Deutsche Post testet Briefzustellung an weniger Tagen
Die Deutsche Post experimentiert damit, einigen Kunden Briefe nicht mehr jeden Werktag zuzustellen. Anfang Juli startete das Unternehmen unbemerkt von der Öffentlichkeit ein Pilotprojekt, das die bisherige Form der Briefzustellung grundlegend verändern könnte. Ausgewählte Kunden können wählen, ob sie Briefe als Sammelzustellung an einem Wochentag, an drei Wochentagen oder an fünf Tagen, dann aber an den Arbeitsplatz, geliefert bekommen wollen. „Wir testen neue Zustelloptionen, um Kundenbedürfnisse zu erforschen“, sagte heute ein Postsprecher.
Einschreiben und Eilbriefe ausgeschlossen
Die Post möchte herausfinden, ob die drei neuen Formen der Zustellung bei den Kunden auf fruchtbaren Boden fallen. Dazu hätten 18 geschulte Briefträger in den vergangenen Wochen Kunden bundesweit angeworben, die bereit seien, in einer Testphase auf eine tägliche Zustellung zu verzichten und eine andere Form zu wählen, sagte der Sprecher. Ausgeschlossen sind dabei Einschreiben, der Versand von Dokumenten und auch Eilbriefe, die sofort ausgetragen werden.
Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di reagierte mit Empörung. Sie befürchtet, dass sich die Deutsche Post, die gesetzlich zu einer flächendeckenden Grundversorgung verpflichtet ist, aus ihrer Pflicht Schritt für Schritt verabschieden wolle. „Bei uns brennt die Hütte“, sagte die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Andrea Kocsis. Sollte die Briefzustellung künftig seltener werden, könnten auch zahlreiche Arbeitsplätze verloren gehen.
Stetig schrumpfendes Briefgeschäft
Hintergrund der Pläne ist das durch die Digitalisierung der Gesellschaft seit Jahren schrumpfende Briefgeschäft. Im Geschäftsjahr 2006 wurden noch im Schnitt 70 Millionen Briefe pro Werktag in Deutschland zugestellt, zehn Jahre später waren es noch 59 Millionen. Die reine Briefkommunikation schrumpfte 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 3,5 Prozent auf 8,2 Milliarden Stück.
Trotz aller Kritik gibt sich die Post gelassen: Der Test, der noch bis Ende September laufe, sei ergebnisoffen und eine Entscheidung noch lange nicht gefallen. Auch die Bundesnetzagentur sei über den Testlauf vorab unterrichtet worden. Es sei überhaupt unklar, ob ein Kundenbedarf vorhanden sei und ob sich neue Formen der Zustellung betrieblich einsetzen ließen. Die Post werde sich auf keinen Fall aus ihrem Versorgungsauftrag schummeln.