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Nur symbolischer Akt

Der Spitzenkandidat der Liste Gilt des Kabarettisten und Schauspielers Roland Düringer, Günther Lassi, zieht sich „unwiderruflich“ zurück. Das teilte die Liste Mittwochabend in einer Aussendung mit. Lassi war in die Kritik geraten, weil auf seiner Homepage eine PDF-Datei mit dem antisemitischen Pamphlet „Protokolle der Weisen von Zion“ verlinkt war. Er selbst spricht von Rufmord.

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Der Rückzug ist allerdings nur ein symbolischer Akt, denn Gilt kann die Bundesliste aus rechtlichen Gründen nicht mehr ändern, wenn sie bei der Bundeswahlbehörde liegt. Lassi könnte also nur im Fall eines Parlamentseinzugs auf sein Mandat verzichten. Auf Facebook distanziert sich der Esoteriker wörtlich „strickt vor solchem faschistischem Gedankengut“.

Homepage stillgelegt

„Ich bin ein einfacher Mensch mit wenig politischer Erfahrung und bin zutiefst erschüttert und enttäuscht über diesen Shitstorm, der da über mich herzieht“, postete Lassi. Und weiter: „Ja, ich habe einen Fehler gemacht und dieses Pamphlet unbedacht auf meine Homepage gestellt.“ Auf Anraten von Gilt sei die Homepage stillgelegt worden. „Erbärmlich“ und bezeichnend für die „Polarisierung unserer Gesellschaft und der Medien“ sei es jedoch, ihn „rufschädigend“ zu verdammen.

„Als Pazifist nicht gegen Medien ankämpfen“

Wie Gilt berichtet, wolle Lassi „als Pazifist nicht gegen die österreichischen Medien ankämpfen“ und dem „Demokratieprojekt Gilt“ nicht schaden. Er ziehe seine Kandidatur daher „in tiefer Erschütterung unwiderruflich“ zurück. Laut Gilt hat Lassi eine umfassende Dokumentensammlung über Esoterik und Okkultismus angelegt. In dieser sei auch eine PDF-Datei zu den „Protokollen der Weisen von Zion“ aus dem Jahr 1903 enthalten gewesen. Allerdings sei in einem anderen PDF-Dokument der „Sammlung Lassi“ das betreffende Pamphlet scharf kritisiert worden.

Düringer: „Politisches Hickhack hat Gilt erwischt“

„Das politische Hickhack in der österreichischen Medienwelt hat jetzt auch Gilt erwischt“, meinte Düringer in einem Statement am Dienstag, in dem er seinen Spitzenkandidaten als Person verteidigte. „Günther Lassi ist ein anständiger Kerl, der kein faschistisches Gedankengut in sich trägt. Bei Gilt hat so etwas sowieso in keiner Form Platz.“ Anstatt über die Idee der offenen Demokratie zu berichten, würden einzelne Menschen persönlich angegriffen und in ein falsches Licht gerückt.

DÖW machte vor Jahren auf Website aufmerksam

Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW) hatte schon vor zwei Jahren auf die Website Lassis aufmerksam gemacht. Im Februar 2015 wurde in der Rubrik „Neues von ganz rechts“ auf „antisemitische Hetze auf esoterischer Website“ hingewiesen. Das DÖW hatte damals die Behörden um Prüfung des Sachverhalts auf strafrechtliche Relevanz gebeten.

Laut DÖW wurde im Vorwort auf Lassis Homepage behauptet, dass die Hetzschrift „von freimaurerischen und zionistischen Kreisen hartnäckig als Fälschung bezeichnet“ werde, obwohl „Gerichtsgutachter [...] schon in den 30er-Jahren das Gegenteil festgestellt“ hätten.

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