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Suche nach acht Personen intensiviert

Ein Bergsturz im Schweizer Kanton Graubünden hat möglicherweise Opfer gefordert. Nach acht Personen wird noch gesucht, darunter laut Außenministerium ein österreichisches Ehepaar. Die anderen Vermissten stammen aus der Schweiz und Deutschland. Von ihnen fehlte am Donnerstag jede Spur.

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Die Polizei bildete unterdessen eine Spezialeinheit, die intensiv mit den Angehörigen zusammenarbeitet, sagte der Einsatzleiter im Katastrophengebiet, Andrea Mittner. 121 Kräfte von Polizei, Feuerwehr, Zivilschutz und Gemeindepersonal suchten nach den Vermissten. Auch Hunde kamen zum Einsatz. Die Schuttkegel seien oft meterhoch, so der Einsatzleiter. „Bis jetzt wurde aber keine Person gefunden.“ Die acht Vermissten seien nicht zusammen unterwegs gewesen, sagte Mittner.

„In gefährdetem Gebiet“

Die meisten von ihnen hatten zum Zeitpunkt des Unglücks vermutlich eine Wanderung unternommen. Nach Angaben der Behörden hielten sie sich in einem offiziell ausgewiesenen Gefahrengebiet auf. Die Gemeinde Bondo habe zuletzt am 14. August eine Warnung vor einem möglichen Felssturz herausgegeben, sagte die Gemeindepräsidentin Anna Giacometti am Donnerstag.

„Die Leute haben gewusst, sie bewegen sich in einem gefährdeten Gebiet.“ Auch die Hüttenwirte hätten Wanderer auf die Gefahren aufmerksam gemacht, sagte Giacometti. Allerdings seien nur wenige Teile des Tales gesperrt gewesen. Die Zeitung „Blick“ schrieb, dass in der Region Mobiltelefone nicht überall Empfang hätten.

Geröll in der Ortschaft Bondo

APA/Keystone/Gian Ehrenzeller

Vier Millionen Kubikmeter Schlamm und Gestein schoben sich an Bondo vorbei

„Wir hoffen, dass dies der Grund ist, weshalb wir nicht alle im Gebiet vermuteten Personen erreichen konnten“, sagte der Sprecher der Kantonspolizei Graubünden, Markus Walser, dem Blatt. Eine zweite Wanderergruppe, die auch in dem Tal in Graubünden vermutet und vermisst gemeldet worden war, tauchte inzwischen unversehrt in Italien auf, bestätigte eine Sprecherin der Polizei im Kanton Graubünden.

Dorf evakuiert

Auf dem 3.369 Meter hohen Piz Cengalo hinter dem Bergdorf Bondo hatten sich am Mittwochvormittag Gesteinsmassen gelöst und waren ins Tal gedonnert. Dabei waren nach Schätzungen bis zu vier Millionen Kubikmeter Geschiebe mit Schlamm und größeren Gesteinsbrocken nachgerutscht.

Geröll in der Ortschaft Bondo

APA/Keystone/Giancarlo Cattaneo

Die graue Erdmasse reichte bis zu den Häusern

Die graue Masse schob sich direkt an dem Ort vorbei. Nach Angaben der Polizei wurden zwölf landwirtschaftliche Gebäude, darunter Scheunen und Ställe, durch den Erdrutsch zerstört oder in Mitleidenschaft gezogen. Verletzt wurde in Bondo niemand, weil ein Alarmsystem rechtzeitig vor dem Murenabgang gewarnt hatte. Das Dorf wurde evakuiert. Dabei kamen laut Polizei auch Hubschrauber zum Einsatz.

Die Einwohner des 200-Seelen-Ortes dürfen bis auf Weiteres nicht in ihre Häuser zurückkehren. Experten schlossen weitere kleinere Felsstürze im Seitental Val Bondasca nicht aus. Die Hauptstraße durch das Tal blieb vorerst gesperrt. Die Fahrbahn war sowohl unterspült als auch überspült worden, ist beschädigt und stellenweise verschüttet.

Gefahr seit Langem bekannt

Die Bergsturzgefahr auf dem Piz Cengalo ist seit Langem bekannt. Das Gebiet wird seit Jahren vom kantonalen Amt für Wald- und Naturgefahren überwacht. Bei einer Messung Ende Juli hatten Geologen laut einem Medienbericht stark erhöhte Felsbewegungen festgestellt. Vergangene Woche war dann offenbar ein Betretungsverbot für „Maiensässe“ - eine Sonderform der Alm - im gefährdeten Gebiet ausgesprochen worden.

Karte zeigt den Unglücksort Piz Cengalo

Grafik: APA/ORF.at

Bereits 2012 hatte sich auf dem Piz Cengalo ein Bergrutsch ereignet. Dabei stürzten knapp vier Millionen Kubikmeter Gestein in ein unbewohntes Tal. Zuletzt gab es im November 2014 einen tödlichen Erdrutsch in der Schweiz. Dabei wurden in Davesco-Soragno im Kanton Tessin zwei Menschen getötet und vier weitere verletzt.

Bondo liegt an der Grenze zu Italien, rund 35 Kilometer südwestlich von St. Moritz. Das Val Bondesca ist ein nach einem es durchfließenden Fluss benanntes Tal. Wanderungen versprechen spektakuläre Ausblicke. Da die Polizei erst keine Vermissten meldete, gab es wenig Aufmerksamkeit für das Ereignis.

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