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Maßnahmen unklar

Nach seinem weltweit verurteilten Atomtest hat Nordkorea für den Fall neuer Sanktionen mit Gegenmaßnahmen gedroht. Das Außenministerium in Pjöngjang sagte, dass die USA eine feindselige Politik und dazu eine „hektische Sanktionskampagne“ betrieben.

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„Wir werden auf die verabscheuungswürdigen Sanktionen und den Druck der USA mit unserer eigenen Art der Gegenoffensive antworten“, wurde ein Sprecher am Dienstagabend von den Staatsmedien zitiert. Welche Art von Maßnahmen ergriffen werden soll, blieb unklar.

Botschafter: Mehr Geschenkpakete

Der nordkoreanische Botschafter bei der UNO, Han Tae Song, sagte am Dienstag mit Blick auf den sechsten und bisher größten Nukleartest, sein Land werde den USA noch mehr solcher „Geschenkpakete“ schicken. Er bezeichnete das aktuelle Vorgehen seines Landes bei einer Abrüstungskonferenz in Genf als Selbstverteidigung. Diese Strategie werde fortgesetzt, solange die „unverantwortlichen Provokationen und nutzlosen Versuche“, Druck auf die Volksrepublik Korea auszuüben, anhielten.

UNO-Chef: „Gefährlichste Krise“ der Welt

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres appellierte unterdessen an alle Staaten, dass ein Krieg auf der koreanischen Halbinsel unbedingt verhindert werden müsse. Das Risiko eines Nuklearkonflikts mit Nordkorea sei die derzeit „gefährlichste Krise“ der Welt, so Guterres am Dienstag vor Journalisten in New York. „Die möglichen Konsequenzen einer Militäraktion sind zu schrecklich.“ Der UNO-Chef verurteilte erneut den nordkoreanischen Atomtest vom Sonntag. Guterres rief das Land auf, sich an internationale Verpflichtungen zu halten.

Südkoreanische Abwehrrakete

APA/AP/South Korea Defense Ministry

Nord- und Südkorea haben Tausende Raketen aufeinander gerichtet

„Schon wieder hat Nordkorea die internationalen Regeln gegen Nukleartests gebrochen, schon wieder hat das Land dem Sicherheitsrat und der internationalen Gemeinschaft getrotzt und schon wieder hat Nordkorea ohne Grund und verantwortungslos Millionen von Menschen einem großen Risiko ausgesetzt.“

Putin: Nordkorea nicht als Atommacht anerkennen

Der russische Präsident Wladimir Putin forderte erneut einen Dialog mit Pjöngjang. Er bekräftigte seinem südkoreanischen Kollegen Moon Jae In der Agentur Tass zufolge, dass er den „nuklearen Status Nordkoreas nicht anerkennen werde“. Pjöngjang stelle eine Gefahr für die Sicherheit in der Region dar.

„Ohne politische und diplomatische Instrumente wird es sehr schwer, sich in dieser Situation zu bewegen. Um genauer zu sein, ich halte das für unmöglich“, sagte Putin in Wladiwostok am Mittwoch nach einem Gespräch mit Moon. Sanktionen hätten den Konflikt mit Nordkorea nicht gelöst. „Es ist klar, dass es nicht möglich ist, die Probleme auf der koreanischen Halbinsel nur mit Sanktionen und Druck zu lösen“, sagte der Kreml-Chef. „Wir sollten nicht unseren Emotionen erliegen und Nordkorea ins Eck drängen.“

Moon sieht Russland hinter sich

Moon warnte vor einer „unvorhersehbaren“ Entwicklung der Nordkorea-Krise. Es sei nicht mehr absehbar, was passiere, wenn die Regierung in Pjöngjang ihre Provokationen nicht beende, sagte Moon am Mittwoch nach dem Treffen mit Putin. Moon sagte bei der gemeinsamen Pressekonferenz, Putin habe Südkorea die volle Unterstützung bei den Bemühungen zur Beilegung der Krise zugesagt. Putin stimme mit ihm überein, dass die Lösung der Atomfrage in Nordkorea oberste Priorität für die Entwicklung in Ostasien habe.

US-Senator gegen weitere Strafmaßnahmen

Im US-Senat gibt es indes Widerstand gegen neue Sanktionen gegen Nordkorea. Ein einflussreicher republikanischer US-Senator erteilte neuen Strafmaßnahmen gegen das isolationistische Land zunächst eine Absage. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses der Kongresskammer, Bob Corker, sagte am Dienstag, die Spannungen hätten inzwischen ein Ausmaß erreicht, das dafür spreche, dass mit einem neuen Gesetz besser zugewartet werden sollte.

