Bei Umkehrversuch ausgerutscht
Nach dem verheerenden Absturz einer ganzen Seilschaft mit fünf Toten unterhalb der Mannlkarscharte in der Reichenspitzgruppe in Krimml (Salzburg) haben Augenzeugen den Unfallhergang aus ihrer Sicht geschildert. Offenbar war die Gruppe bei einem Umkehrversuch abgestürzt.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Eine Gruppe von Bergsteigern, die etwa 30 bis 50 Meter hinter der verunglückten Seilschaft ging, beobachtete laut Martin Reichholf von der Bezirkshauptmannschaft Zell am See den Unfall. Der Letzte in der Seilschaft wollte laut den Zeugenaussagen offenbar umkehren, weil es ihm zu riskant geworden sei. Die Gruppe soll darüber diskutiert und ihm schließlich zugestimmt haben.
Schwieriges Gelände
Die Gletscher gehen zurück, das Gelände sei dadurch schwieriger geworden, so ORF-Reporter Franz Grießner aus Krimml. Das Unglück soll passiert sein, noch während über eine Umkehr diskutiert wurde.
Während des Umdrehens - es sei aber auch noch diskutiert worden - soll dann der Zweite in der Gruppe auf dem Eis ausgerutscht sein und die gesamte Seilschaft mitgerissen haben, fasste Reichholf gegenüber ORF Salzburg die Zeugenaussagen zusammen. „Die letzten zwei versuchten, den Sturz noch mit Pickeln zu halten, jedoch vergeblich“, schilderte Franz Gensbichler, Einsatzleiter der Bergrettung Krimml.
Verunglückte identifiziert
Die fünf getöteten Männer im Alter von 34, 56, 65, 69 und 70 Jahren stammen aus dem Raum um die Städte Altötting und Burghausen in Oberbayern, wie es laut dpa Sonntagabend von der Landespolizeidirektion in Salzburg hieß. Ein 75 Jahre alter Bergsteiger aus dem Raum Altötting überlebte schwer verletzt.

Grafik: APA/ORF.at
Weitere Zeugen werden befragt
Die sechs Bergsteiger seien zunächst etwa 100 Meter abgestürzt und auf einer Felsnase gelandet, so Reichholf. Von dort aus dürfte die Seilschaft noch einmal etwa 100 Meter in die Tiefe gefallen sein. Im Großen und Ganzen sei der Unfallhergang damit klar, so Reichholf. Trotzdem werden noch weitere Zeugen befragt - unter ihnen auch der Wirt der Zittauerhütte. Bei ihm hatten die sechs Bergsteiger übernachtet.
Zustand des sechsten Mannes stabil
Etwa eineinhalb Kilometer unterhalb der Hütte war es Sonntagvormittag zu dem Unglück gekommen. Die Besatzungen von Rettungshubschraubern aus Salzburg und Tirol konnten fünf Bergsteigern nicht mehr helfen. Nur einer der insgesamt sechs Alpinisten konnte schwer verletzt geborgen werden. Der Mann wurde ins Salzburger Unfallkrankenhaus gebracht. Sein Zustand ist stabil, heißt es vom behandelnden Arzt - mehr dazu in salzburg.ORF.at.
„Gletscher derzeit extrem eisig“
Der Unfallort befindet sich in den Zillertaler Alpen rund eineinhalb Kilometer südlich der Zittauerhütte auf rund 3.000 Metern Seehöhe bei der Mannlkarscharte beim Einstieg zum Wildgerloskees. Die Bergung gestaltete sich schwierig. „Die Einsatzkräfte müssen durch unwegsames Gelände zu Fuß gehen, um an die Unglücksstelle zu kommen“, schilderte Reichholf. Zudem herrsche Steinschlaggefahr.
Zwei Polizeihubschrauberteams aus Tirol und Salzburg übernahmen gemeinsam mit Krimmler Bergrettern die Bergung der Toten. Im Einsatz waren die Alpinpolizei, fünf Rettungshubschrauberteams und acht Bergretter aus Krimml. Auch ein Mitglied des Rettungshubschrauberteams des ÖAMTC wurde leicht verletzt. Ein Steinschlag traf den Mann, als sie zur Unfallstelle aufstiegen, berichtete Ralf Schüller vom ÖAMTC. Er erlitt leichte Prellungen.
„Derzeit sind die Gletscher extrem eisig, und es braucht viel Erfahrung. Dazu kommt auch eine große Steinschlaggefahr“, so Gensbichler. Er rät nicht erfahrenen Alpinisten bei diesen Verhältnissen von solchen Touren ab.
Alpinisten im Trentino verunglückt
Es handelt sich nicht um das einzige tödliche Bergunglück an diesem Wochenende. In den italienischen Südalpen starben am Sonntag mindestens zwei Mitglieder einer Seilschaft, wie die Nachrichtenagentur ANSA berichtete. Die Alpinisten waren am Sonntagvormittag auf dem Berg Presanella im Gletscher unterwegs.
Auf einer Höhe von etwa 3.200 Metern in der norditalienischen Provinz Trentino rutschten zwei von ihnen ab und rissen die übrigen der Gruppe in die Tiefe. Neben den beiden Toten gab es ANSA zufolge sieben Verletzte, unter ihnen ein 14-Jähriger. Bei den Verunglückten handle es sich um zwei Familien aus dem italienischen Brescia, hieß es weiter.
80-Jährige in Bayern tödlich abgestürzt
Am Samstag kam bei einer Wanderung nahe Oberstdorf in Bayern eine 80-Jährige ums Leben. Sie war am Samstagmittag laut Polizei mit ihrem 82-jährigen Ehemann auf den knapp 1.680 Meter hohen Besler unterwegs. Kurz vor dem Gipfel hörte der voraus gehende Ehemann seine Frau rufen.
Sie rutschte über eine Wiese auf einen steilen Abbruch zu, wo sie etwa 200 Meter in die Tiefe stürzte. Unten fand der Mann die Frau mit schweren Kopfverletzungen. Ein Hüttenwirt alarmierte die Bergwacht, die aber nur noch den Tod feststellen konnte.
Link: