Mehrere Todesopfer und Milliardenschäden
Kurz vor seinem Besuch in den Katastrophengebieten von Texas hat US-Präsident Donald Trump die Bewohner auf einen langen und schwierigen Wiederaufbau nach Hurrikan „Harvey“ eingestimmt. Im Moment habe die Rettung von Menschenleben Vorrang, sagte Trump am Montag vor Journalisten in Washington. Der Wiederaufbau werde „sehr teuer“.
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„Alle mir untergeordneten Ressourcen stehen den Behörden dort zur Verfügung“, so der US-Präsident. Er stehe mit dem Kongress in Kontakt, auf Bundesebene werde es schnelle Reaktionen geben. Trump kommt am Dienstag, dem zwölften Jahrestag des Hurrikans „Katrina“, nach Texas. Im Raum Houston stehen nach heftigen Regenfällen große Gebiete unter Wasser, mindestens sieben Menschen kamen bisher ums Leben. Medien berichten von bis zu zehn Toten. Die Behörden rechnen mit weiteren Opfern.
Weiterer Regen prognostiziert
„Harvey“ ist mit Windgeschwindigkeiten von über 200 km/h der heftigste Sturm in Texas seit 1961. Mindestens 2.000 Menschen wurden in den vergangenen Tagen von der Polizei und Rettungskräften in Sicherheit gebracht, oft wurden sie per Hubschrauber von Dächern gerettet. In den gefluteten Häusern sitzen wahrscheinlich noch zahlreiche weitere Personen fest.

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Corpus Christi, Texas: Oft bleibt Anrainern nur noch, sich auf Dächer zu retten
Schnelle Besserung ist nicht in Sicht. Der Nationale Wetterdienst (NWS) warnte weiter vor sintflutartigen Regenfällen und Überschwemmungen. Der Sturm sog über dem am Ende des Sommers sehr warmen Golf von Mexiko extrem viel Feuchtigkeit auf, die er nun als Regen wieder abgibt. Auch außerhalb Houstons machte der Sturm viele Häuser dem Erdboden gleich. Verschmutztes Trinkwasser wurde mehr und mehr zum Problem. Die Behörden riefen die Bevölkerung auf, Trinkwasser abzukochen.
„Harvey“ bewegte sich dabei nur langsam vorwärts. Er könnte nach Einschätzung von Meteorologen des National Hurrican Center leicht ostwärts wandern und damit auch Teile Louisianas erreichen. Dort hatte es schon in den vergangenen Tagen heftig geregnet. Der Gouverneur des Bundesstaates, John Bel Edwards, sagte am Montag, Louisiana stehe das Schlimmste aller Wahrscheinlichkeit nach noch bevor.
Finanzstreit in Washington
Der Kongress kommt nächste Woche aus den Sommerferien zurück. Finanzhilfen für die Überschwemmungsopfer in Texas und auch im Bundesstaat Louisiana verschärfen die Haushaltslage weiter. In den USA muss die Schuldenobergrenze im Herbst angehoben werden, sonst droht eine Zwangsschließung der staatlichen Behörden („Government Shutdown“). Das würde Trump nach eigenen Angaben auch in Kauf nehmen, sollte der Kongress nicht wie von ihm gefordert finanzielle Mittel für den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko bewilligen. Auf die Frage, ob Trump wegen „Harvey“ seine Drohung überdenke, sagte der Präsident: „Das hat damit nichts zu tun.“

APA/AP/Corpus Christi Caller-Times/Rachel Denny Clow
Die Schäden werden schon jetzt auf bis zu 20 Mrd. Dollar geschätzt
Die US-Großbank JP Morgan schätzt die versicherten Schäden durch „Harvey“ auf zehn bis 20 Milliarden Dollar (rund 17 Mrd. Euro). Das seien die Berechnungen nach dem bisherigen Stand. Damit könnte „Harvey“ zu einem der teuersten zehn Wirbelstürme der US-Geschichte werden. Allerdings wäre er für die Versicherer nicht so kostenträchtig wie Hurrikan „Katrina“, der 2005 New Orleans verwüstet hatte und die Branche 75 Milliarden Dollar kostete.
Böse Erinnerungen an „Katrina“
Sturm „Harvey“ ist die erste große Naturkatastrophe, mit der Trump in seiner rund siebenmonatigen Amtszeit konfrontiert ist und stellt auch einen Test für Trumps Regierungsfähigkeit dar. Die „New York Times“ schrieb, das Weiße Haus sei sich über die Risiken bewusst, die ein falscher Umgang mit der Naturkatastrophe berge. Ein vorrangiges Ziel des Stabs dürfte im Umgang mit „Harvey“ auch sein, frühere schlechte Beispiele von Katastrophenmanagement nicht zu wiederholen. In den USA ist noch immer die Erinnerung an Hurrikan „Katrina“ aufrecht, der 2005 New Orleans verwüstete und mehr als 1.500 Menschenleben forderte.

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Rund 30.000 Menschen müssen wahrscheinlich vorübergehend in Notünterkünfte ziehen
Der damalige Präsident George W. Bush urlaubte gerade auf seiner Ranch, als der Sturm am Morgen des 29. Augusts auf Land traf. Er kehrte erst zwei Tage später nach Washington zurück, sah aber davon ab, sofort in das Katastrophengebiet zu reisen. Das wurde ihm als schwerer Fehltritt angelastet. Auch die Rettungsmaßnahmen der Katastrophenschutzbehörde FEMA wurden nach „Katrina“ scharf kritisiert, dieser Schatten begleitete Bush durch seine gesamte Amtszeit. Trump hingegen will ein anderes Bild vermitteln: Er ließ sich von Mitarbeitern immer wieder über die Lage informieren, nahm an Telefonkonferenzen teil und twitterte, um Rettungskräfte zu loben und den Texanern Mut zuzusprechen.
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