Attentat im Zentrum der Stadt
Bei einem Terroranschlag mit einem Lieferwagen in Barcelona sind mindestens 13 Menschen getötet worden. Mehr als 80 weitere wurden verletzt, sagte der Chef der katalanischen Regionalregierung, Carles Puigdemont. Der Vorfall ereignete sich auf dem bei Touristen beliebten Boulevard Las Ramblas. Zwei Verdächtige wurden festgenommen, der Fahrer ist jedoch nicht darunter.
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Am späten Nachmittag war ein Lieferwagen im Zentrum der Stadt in eine Menschenmenge gerast. Laut Zeugen habe der Fahrer auf einer Strecke von fast 700 Metern versucht, möglichst viele Menschen umzustoßen. Spanische Medien sprachen zunächst von zwei Toten, später von drei. Gegen 20.30 Uhr wurde die von Medien bereits kolportierte Zahl von 13 Toten bestätigt. Puigdemont sprach von zwölf Toten, die Zahl wurde danach wieder auf 13 korrigiert. Von den 80 Verletzten befinden sich 15 in kritischem Zustand. Unter den Toten ist ein Belgier, laut ZDF starben auch drei Deutsche. Die Nationalität der anderen Opfer ist noch nicht bekannt.
Die Polizei hatte schon davor mittgeteilt, dass sie von einem Terroranschlag ausgehe. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte am Abend laut ihrem Sprachrohr Amak den Terroranschlag für sich. Einer „der Soldaten des Islamischen Staates“ habe die Tat ausgeführt.
Toter bei Schusswechsel
Gegen 20.00 Uhr meldete die Polizei eine Festnahme im Zusammenhang mit dem Anschlag, ließ aber offen, wer wo gefasst wurde. Regionalpräsident Puigdemont berichtete in einer Pressekonferenz am Abend von einer weiteren Festnahme. Zudem sei ein Mann bei einer Schießerei mit der Polizei getötet worden. Laut „El Mundo“ sei er zuvor bei einer Polizeikontrolle mit seinem Wagen davongerast und habe zwei Beamte verletzt. In Sant Just Desvern nahe Barcelona sei er gestellt und bei einem Schusswechsel getötet worden. Allerdings ist noch unklar, wie er starb - auch die Verbindung zum Anschlag ist noch nicht offiziell bestätigt. In der Nacht bestätigte Polizeichef Josep Lluis Trapero, dass der Fahrer des Wagens weiter flüchtig sei.
Mieter des Wagens festgenommen?
Ein zweiter Wagen, der gemeinsam mit dem Anschlagsfahrzeug angemietet worden sein soll, wurde rasch ausfindig gemacht. Die Polizei fand ihn in Vic, rund 70 Kilometer von Barcelona entfernt. Die beiden Wagen wurden in der Kleinstadt Santa Perpetua de la Mogoda, nur wenige Kilometer nördlich von Barcelona, angemietet. Die Zeitung „El Pais“ veröffentlichte den Namen und ein Bild des Mieters.
Es handelt sich um einen Mann mit marokkanischen Wurzeln, der aus Marseille stammen und zuletzt in Spanien gewohnt haben soll. Laut Medienberichten soll er einer der Festgenommenen sein. Allerdings: Später meldete sich laut Medienberichten ein Mann mit diesem Namen bei der Polizei und gab an, ihm seien die Papiere gestohlen worden.
Lange Verwirrung über verschanzten Täter
Der Fahrer des Wagens war nach dem Attentat zunächst geflüchtet - möglicherweise mit einem Beifahrer. Lokale Medien meldeten, dass sich danach zwei Bewaffnete in einem türkischen Lokal in der Nähe verschanzt hätten. Der Sender TV3 sprach von einer Geiselnahme, das wurde am Abend von der Polizei dementiert. „El Mundo“ wiederum sprach unter Berufung auf die Polizei von nur einem Mann, der in das Lokal geflüchtet sei.
Die Informationslage gestaltet sich insgesamt widersprüchlich, in spanischen Medien kursierten drei Namen von Lokalen, in denen sich der mutmaßliche Täter befinden soll. Die Polizei dementierte dann am Abend per Twitter, dass sich in dem Lokal jemand verschanzt habe. Damit blieb aber offen, ob der Täter das Lokal wieder verlassen habe - oder nie dort war.
Josef Manola zum Anschlag in Barcelona
ORF-Korrespondent Josef Manola berichtet aus Madrid.
Riesiges Polizeiaufgebot
Der Unglücksort in den Ramblas wurde abgeriegelt. Die katalanischen Behörden verfügten die Schließung von nahe gelegenen Metrostationen und Geschäften. Ein Reporter des spanischen Fernsehens berichtete von einem riesigen Polizeiaufgebot, auch zahlreiche Krankenwagen seien im Einsatz. Viele Menschen liefen offenbar in Panik über die Straßen. Offenbar wurde im Fahrzeug ein spanischer Pass gefunden.
Terror in Barcelona: Lieferwagen fährt in Menschenmenge
In Barcelona ist ein Lieferwagen in eine Menschenmenge gerast. Die Polizei spricht von einem Terroranschlag.
Laut spanischen Medien war die Polizei zuerst nicht von einem Terroranschlag ausgegangen. „El Pais“ (Onlineausgabe) berichtet unter Berufung auf Polizeikreise, bei dem Fahrer könnte es sich um einen Drogendealer handeln, der sich mit dem Wagen auf der Flucht befand. Diese These wurde aber bald verworfen.
Tödlicher Anschlag 2004
Spanien wurde in den vergangenen Jahren von extremistischer Gewalt weitgehend verschont, wie sie jüngst in Frankreich, Belgien, Großbritannien und Deutschland verübt wurde. Allerdings gab es 2004 in Madrid den europaweit bisher tödlichsten Terroranschlag. Im März 2004 wurden 191 Menschen getötet, als in Pendlerzügen in der spanischen Hauptstadt Bomben explodierten. Zu der Tat bekannten sich Anhänger des Terrornetzwerks Al-Kaida.
Die spanischen Behörden halten sich hinsichtlich der Bedrohung durch den Terrorismus weitgehend bedeckt. Die Terrorwarnstufe wurde 2015 allerdings auf Stufe vier von fünf erhöht. Überdies geben die Behörden regelmäßig Festnahmen mutmaßlicher Dschihadisten bekannt. Laut dem spanischen Innenministerium wurden seit Juni 2015 mehr als 180 „dschihadistische Terroristen“ festgenommen.
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