es den Sturm „Harvey“ ohne den menschengemachten Klimawandel nie gegeben hätte. Aber nicht anzweifeln könne man, dass er bei Weitem nicht so dramatische Auswirkungen gehabt hätte, würde die globale Erwärmung aufgrund der Umweltverschmutzung nicht bereits so weit fortgeschritten sein.
Erstens sei der Meeresspiegel angestiegen, deshalb würden Fluten im Fall von Stürmen viel weiter ins Land vordringen können. Zweitens sei die Luft wärmer und dadurch auch feuchter, weshalb es zu den Jahrhundertregenfällen gekommen sei. Drittens würde das wärmere Wasser im Ozean verkürzt gesagt als eine Art Treibstoff für den Hurrikan funktionieren, der ohne diesen Treibstoff nicht so stark werden hätte können.
Erschwernisse, vom Menschen gemacht
Aber nicht nur der Klimawandel gilt als eine der Ursachen für die katastrophale Auswirkung von „Harvey“. Ein weiterer Grund ist ebenfalls menschengemacht: die mangelhafte Raumplanung. Die Gegend rund um Houston sei ungemein zersiedelt und urbanisiert und umfasse bereits ein zusammenhängendes Siedlungsgebiet von 600 Quadratmeilen. Asphalt nimmt kein Wasser auf - also können die Niederschläge nur durch den Kanal abrinnen, was bei Weitem nicht reicht, wie sich gezeigt hat. Es brauchte große Erdflächen wie etwa landwirtschaftlich genutzte Grünräume, damit zusätzliche Abflussmöglichkeiten zur Verfügung stehen.

Reuters/Drone Base
Zerstörtes Bootshaus in Rockport (Texas)
Überhaupt, heißt es im „Guardian“ in einem weiteren Artikel, sei die US-Bevölkerung viel zu wenig vorbereitet worden auf die möglichen Umweltzerstörungen durch Hurrikans wie „Harvey“. 85 Prozent der Bewohner Houstons seien nicht gegen Überschwemmungen versichert. Und jenen 15 Prozent, die versichert seien, habe die zuständige staatliche Versicherung NFIP zu geringe Raten verrechnet und stehe nun vor einem Schuldenberg - weil die Gefahr unterschätzt wurde.
Und dennoch: Klimawandel wird geleugnet
Der Grund für die Misere: In den USA hat sich die Erkenntnis, dass es tatsächlich einen menschengemachten Klimawandel gibt, noch immer nicht durchgesetzt, vor allem nicht an der Spitze der Regierung von US-Präsident Donald Trump. Trump leugnet die menschengemachte globale Erwärmung. Und genau deshalb, schließt der „Guardian“, würden nun nach „Harvey“ auch nicht die richtigen Schlüsse gezogen und die notwendigen Vorbereitungen für künftige Katastrophen getroffen. Die Leidtragenden seien die US-Bürger.
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