Zwei weitere Deutsche in der Türkei verhaftet

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Türkische Behörden haben nach Angaben des deutschen Außenministeriums gestern in Antalya zwei weitere deutsche Staatsbürger aufgrund politischer Vorwürfe festgenommen. Man habe von der Verhaftung nicht von türkischer Seite erfahren, sondern von „nicht staatlichen Stellen“, sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Adebahr, heute in Berlin. Die Flughafenpolizei von Antalya habe die Festnahmen aber auf Nachfrage bestätigt.

Da es bisher nicht möglich gewesen sei, einen direkten Kontakt zu den Verhafteten und eine konsularische Betreuung zu erreichen, könne sie keine weiteren Details nennen. „Wir müssen davon ausgehen, dass es ein politischer Vorwurf sein könnte“, sagte Adebahr aber zu den Hintergründen der Verhaftung. Die Türkei hat seit dem gescheiterten Putsch im Juli 2016 Zehntausende Personen unter dem Vorwurf der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung inhaftiert.

Zwölf aus politischen Gründen Verhaftete

Nach Angaben des Auswärtigen Amtes befinden sich derzeit 55 deutsche Staatsangehörige in der Türkei in Haft, davon zwölf aus politischen Gründen - einschließlich der beiden gestern Verhafteten. Mindestens vier der zwölf hätten die doppelte Staatsbürgerschaft, sagte Adebahr.

Am 200. Tag der Inhaftierung des deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel forderte Regierungssprecher Steffen Seibert einen Kurswechsel der türkischen Führung. „Unsere Forderung an die Türkei ist klar: Wir erwarten von der Türkei, dass deutsche Staatsbürger freigelassen werden.“ Seibert kritisierte auch Verstöße gegen das Wiener Übereinkommen, das die konsularische Betreuung von Inhaftierten regle. Die deutsche Regierung beklagt seit Wochen, dass sie keinen ungehinderten Zugang zu deutschen Staatsbürgern erhalte.

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz forderte unterdessen eine härtere Gangart im Umgang mit der Türkei. Schulz nannte eine mögliche Aussetzung der Verhandlungen über eine Ausweitung der Zollunion mit der Türkei, einen Vorstoß auf EU-Ebene über eine Einstellung der Vorbeitrittshilfen sowie eine Verschärfung von Reisehinweisen. Solche Maßnahmen sollten „in den nächsten Tagen“ geprüft werden.