Rundumschlag vor Entlassung?
Gleicherweise bei Demokraten und großen Teilen der Republikaner finden Trumps irritierende Aussagen zu den Zusammenstößen zwischen Rechtsextremisten, Neonazis und Rassisten mit Gegendemonstranten keinen Anklang. Geschlossen sehen sie nur eine Seite als Urheberin der Gewalteskalation, die es zu verurteilen gilt. Jetzt schließt sich Trumps Kritikern auch Steve Bannon an, ultrakonservativer Chefberater des US-Präsidenten.
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Abfällig äußerte sich Bannon in dem Interview mit dem Politikmagazin „The American Prospect“ (Online-Ausgabe) auch über „Ethno-Nationalisten“: Sie seien „Loser“ und eine „Ansammlung von Clowns“, betonte er. Die Gruppe sei eine „Randerscheinung“, die von Medien „zu groß gespielt“ würde, letztlich müsse man die Bewegung „zerschlagen“, so Bannon.
Bannon gilt als angezählt
Die Einordung der überraschenden Aussagen ist schwierig, schließlich hatte Bannon die antisemitische und rassistische Alt-Right-Bewegung früher als Chef des rechtsgerichteten Internetportals Breitbart unterstützt und ihr maßgeblich zur momentanen Größe verholfen. Zuletzt galt Bannon als angezählt, nach Spekulationen über eine bevorstehende Entlassung ließ auch Trump selbst Bannons Zukunft im Weißen Haus im Unklaren: „Wir werden sehen, was mit Herrn Bannon geschieht“, so Trump zuletzt.

AP/Alex Brandon
Trump-Berater Steve Bannon soll vor der Entlassung stehen
Nordkorea-Strategie infrage gestellt
Auch bei einem anderen Thema geht Bannon auf Distanz zu seinem Chef. Dessen Drohgebärden gegenüber Nordkorea hält er demnach für sinnlos. „Es gibt keine militärische Lösung, vergessen Sie es“, so Bannon. Er führte aus, dass in den ersten 30 Minuten nach einem US-Erstschlag zehn Millionen Menschen in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul durch einen nordkoreanischen Gegenangriff sterben würden.
Die Auseinandersetzung mit Nordkorea sei ohnehin „nur ein Nebenschauplatz". Im Zentrum stehe der Handelskrieg mit China. „Wir müssen uns wahnsinnig darauf konzentrieren“, so Bannon. Ansonsten würden die USA gegenüber Peking deutlich an Einfluss verlieren. „Wenn wir diesen Krieg verlieren, sind wir fünf, höchstens zehn Jahre, von einem Wendepunkt entfernt, von dem wir uns nie erholen werden können“, glaubt der Trump-Chefstratege.
Trump vermeidet das Wort „Terror“
Auslöser für den überraschenden Rundumschlag Bannons könnten Trumps Aussagen zu den Vorfällen in Charlottesville gewesen sein. Bei einem Neonazi-Aufmarsch am vergangenen Wochenende im Bundesstaat Virginia war ein mutmaßlicher Rechtsextremist in eine Gruppe von Gegendemonstranten gefahren, hatte dabei eine Frau getötet und mehrere Teilnehmer schwer verletzt. Zudem kam es auch zu schweren Zusammenstößen.
Trump löste seitdem parteiübergreifend Kritik aus, weil er rechte und linke Extremisten gleichermaßen verantwortlich machte, statt die Rechtsradikalen ausdrücklich zu verurteilen. Erst mit zwei Tagen Verspätung distanzierte sich Trump am Montag auf massiven Druck hin eindeutig von der rechtsextremen Gewalt. Zuletzt hatte es Trump erneut vermieden, die Tat des Mannes als Terror zu bezeichnen.
„Demonstranten und Rassisten nie auf einer Stufe“
Im Donnerstag ging Trump erneut in die Offensive. In einer Serie von Twitter-Postings verteidigte er seine Haltung und warf den Medien Fehlinterpretation seiner Worte vor. Er habe niemals Mitglieder des rassistischen Ku-Klux-Klans, Neonazis und Rassisten auf eine moralisch gleiche Ebene mit friedlichen Demonstranten gestellt. Dem republikanischen Senator Lindsey Graham, einem innerparteilichen Kritiker Trumps, warf der Präsident deshalb „eine widerliche Lüge“ vor.
„Traurig, wie Geschichte auseinandergerissen wird“
Trump stellte sich im Streit über die Beseitigung von Denkmälern des erfolgreichsten Südstaaten-Generals im amerikanischen Bürgerkrieg, Robert E. Lee, eindeutig auf die Seite derer, die die Denkmäler beibehalten wollen. „Geschichte kann man nicht ändern, aber man kann daraus lernen“, schrieb Trump. Es sei traurig zu sehen, wie die Geschichte und Kultur der USA mit der Entfernung der Denkmäler auseinandergerissen werde. „Wer ist der Nächste?“, fragte Trump. „Washington, Jefferson?“
Lee hatte die Konföderierten im Bürgerkrieg der Südstaaten gegen die Nordstaaten geführt. Die damals weitgehend landwirtschaftlich geprägten Südstaaten wehrten sich unter Lees Führung vehement gegen die Abschaffung der Sklaverei und gegen mehr Rechte für Schwarze.
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