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Rund 200 Meter abgestürzt

Die Polizei ermittelt nach dem Absturz einer Seilschaft in Krimml in Salzburg mit fünf Toten und einem schwer verletzten Bergsteiger aus Bayern. So soll der überlebende Bergsteiger befragt werden. Von ihm erhofft man sich weitere Klärung über den Hergang. Auch weitere Zeugen sollen noch vernommen werden.

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Einige Zeugen, die das Unglück mitansehen mussten, wurden bereits einvernommen. Der Absturz ereignete sich offenbar, als die Gruppe auf dem blanken Eis umkehren wollte. Die Männer waren alle angeseilt. Einer der Bergsteiger kam in etwa 3.000 Metern Höhe ins Rutschen und riss die anderen mit. Die Gruppe stürzte rund 200 Meter in eine Spalte zwischen Gletscher und Fels.

Ein Hubschrauber der einen der Verunglückten ins Tal nach Krimml fliegt

APA/Zoom Tirol

Ein Opfer wird von einem Hubschrauber ins Tal gebracht

Experte: Auf blankem Eis nicht anseilen

Der Absturz einer großen Seilschaft wie bei dem Bergunfall unterhalb der Mannlkarscharte im Salzburger Grenzgebiet zu Tirol und Südtirol sei eher ungewöhnlich, so Hermann Spiegl, Landesleiter der Tiroler Bergrettung am Sonntag. Grundsätzlich sei es eine richtige Wahl, auf einem schneebedeckten Gletscher angeseilt zu gehen, um Stürze in verborgene Spalten zu verhindern. „Offenbar war die Gruppe aber auf Blankeis unterwegs“, so Spiegl.

Laut Lehrmeinungen sollte man auf blanken Gletschern ohne Schneeauflage nicht angeseilt gehen, um das Risiko des Abrutschens einer ganzen Gruppe zu verringern. Steigeisen, Pickel, Steinschlaghelm und die für Hochtouren übliche Notausrüstung für jedes Mitglied sind obligatorisch. Generell gilt: Wer als Gruppe angeseilt geht, sollte immer auf den Seilverlauf achten: „Dieser ist aus physikalischen Gründen entscheidend, wenn jemand stürzt“, so Spiegl weiter - mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Augenzeugen: Während des Umkehrens

Augenzeugen schilderten den Unfallhergang aus ihrer Sicht. Eine Gruppe von Bergsteigern, die etwa 30 bis 50 Meter hinter der verunglückten Seilschaft ging, beobachtete laut Martin Reichholf von der Bezirkshauptmannschaft Zell am See in Salzburg den Unfall. Der Letzte in der Seilschaft wollte laut den Zeugenaussagen offenbar umkehren, weil es ihm zu riskant geworden sei. Die Gruppe soll darüber diskutiert und ihm schließlich zugestimmt haben.

Während des Umdrehens - es sei aber auch noch diskutiert worden - soll dann der Zweite in der Gruppe auf dem Eis ausgerutscht sein und die gesamte Seilschaft mitgerissen haben, fasste Reichholf gegenüber ORF Salzburg die Zeugenaussagen zusammen. „Die letzten zwei versuchten, den Sturz noch mit Pickeln zu halten, jedoch vergeblich“, schilderte Franz Gensbichler, Einsatzleiter der Bergrettung Krimml.

Karte zeigt den Unfallort

Grafik: APA/ORF.at

Verunglückte identifiziert

Die fünf getöteten Männer im Alter von 34, 56, 65, 69 und 70 Jahren stammen aus dem Raum um die Städte Altötting und Burghausen in Oberbayern, wie es laut dpa Sonntagabend von der Landespolizeidirektion in Salzburg hieß. Ein 75 Jahre alter Bergsteiger aus dem Raum Altötting überlebte schwer verletzt. Der Mann wurde ins Salzburger Unfallkrankenhaus gebracht. Sein Zustand sei stabil, heißt es vom behandelnden Arzt - mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Die sechs Bergsteiger seien zunächst etwa 100 Meter abgestürzt und auf einer Felsnase gelandet, so Reichholf. Von dort aus dürfte die Seilschaft noch einmal etwa 100 Meter in die Tiefe gefallen sein. Im Großen und Ganzen sei der Unfallhergang damit klar, so Reichholf. Trotzdem werden noch weitere Zeugen befragt - unter ihnen auch der Wirt der Zittauer Hütte. Bei ihm hatten die sechs Bergsteiger übernachtet. Das Unglück passierte etwa eineinhalb Kilometer oberhalb der Hütte.

„Gletscher derzeit extrem eisig“

Der Unfallort befindet sich in den Zillertaler Alpen rund eineinhalb Kilometer südlich der Zittauer Hütte auf rund 3.000 Metern Seehöhe bei der Mannlkarscharte beim Einstieg zum Wildgerloskees. Die Bergung gestaltete sich schwierig. „Die Einsatzkräfte müssen durch unwegsames Gelände zu Fuß gehen, um an die Unglücksstelle zu kommen“, schilderte Reichholf. Zudem herrsche Steinschlaggefahr.

Zwei Polizeihubschrauberteams aus Tirol und Salzburg übernahmen gemeinsam mit Krimmler Bergrettern die Bergung der Toten. Im Einsatz waren die Alpinpolizei, fünf Rettungshubschrauberteams und acht Bergretter aus Krimml. Auch ein Mitglied des Rettungshubschrauberteams des ÖAMTC wurde leicht verletzt. Ein Steinschlag traf den Mann, als sie zur Unfallstelle aufstiegen, berichtete Ralf Schüller vom ÖAMTC. Er erlitt leichte Prellungen.

„Derzeit sind die Gletscher extrem eisig, und es braucht viel Erfahrung. Dazu kommt auch eine große Steinschlaggefahr“, so Gensbichler. Er rät nicht erfahrenen Alpinisten bei diesen Verhältnissen von solchen Touren ab.

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