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Größe 34 „auch schon ziemlich klein“

Die französischen Modegiganten LVMH und Kering reagieren auf die anhaltende Kritik, zu dünne und junge Models auf den Laufsteg zu schicken. Sie veröffentlichten am Mittwoch eine gemeinsame Charta, wonach ihre Marken keine weiblichen Models mit einer geringeren als Größe 34 beschäftigen dürfen.

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In der unmittelbar vor Beginn der New York Fashion Week veröffentlichten Charta wird festgehalten, dass Castingagenturen weibliche Models erst ab der französischen Konfektionsgröße 34 (entspricht Größe 32 im deutschsprachigen Raum) auswählen sollen. Männermodels sollen mindestens Gewandgröße 44 haben. LVMH und Kering (früher PPR) sind Größen in der Branche. Zu LVMH gehören unter anderem Dior, Louis Vuitton, Givenchy, Celine, Kenzo, Fendi und Marc Jacobs, zu Kering die Marken Gucci, Bottega Veneta, Saint Laurent, Balenciaga, Alexander McQueen und Stella McCartney.

Fashion Sow in Paris

Reuters/Gonzalo Fuentes

Große Labels wie Dior machen bei der Charta mit - im Bild mit aktuellen Entwürfen aus der Herbstkollektion

Designer liefern Prototypen in Größe 32

Verlangt werden nun auch Gesundheitszeugnisse, die zum Zeitpunkt eines Fotoshootings oder einer Modeschau weniger als sechs Monate alt sein müssen. Die Zertifikate sollen festhalten, dass ein Model bei guter Gesundheit und arbeitsfähig ist. „Die Regel zur Kleidergröße in Verbindung mit dem weniger als sechs Monate alten Gesundheitszertifikat ist eine sehr starke Maßnahme, die es uns erlauben wird voranzukommen“, sagte Kering-Chef Francois-Henri Pinault.

Anderes Land, andere Größe

International gibt es verschiedene Konfektionsgrößensysteme. Wer die deutsche Größe 36 trägt, muss in Frankreich zu 38 greifen. Bei den italienischen Größen müssen gleich zwei draufgeschlagen werden - im konkreten Beispiel also 40.

„Viele Menschen wissen nicht einmal, dass es die Größe 32 gibt“, so Antoine Arnault, Mitglied im LVMH-Verwaltungsrat und Sohn von Konzernchef Bernard Arnault. „Aber einige Modedesigner fertigten ihre Prototypen in 32 an. Damit ist jetzt Schluss. Die Größen beginnen künftig bei 34, und das ist auch schon ziemlich klein.“

Regeln für Umgang mit Models unter 18

Künftig sollen die Marken von LVMH und Kering auch keine Models unter 16 Jahren mehr unter Vertrag nehmen dürfen, wenn Erwachsenenmode vorgeführt werden soll. In der Vergangenheit traten immer wieder 14 oder 15 Jahre alte Mädchen bei Modeschauen auf, was häufig auf Kritik stieß. Die Charta führt zudem neue Regeln für den Umgang mit Models im Alter zwischen 16 und 18 Jahren ein.

Die beiden konkurrierenden Modekonzerne reagieren mit ihrer gemeinsamen Charta auf die seit Jahren anhaltende Kritik an sehr dünnen Models. Nicht nur gibt es Sorgen um die Gesundheit der Models, kritisiert wird auch ein schlechtes Vorbild für vor allem sehr junge Frauen, die sich an falschen Schönheitsidealen orientieren und auf Modelmaße herunterhungern.

Retuschierung muss gekennzeichnet werden

Bereits im Mai traten in Frankreich neue rechtliche Vorgaben im Kampf gegen Magermodels in Kraft. Die Regierung veröffentlichte einen Erlass, der die Details zu dem bereits Ende 2015 beschlossenen Gesetz gegen Magermodels regelt. Verlangt wird ebenfalls ein Gesundheitszeugnis - mit dem Body-Mass-Index. Wer Models ohne Bescheinigung beschäftigt, dem drohen sechs Monate Gefängnis und 75.000 Euro Strafe.

Models auf einem Plakat

APA/AFP/Anthony Wallace

Retuschierte Abbildungen von Models müssen ab Oktober gekennzeichnet werden

Die Bescheinigungen müssen alle zwei Jahre erneuert werden - in dieser Hinsicht geht die Charta von LVMH und Kering über die gesetzlichen Vorgaben hinaus. Ab Oktober müssen laut dem Gesetz Werbefotos in Frankreich zudem mit einem Hinweis versehen werden, wenn die Abbildungen von Models retuschiert wurden. Ziel ist es laut einer Mitteilung des Gesundheitsministeriums, die Verbreitung von unerreichbaren Schönheitsidealen zu verhindern und der Magersucht bei Jugendlichen vorzubeugen.

Verbot in Israel

Ein Verbot von Magermodels gibt es bereits in Israel. Italien einigte sich mit den Modeverbänden 2006 auf eine Grundsatzerklärung gegen Magersucht. Auch in anderen europäischen Ländern wird das Problem diskutiert. Oft gibt es Selbstverpflichtungen von Verbänden oder Designern, auf Magermodels zu verzichten.

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