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„Sehr schwieriger Brand“

Wegen eines außer Kontrolle geratenen Waldbrandes sind in der Nacht Tausende Menschen aus der Ferienregion Kalamos im Nordosten Athens in Sicherheit gebracht worden. „Verlassen Sie sofort ihre Häuser“, forderten die Behörden per Lautsprecher, Funk und Fernsehen die Einwohner der Region auf.

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„Es ist ein sehr schwieriger Brand“, sagte der Chef des griechischen Zivilschutzes, Giannis Kapakis, im Fernsehen. Die Flammenfront habe nach Schätzungen der Feuerwehr eine Länge von mehr als 15 Kilometern. Dutzende Häuser brannten in der Nacht aus. Der Strom ist weitgehend ausgefallen.

Viele Häuser sehr abgelegen

Angesichts der dramatischen Lage rief der griechische Regierungschef Alexis Tsipras per Kurznachrichtendienst Twitter alle Behörden auf, an den Löscharbeiten teilzunehmen. Der Brand tobt in einer der beliebtesten Ferienregionen, rund 45 Kilometer nordöstlich der griechischen Hauptstadt. Berichte über Opfer gab es zunächst nicht.

„Wir können noch keine Bilanz ziehen. Es gibt viele abgelegene Häuser, die wir noch nicht erreichen konnten“, sagte ein Sprecher des Rettungsdienstes am frühen Montagmorgen im Fernsehen. Waldbrände waren am Vortag auch im Westen Griechenlands ausgebrochen. Tausende Feuerwehrleute sind seit Tagen im Einsatz.

Hohe Brandgefahr in weiten Teilen des Landes

Nach mehreren Tagen mit Temperaturen bis zu 40 Grad ist die Brandgefahr in weiten Teilen Griechenlands sehr hoch. Bürger sollten auf keinen Fall offenes Feuer legen, hatte der griechische Zivilschutz bereits letzte Woche gewarnt. „Grillen ist absolut verboten“, sagte ein Sprecher des Zivilschutzes im griechischen Rundfunk. Auch auf der Mittelmeer-Insel Zypern herrschten Temperaturen um die 39 Grad, teilte das zyprische Wetteramt mit.

Waldbrand in Kalamos

AP/Yorgos Karahalis

Für die Einsatzkräfte war es zunächst schwierig, sich einen Überblick zu verschaffen

„Das ist geplant“

Eine Serie an Bränden auf der westgriechischen Insel Zakynthos dürfte dagegen eine Folge von Brandstiftung sein. Es gebe „klare Verdachtsmomente“, nachdem am Samstag fünf Brände ausbrachen, gefolgt von drei weiteren Sonntagfrüh.

Justizminister Stavros Kontonis, der der lokale Parlamentsabgeordnete der Insel ist, sagte während eines Heimataufenthalts: „Das ist geplant.“ Zehn der inzwischen zwölf Brände sind noch nicht unter Kontrolle, da starker Wind die Löscharbeiten am Sonntag behinderte. Bisher wurden vor allem Wald und Olivenhaine zerstört, Wohnhäuser waren nicht betroffen. Insgesamt brachen am Wochenende mehr als 50 Brände aus.

Besonders hoch ist die Waldbrandgefahr neben der Region um Athen in Mittelgriechenland und auf einigen Inseln im Osten der Ägäis. Von der Hitzewelle und ihren Folgen verschont blieben bisher Kreta und die Kykladen-Inseln. Wasserknappheit wie in Italien gibt es diesen Sommer in Griechenland nicht, da die Wasserspeicherseen nach starken Regenfällen im Juni gut gefüllt sind.

Feuerwehrmänner in Kalamos im Einsatz

Reuters/Costas Baltas

Bewohner und Urlauber mussten das bei Athener beliebte Naherholungsgebiet verlassen

270 neue Brände in Portugal

Neben Griechenland kämpfen auch in anderen südeuropäischen Ländern die Feuerwehren derzeit gegen Waldbrände an. In Portugal wüten derzeit rund 250 Brände, die Regierung bat bereits andere EU-Staaten um Hilfe. Am Wochenende wurde für heuer ein Rekord an neuen Bränden, die innerhalb eines Tages ausbrechen, gebrochen. 268 Brände waren es am Samstag - nochmals deutlich mehr als die 220 vom Vortag. Zivilschutzsprecherin Patricia Gaspar sagte, 90 Prozent der Feuer seien menschengemacht. Und sie fügte hinzu: „Egal, ob absichtlich oder nicht - beides ist ein Verbrechen.“

Waldbrände wüteten weiter auf Korsika

Auch auf der Mittelmeer-Insel Korsika wüteten weiter Waldbrände: Wie die Feuerwehr am Sonntag mitteilte, waren die Brände, die seit Donnerstagnacht etwa 20 Quadratkilometer Land vernichteten, noch nicht unter Kontrolle. „Die Flammen in Pietracorbara haben sich wieder stark entfacht“, teilte die Feuerwehr mit.

In der Gegend im Norden der Insel waren Hunderte Touristen in Notunterkünften untergebracht worden - sie konnten am Samstagmittag jedoch auf ihre Zeltplätze zurück. 200 Feuerwehrleute, ein Löschflugzeug und mehrere Hubschrauber waren im Einsatz, um die Brände unter Kontrolle zu bringen. Nach Angaben der Rettungskräfte flammten die Brände trotz einer Windstille wieder auf. „Zurzeit gehen viele Notrufe bei uns ein“, teilte die Feuerwehr mit. Bei den Feuern sei bisher aber niemand verletzt worden.

„Springen zwischen beiden Bränden hin und her“

Auch im Westen der Insel dauerten die Brände an: 60 Rettungskräfte versuchten am Sonntag ein Feuer in der Nähe der Stadt Calvi zu löschen, das bisher 102 Hektar Waldfläche zerstörte. „Wir springen zwischen beiden Bränden hin und her“, teilte die Feuerwehr mit.

Im Norden Korsikas waren wegen der sich ausbreitenden Flammen knapp tausend Menschen vorsorglich in Notunterkünfte gebracht worden. Bei der Mehrzahl von ihnen handelte es sich um Wanderer und Campingtouristen. Sie konnten am Samstagmittag aber wieder in ihre Unterkünfte zurückkehren.

Auch auf Korsika dürfte aber zumindest ein Teil der Brände gelegt sein: Die Polizei nahm am Wochenende jedenfalls einen Mann unter dem Verdacht fest, in der 40.000-Einwohner-Stadt Bastia im Nordosten fünf Brände gelegt zu haben.

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