Eigentlich hatten sich die US-Abgeordneten im Juli darauf verständigt, nach dem Ende der Sommerpause Anfang September neue Strafmaßnahmen gegen das Land in Erwägung zu ziehen. Unter anderem war diskutiert worden, ob Banken ins Visier genommen werden sollten, die Geschäfte mit der Regierung in Pjöngjang abschließen.

Wie mit Nordkorea umgehen?

Trotz der Aussicht auf eine weitere Fortentwicklung des weltweit kritisierten Atom- und Raketenprogramms Nordkoreas blieb auch in der internationalen Diplomatie vorerst unklar, wie man mit dem Land umgehen sollte: Während die USA, Südkorea und Deutschland für härtere Sanktionen plädierten, äußerten die UNO-Vetomächte Russland und China Zweifel am Sinn solcher Maßnahmen.

Die USA werfen Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un vor, einen Krieg provozieren zu wollen, und drängen im UNO-Sicherheitsrat auf „größtmögliche Sanktionen“ gegen Pjöngjang. Nordkorea hatte am Sonntag eigenen Angaben zufolge eine Wasserstoffbombe getestet, mit der Interkontinentalraketen (ICBM) bestückt werden sollen. Es war der sechste und bisher größte Atomtest des diplomatisch isolierten Landes seit 2006. Sein Raketen- und Atomprogramm wird weltweit als ernste Gefahr angesehen.

Trump als Hassfigur

Die USA sollten keinen Moment vergessen, dass Nordkorea eine „voll entwickelte Atommacht ist, die im Besitz von ICBMs wie auch einer Atom- und Wasserstoffbombe“ sei, sagte der Ministeriumssprecher in Pjöngjang. Er antwortete dabei auf eine Frage bezüglich neuer Sanktionen. Seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump habe Nordkorea seine Anstrengungen „verdoppelt, um die staatlichen Atomstreitkräfte zu stärken“.

Südkorea und die USA befürchten, dass Nordkorea nach zwei ICBM-Tests im Juli und dem Start einer Mittelstreckenrakete in der vergangenen Woche, die dabei über Japan hinweg in den Pazifik flog, schon bald weitere Raketenversuche unternehmen wird.

Die USA sehen Forderungen nach einem Dialog mit Pjöngjang kritisch. Die amerikanische UNO-Botschafterin Nikki Haley hatte einen Katalog mit härteren Maßnahmen gegen Nordkorea angekündigt, über den der Sicherheitsrat am Montag abstimmen soll. Den USA geht es besonders um eine Aussetzung der Öllieferungen aus China nach Nordkorea. Peking, das wie Moskau zu Zurückhaltung mahnt, befürchtet einen Kollaps des Nachbarlandes mit unkalkulierbaren Folgen.

Südkorea nimmt Anleihe bei US-SEALs

Der „Presse“ zufolge soll in Südkorea eine Spezialeinheit gegründet werden, deren einzige Aufgabe es ist, „Nordkoreas Kriegskommando- und Kontrollsystem zu neutralisieren und die Führung des Regimes einschließlich Kim Jong Un zu eliminieren“. Die Sondereinheit soll eng mit US-Spezialkräften wie Navy SEAL kooperieren, die bereits Terroristenchef Osama bin Laden getötet hat.

TV-Hinweis

ORF III widmet am Samstag ab 20.15 Uhr Nordkorea einen Themenabend - mehr dazu in tv.ORF.at.

„Wir sind jetzt in der Phase der Konzipierung“, bestätigte Verteidigungsminister Song Young Moo den Bericht. „Ich glaube, wir können eine solche Enthauptungseinheit bilden und bis zum 1. Dezember operationsfähig machen.“ Pjöngjang solle im Falle eines nordkoreanischen Nuklearangriffs mit ballistischen Raketen und Marschflugkörpern gefechtsunfähig gemacht werden.

Weitaus stärker als Bombe über Hiroshima

Der japanische Verteidigungsminister Itsunori Onodera gab indessen bekannt, dass die Sprengkraft der von Pjöngjang am Sonntag getesteten Bombe achtmal so groß war wie die der Bombe, die die USA 1945 auf Hiroshima abwarfen. Südkorea hatte zuvor von einer dreifachen Stärke gesprochen. Onodera sagte am Dienstag, die Sprengkraft der zuletzt getesteten nordkoreanischen Bombe werde auf 120 Kilotonnen TNT geschätzt. Die von den USA 1945 auf die japanische Stadt Hiroshima abgeworfene Uranbombe hatte eine Sprengkraft von 15 Kilotonnen TNT.

Nach Ansicht von Guterres ist der Nuklearkonflikt mit Nordkorea die derzeit „gefährlichste Krise“ der Welt. Ein Krieg müsse unbedingt verhindert werden, sagte Guterres am Dienstag. „Die möglichen Konsequenzen einer Militäraktion sind zu schrecklich.“

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