Fahrer noch auf der Flucht
Bei einem Terroranschlag mit einem Lieferwagen sind auf Barcelonas berühmter Flaniermeile Las Ramblas mindestens 13 Menschen getötet worden. Etwa 100 weitere Menschen wurden am Donnerstag nach Angaben der katalanischen Regionalregierung verletzt, nachdem ein Lieferwagen mit hohem Tempo in eine Menschenmenge gerast war. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte den Anschlag laut ihrem Sprachrohr Amak für sich.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Zwei Verdächtige - ein Marokkaner und ein Spanier - wurden noch am Abend von der spanischen Polizei verhaftet. Laut Polizeichef Josep Lluis Trapero fand eine Verhaftung in der Stadt Ripoll statt, eine in Alcanar. Der Fahrer des Wagens sei nicht dabei.
Trapero berichtete zudem, dass es am Vortag in Alcanar eine Explosion mit einem Toten und einigen Verletzten gegeben habe. Zunächst sei man von einer Gasexplosion ausgegangen, mittlerweile glaube man aber an einen Zusammenhang mit den Attentat. In Medien wird spekuliert, dass in dem Haus ein Sprengsatz für den - oder einen möglichen zweiten - Anschlag hergestellt werden sollte, doch dabei ein Fehler passierte, der die Explosion auslöste.
Angeblicher Wagenmieter soll sich gemeldet haben
Laut Medienberichten ist unter den Festgenommenen auch jener Mann, der den Lieferwagen und ein zweites Auto angemietet hatte. Dieses wurde nach Fahndung in der Stadt Vic entdeckt. Der Name und ein Bild des Mannes waren nach dem Anschlag veröffentlicht worden. Für die Festnahme gibt es allerdings keine Bestätigung: Andere Medien hatten zuvor berichtet, der Mann mit marokkanischen Wurzeln habe sich am Abend bei der Polizei gemeldet und angegeben, seine Ausweise seien gestohlen worden.

APA/AP/Manu Fernandez
Der Lieferwagen wird von der Polizei untersucht
Toter nach Schusswechsel
Auch die Rolle eines bei einem Schusswechsel Getöteten ist noch unklar. Der Mann war bei einer Polizeikontrolle mit seinem Wagen davongerast und hatte zwei Beamte verletzt. In Sant Just Desvern nahe Barcelona wurde er laut Medien gestellt und nach einem Schusswechsel tot in seinem Auto gefunden. Laut Polizeichef Trapero dürfte der Vorfall doch nichts mit dem Anschlag zu tun haben.
In den ersten Stunden nach dem Anschlag hieß es, ein oder mehrere Täter hätten sich in einem Lokal in der Nähe des Anschlags verschanzt oder gar Geiseln genommen. Das dementierte die Polizei zwar, ließ aber offen, ob der Täter das Lokal wieder verlassen hatte - oder nie dort war.
ORF-Reporter Manola mit Details zum Barcelona-Anschlag
ORF-Korrespondent Josef Manola meldet sich aus Barcelona und berichtet vom Anschlag im Zentrum der Stadt.
IS will für Tat verantwortlich sein
Nach Angaben des IS-Sprachrohrs Amak waren mehrere Täter an dem Anschlag beteiligt. Sie seien „Soldaten des Islamischen Staates“, meldete Amak unter Berufung auf nicht näher genannte Sicherheitsquellen. Sie hätten mit der Operation auf Aufrufe reagiert, die Staaten der „internationalen Koalition“ anzugreifen. Die Echtheit der Nachricht ließ sich zunächst nicht verifizieren. Sie wurde aber über die üblichen Kanäle von Amak im Internet verbreitet.
Zahl der Toten könnte noch steigen
Über die genaue Zahl der Opfer herrschte zunächst Unklarheit. Der katalanische Regierungschef Carles Puigdemont sprach von mindestens zwölf Opfern, sein Innenminister Joaquim Forn korrigierte dann die Zahl zurück auf 13. Von den 100 Verletzten befinden sich 15 in kritischem Zustand, Forn rechnet damit, dass sich die Zahl der Todesopfer noch erhöht. Unter den Toten befinden sich ein Belgier und laut ZDF drei Deutsche. Die Nationalität der anderen Opfer ist noch nicht bekannt. Hinweise auf österreichische Opfer lagen nicht vor.
„Die Demokratie wird den Terrorismus und die Barbarei überall dort besiegen, wo diese stattfinden“, sagte Puigdemont. „Katalonien ist immer ein Land des Friedens und der Aufnahme gewesen, und wir werden uns nicht kleinkriegen lassen“, ergänzte er.
Lenker zielte auf viele Opfer ab
Fotos aus Barcelona zeigten Leichen am Straßenrand. Augenzeugen berichteten, das Fahrzeug sei mit hohem Tempo auf die Promenade im Zentrum der Stadt gefahren. Ein Tourist sagte, das Fahrzeug sei auf einigen hundert Metern Zickzack gefahren, „um ein Maximum an Fußgängern zu erwischen“. Berichten zufolge liefen Menschen panisch über die Straßen. Augenzeugen sprachen im staatlichen spanischen Fernsehen von einem Einzeltäter, der Anfang 20 gewesen sein soll.
Zahlreiche Tote nach Anschlag in Barcelona
Auf dem Prachtboulevard Las Ramblas in Barcelona hat es einen Terroranschlag mit zwölf Toten gegeben. Mehr als 80 Menschen wurden zudem verletzt, als ein Lieferwagen in eine Menschenmenge raste.
Viele Menschen hätten geschrien und sich in Hauseingängen und Geschäften in Sicherheit gebracht, berichteten Augenzeugen. „Polizisten mit Maschinengewehren und Gewehren im Anschlag kamen in der Straße auf mich zu gerannt“, sagte eine Person. Der Verkehr im Zentrum der Stadt sei zusammengebrochen. Die Geschäfte auf der Flaniermeile hätten geschlossen und ihre Fensterläden heruntergelassen. Es war der fünfte Anschlag mit einem Fahrzeug in einer europäischen Metropole seit Mitte 2016.
Tödlicher Anschlag 2004
Spanien wurde in den vergangenen Jahren von extremistischer Gewalt weitgehend verschont, wie sie jüngst in Frankreich, Belgien, Großbritannien und Deutschland verübt wurde. Allerdings gab es 2004 in Madrid den europaweit bisher tödlichsten Terroranschlag. Im März 2004 wurden 191 Menschen getötet, als in Pendlerzügen in der spanischen Hauptstadt Bomben explodierten. Zu der Tat bekannten sich Anhänger des Terrornetzwerks Al-Kaida.
Die spanischen Behörden halten sich hinsichtlich der Bedrohung durch den Terrorismus weitgehend bedeckt. Die Terrorwarnstufe wurde 2015 allerdings auf Stufe vier von fünf erhöht. Überdies geben die Behörden regelmäßig Festnahmen mutmaßlicher Dschihadisten bekannt. Laut dem spanischen Innenministerium wurden seit Juni 2015 mehr als 180 „dschihadistische Terroristen“ festgenommen.
Links: