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Tochter Ivanka grenzt sich von Vater ab

Nach der herben Kritik an US-Präsident Donald Trump, die rechtsextreme Gewalt in Charlottesville nicht klar genug verurteilt zu haben, bemüht sich das Weiße Haus um eine Klarstellung. Trumps Verurteilung „aller Formen der Gewalt, des Fanatismus und des Hasses“ gelte „natürlich auch für Neonazis, den Ku Klux Klan und alle extremistischen Gruppen“, hieß es am Sonntag in Washington.

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Ein „Terroranschlag“ von „weißen Rassisten" - so bezeichnen Vertreter der US-Republikaner die Attacke mit einem Auto auf Gegendemonstranten der Rechtsextremendemo. Trump verurteilte zwar „auf schärfste Weise diesen ungeheuerlichen Ausbruch von Hass, Fanatismus und Gewalt vom Samstag“, erwähnte dabei die Kundgebung der Rechtsextremen aber nicht direkt. Stattdessen sprach er pauschal von „Gewalt von vielen Seiten“.

Am Sonntag nahm schließlich auch Trumps Vize Mike Pence zu den Ereignissen Stellung. „Wir haben keine Toleranz für Hass und Gewalt von Vertretern der White Supremacy, von Neonazis oder dem Ku Klux Klan“, sagte Pence am Sonntag bei einem Besuch in Kolumbien. „Diese gefährlichen Randgruppen haben keinen Platz im öffentlichen Leben und in der Debatte in Amerika, und wir verurteilen sie auf das Schärfste.“

Republikaner fordern klare Worte

Die Tochter und Beraterin des Präsidenten, Ivanka Trump, distanzierte sich am Sonntag von ihrem Vater und kritisierte explizit den Aufmarsch der Rechtsextremen.

Auch Kritiker in Trumps Republikanischer Partei kritisierten, dass der Präsident eine klare Schuldzuweisung vermied. „Herr Präsident - wir müssen das Böse beim Namen nennen. Das waren weiße Rassisten, und das war einheimischer Terrorismus“, schrieb dazu etwa der republikanische Senator Cory Gardner auf Twitter. „Es ist sehr wichtig, dass der Präsident die Ereignisse in Charlottesville als das beschreibt, was sie sind, ein Terroranschlag weißer Rassisten“, so der republikanische Senator Marco Rubio.

Der dienstälteste republikanische Senator Orrin Hatch forderte: „Wir müssen das Übel beim Namen nennen. Mein Bruder hat nicht sein Leben im Kampf gegen Hitler gegeben, damit Nazi-Gedankengut hier zu Hause ohne Widerstand akzeptiert wird.“ US-Justizminister Jeff Sessions, gegen den früher selbst Rassismusvorwürfe erhoben wurden, erklärte: „Wenn Rassismus und Hass zu solchen Handlungen führen, dann ist das Verrat an unseren wichtigsten Werten und kann nicht toleriert werden.“

Kritik auch von Demokraten

Auch von demokratischer Seite gab es Kritik. „Es gibt nur eine Seite: #charlottesville“, twitterte etwa der frühere Vizepräsident Joe Biden. Jetzt sei die Zeit für starke Worte und überlegte Handlungen, so Trumps ehemalige Gegnerin im Präsidentschaftswahlkampf, Hillary Clinton, auf Twitter. „Jede Minute, in der wir dies durch stillschweigende Ermunterung oder durch Nicht-Handeln hinnehmen, ist eine Schande.“

Die demokratische Oppositionsführerin Nancy Pelosi forderte von Trump ebenfalls eine Verurteilung der White-Supremacy-Bewegung als Affront gegen amerikanische Werte. Der Präsident des jüdischen Weltkongresses (WJC), Ronald S. Lauder, verurteilte in einer Aussendung die „unvorstellbare Gewalt“. „Es ist zutiefst erschütternd und widerlich, dass solcher Hass und Engstirnigkeit immer noch in Teilen unseres Landes so verbreitet sind“, sagte er.

Kundgebung von Rechtsextremen und Rassisten

Die Kundgebung von Rechtsextremen in Charlottesville im US-Staat Virginia war am Samstag blutig eskaliert, als vermutlich absichtlich ein Auto in eine Gruppe vom Gegendemonstranten raste und an einer Kreuzung zwei Autos rammte. Eine 32-jährige Frau wurde getötet, 19 Menschen zum Teil schwer verletzt. Bereits vor dieser Tat hatten sich Kundgebungsteilnehmer schwere Schlägereien mit Gegendemonstranten geliefert. Insgesamt wurden 35 Menschen verletzt.

An der Kundgebung unter dem Motto „Vereinigt die Rechte“ hatten mehrere Tausend Menschen aus verschiedenen ultrarechten Gruppen teilgenommen, wie Angehörige der Alt-Right-Bewegung, Neonazis und Ku-Klux-Klan-Anhänger, darunter auch der ehemalige Ku-Klux-Klan-Führer David Duke. Dieser forderte Trump auf, sich „daran zu erinnern, dass es weiße Amerikaner waren, die Ihnen die Präsidentschaft ermöglichten, nicht radikale Linke“.

Anlass der Demonstration war ein Stadtratsbeschluss, eine Statue des Konföderierten-Generals Robert E. Lee aus dem Amerikanischen Bürgerkrieg (1861 bis 1865) zu entfernen. Die Konföderierten (Südstaaten) hatten für den Fortbestand der Sklaverei gekämpft.

Kritik an polarisierendem Wahlkampf

Politische Gegner werfen Trump seit Längerem vor, durch seine scharfe Rhetorik den rechten Rand in den USA zu stärken. Ein Vertreter der Ultrarechten zeigte sich wohlwollend über Trumps Aussagen: „Er hat uns nicht angegriffen. Er hat nur gesagt, die Nation soll zusammenstehen. Nichts Spezifisches gegen uns. Wirklich, wirklich gut. Gott schütze ihn“, zitiert die US-Nachrichtenagentur AP einen weißen Rassisten.

Kommentatoren in verschiedenen Fernsehsendungen äußerten ebenfalls scharfe Kritik an der nach ihrer Ansicht nach laschen Reaktion des Präsidenten, dessen Wahl in rechtsextremen Kreisen bejubelt worden war. Die Bürgerrechtsorganisation Southern Poverty Law Center sagte, Trumps Wahlkampf habe die radikalen Rechten in den USA in ihrem Glauben bestärkt, dass die USA grundsätzlich ein Land für Weiße seien.

Trump ruft zu Einigkeit auf

In einer Pressekonferenz an seinem Urlaubsort in New Jersey sagte Trump vor Journalisten, dass „Hass und Spaltung sofort aufhören" müssten. „Wir lieben unser Land, wir lieben unseren Gott, wir lieben unsere Flagge, wir sind stolz auf unser Land und wir sind stolz darauf, wer wir sind – wir wollen die Situation in Charlottesville untersuchen und studieren und herausfinden, was in diesem Land schiefläuft“, so Trump.

Die Bürger der USA müssten ihrerseits das Vertrauen zueinander wiederfinden. „Wir müssen uns respektieren, idealerweise lieben wir uns“, sagte der US-Präsident, der die Ereignisse in Charlottesville als „sehr, sehr traurig“ bezeichnet.

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