Obama stellt sich gegen Trump
Ein Tweet von Ex-US-Präsident Barack Obama, in dem er den Rassismus bei der Rechtsextremendemo in Charlottesville verurteilt, ist der am öftesten gelikte Tweet bisher in der Geschichte des Kurznachrichtendienstes. Bis Mittwochfrüh haben mehr als drei Mio. Nutzer Obamas Tweet gelikt und damit ihre Übereinstimmung mit Obamas Aussagen ausgedrückt, mehr als 1,2 Millionen mal wurde Obamas Tweet auch retweetet.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
In seiner Meldung auf dem Kurznachrichtendienst Twitter zitierte Obama den verstorbenen Anti-Apartheid-Kämpfer und Präsidenten Südafrikas, Nelson Mandela: „Niemand wird mit Hass auf einen anderen Menschen wegen dessen Hautfarbe, Herkunft oder Religion geboren.“
Obama setzte den Tweet mit zwei weiteren Tweets und Zitaten aus Mandelas Autobiografie „Der lange Weg zur Freiheit“ fort: „Die Menschen müssen lernen zu hassen - und wenn sie Hass lernen können, können sie auch Liebe lernen.“ Und weiter: „Denn Liebe ist dem menschlichen Herzen näher als ihr Gegenteil.“
Wohl auch Ärgernis für Trump
Jeder Tweet hat mehr als eine Million Likes und Hunderttausende Retweets. Obama hält sich mit Äußerungen zu Politik und Aussagen seines Nachfolgers Donald Trump weitgehend zurück. Nur in wenigen Fällen äußerte er sich bisher öffentlich. Für Trump dürfte Obamas Twitter-Rekord durchaus ein Ärgernis sein - nicht nur, weil er Trump, der sich nicht eindeutig von den Rechtsextremen distanziert, damit widerspricht, sondern auch, weil Obama damit Trump in seinem Lieblingsmedium Twitter klar in den Schatten stellt.
Am Samstag war bei rassistischen Ausschreitungen in Charlottesville (US-Staat Virginia) eine 32 Jahre alte Gegendemonstrantin von einem Auto erfasst und getötet worden. 19 Menschen wurden verletzt. Der Fahrer hatte anscheinend vorsätzlich gehandelt. Vorher war es zu Zusammenstößen gekommen. US-Präsident Donald Trump hatte beiden Seiten Schuld gegeben und war deswegen heftig kritisiert worden.
Auch Bushs riefen gegen Hass auf
Auch andere Ex-US-Präsidenten reagierten: Die früheren US-Präsidenten George H. W. und George W. Bush riefen eindringlich zu Widerstand gegen Hass und Fanatismus auf. „Amerika muss ethnische Eiferei, Antisemitismus und Hass immer und in jeder Form zurückweisen“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung, die am Mittwoch veröffentlicht wurde.
Charlottesville erinnere an die in der Unabhängigkeitserklärung verankerten Werte, heißt es weiter: die Gleichheit aller Menschen und die Unveräußerlichkeit ihrer Rechte. „Wir wissen, dass diese Wahrheiten ewig währen, weil wir den Anstand und die Größe unseres Landes kennengelernt haben.“ Vater und Sohn Bush waren die US-Präsidenten 41 und 43.
US-Talkmaster will Trump zum König machen
Trumps umstrittene Reaktion sorgt unter US-Promis weiter für Empörung. Talkmaster Jimmy Kimmel würde dem Präsidenten am liebsten jegliche politische Macht entziehen - und weiß auch wie: „Wir machen Donald Trump zum König statt zum Präsidenten“, sagte der Comedian am Dienstagabend in seiner Show. „Ich denke, das könnte alle unsere Probleme lösen.“

APA/AFP/Mark Ralston
US-Talkmaster Jimmy Kimmel kontert Trump mit Ironie und Sarkasmus
„England hat eine Königin. Jeder macht eine große Sache draus, wenn sie irgendwo erscheint, aber sie hat keinerlei Macht“, sagte Kimmel. „Morgens setzt man ihr eine Krone auf den Kopf und dann steht sie da und winkt und abends legt sie sich zurück in ihr Bett.“ Die Queen könne tun und lassen, was sie wolle, ohne dass es politische Auswirkungen habe, erklärte der Talkmaster.
„Das ist es, was wir mit Donald Trump tun müssen: Wir bringen ihn zu einem Schloss, vielleicht in Florida, führen ihn ganz nach oben und verschließen dann die Tür.“ Vizepräsident Mike Pence sei ohnehin viel geeigneter für das Amt des Staatsoberhaupts, weil er „einigermaßen zurechnungsfähig“ sei.
LeBron James: Hass wieder in Mode gebracht
Auch US-Basketball-Superstar LeBron James kritisierte Trump. „Hass hat es immer in Amerika gegeben. Ja, wir wissen das, aber Donald Trump hat ihn wieder in Mode gebracht“, schrieb der 32-Jährige von den Cleveland Cavaliers im Kurznachrichtendienst Twitter.

APA/AP/The Sandusky Register/Erin McLaughlin
LeBron James spricht sich gegen Trump und Hass aus
Am Dienstagabend (Ortszeit) sprach der dreifache NBA-Champion bei einer Veranstaltung in Sandusky im US-Bundesstaat Ohio noch einmal über die Vorfälle am Wochenende in Charlottesville. „Der einzige Weg für uns, eine bessere Gesellschaft und bessere Menschen zu werden, ist Liebe“, sagte James in seiner Ansprache, bei der er seine jüngste Tochter Zhuri auf dem Arm hielt. Es gehe darum, „dass wir uns alle selbst in den Spiegel sehen und sagen: ‚Was können wir besser machen, um Dinge zu verändern?‘ Und wenn wir das alle tun können und 110 Prozent geben. Das ist alles, was man sich wünschen kann.“
Grisham: Das Schlimmste wird erst noch kommen
Der US-Autor John Grisham schämt sich für Trump. „Das Schlimmste wird erst noch kommen“, prophezeite der 62-Jährige in einem Gespräch mit der Zeitschrift „Brigitte“ vom Mittwoch. „Der hat so viele Leichen im Keller, und alle graben danach“, fügte der Thriller-Autor hinzu.
Über den Zustand der USA sagte Grisham, er sei „den Patriotismus in diesem Land leid“. „Dieses Flaggenschwenken, das Singen der Nationalhymne vor jedem Baseballspiel, diese bedingungslose Unterstützung der Army - es macht mich krank.“ Zudem führe es „dazu, dass wir unseren Anführern bei jedem Quatsch folgen“.
Links: