Strategie mit wenigen Details
US-Präsident Donald Trump hat schon im August ein stärkeres Engagement der amerikanischen Streitkräfte in Afghanistan angekündigt und will dabei auch Alliierte in die Pflicht nehmen. Ein schneller Rückzug aus dem Kriegsgebiet wie ursprünglich unter Ex-Präsident Barack Obama geplant kommt nicht mehr infrage - er würde nur ein Vakuum schaffen, das Extremisten ausnutzen würden, sagte Trump vor Kurzem auf einem Militärstützpunkt in der Nähe von Washington.
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„Mein ursprünglicher Instinkt war abzuziehen“, betonte Trump. Seine Sicherheitsberater hätten ihn aber von einem stärkeren Engagement überzeugt. Tatsächlich ist das eine Kehrtwende. Trump hatte bereits vor seiner Präsidentschaftskandidatur die US-Kriege im Irak, in Syrien und Afghanistan scharf kritisiert. Sein demokratischer Amtsvorgänger Barack Obama setzte zumindest sein Wahlversprechen, die US-Truppen aus dem Irak abzuziehen, um - nur um später dann wieder eine kleine Präsenz aufzubauen. Afghanistan, in das die USA nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 einmarschierten, ist mittlerweile der längste Krieg in der US-Geschichte.
Mit der „neuen“ Strategie soll verhindert werden, dass die radikalislamischen Taliban die Regierung in Kabul stürzen. Wie viele Soldaten zusätzlich an den Hindukusch entsandt werden, sagte Trump nicht. Regierungskreisen zufolge billigte er aber den Plan von Verteidigungsminister James Mattis, die 8.400 Mann starke Truppe um 4.000 aufzustocken.

APA/AFP/Nicholas Kamm
Im Kreis von Soldaten kündigte Trump seine neue Afghanistan-Strategie an
Scharfe Kritik an Pakistan
Der Präsident griff in seiner Rede die Atommacht Pakistan scharf an. Das Land sei ein Rückzugsraum für Terrororganisationen, die Taliban und andere Gruppen. Dazu könnten die USA nicht länger schweigen. „Pakistan kann viel erreichen, wenn es Partner unserer Bemühungen in Afghanistan wird.“ Die pakistanische Armee hatte bereits Vorwürfe zurückgewiesen, wonach es in dem Land Verstecke für Extremisten gibt. Man gehe gegen alle Terroristen vor.
Die Rede Trumps, die mit Spannung erwartet wurde, war eher allgemein gehalten. Im Wahlkampf hatte er kritisiert, der Einsatz in Afghanistan koste zu viele Menschen das Leben und sei zu teuer. Nach dem Amtsantritt ließ Trump schließlich die US-Strategie in dem Land überprüfen. Die amerikanischen Truppen sind dort seit dem Sturz der Taliban im Jahr 2001 im Einsatz. Dennoch konnten die Islamisten in den vergangenen Jahren Territorium gutmachen. Die Zentralregierung ist schwach, dazu kommen interne Fraktionskämpfe und eine grassierende Korruption.
Mehr Befugnisse für US-Armee
Trump ordnete nach eigenen Worten an, die US-Armee beim Kampf gegen Netzwerke von Extremisten und Kriminellen mit mehr Befugnissen auszustatten. Die Feinde könnten sich nirgendwo verstecken. „Unsere Soldaten kämpfen, um zu gewinnen“, betonte er. Wie lange der Einsatz dauern soll, ließ er offen.
Die USA werden nach Trumps Worten auch die NATO-Verbündeten und andere Partner bitten, in gleichem Umfang zusätzliche Truppen und Geld zur Verfügung zu stellen. „Wir sind zuversichtlich, dass sie das auch tun werden“, sagte der Präsident. Verteidigungsminister Mattis kündigte Beratungen mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg und den Alliierten an. Einige von ihnen hätten sich bereits verpflichtet, mehr Truppen zu schicken, erklärte der frühere General bei einem Besuch in Jordanien. Der internationale Einsatz in Afghanistan wird von der NATO angeführt.
Trump äußerte in seiner Rede zudem die Hoffnung, dass der Konflikt in Afghanistan nach einem militärischen Erfolg politisch gelöst wird und daran auch Teile der Taliban beteiligt sein können. „Aber niemand weiß, ob oder wann das passieren wird.“ NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg begrüßte Trumps Bekenntnis zum Kampf gegen die Taliban in Afghanistan. Das Bündnis stehe weiter uneingeschränkt zu dem Land, kommentierte Stoltenberg.

Reuters/Lucas Jackson
US-Soldaten in Afghanistan im Einsatz
Militärs setzten sich durch
US-Militärkommandanten haben schon lange geplant, nach dem erfolgreichen Kampf gegen die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) in der irakischen Stadt Mossul den Fokus wieder stärker auf Afghanistan zu legen. Regierungskreisen zufolge ließ die neue Strategie aber so lange auf sich warten, weil Trump zunächst überzeugt werden musste, dabei auch Pakistan zu berücksichtigen. Der Präsident habe eine Reihe von Optionen vorgelegt bekommen.
Letztlich konnte sich sein Sicherheitsberater Herbert McMaster mit einer Aufstockung der Truppen durchsetzen. Trumps ehemaliger Chefstratege Steve Bannon dagegen warb Insidern zufolge für einen Abzug, weil der Krieg nach seiner Ansicht nicht zu gewinnen ist.
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