Berüchtigter Ex-Capo der Cosa Nostra
Einer der einst meistgefürchteten Mafia-Bosse Italiens darf nicht vorzeitig aus der Haft entlassen werden. Ein Gericht in Bologna entschied unlängst gegen einen entsprechenden Antrag der Verteidiger von Salvatore „Toto“ Riina, den ehemaligen Anführer der sizilianischen Cosa Nostra. Er galt als mutmaßlicher „Capo di tutti i capi“ („Boss der Bosse“).
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Seine Anwälte hatten argumentiert, dass der schwer kranke Riina wie jeder Häftling das „Recht auf einen Tod in Würde“ habe und in Hausarrest kommen solle. Die Richter urteilten jedoch, dass Riina woanders keine bessere Versorgung bekommen könne. Er muss in Parma in der Krankenabteilung eines Hochsicherheitsgefängnisses bleiben. Seine Anwälte kündigten Einspruch an.
Antrag auf Freilassung sorgte für Empörung
Der mittlerweile 86 Jahre alte Riina trug in den Medien den Spitznamen „Die Bestie“ und war in den 80er und 90er Jahren für viele der aufsehenerregendsten Mafia-Morde des Landes verantwortlich. Er wurde 1993 gefasst und bekam 13-mal lebenslange Haftstrafen. Der Antrag auf Freilassung hatte in Italien einen Aufschrei der Empörung ausgelöst.
„Einäugiger“ muss ins Gefängnis
Unter hoher medialer Aufmerksamkeit fand zuletzt auch der spektakuläre „Mafia Capitale“-Prozess statt, bei dem die berüchtigten Hauptangeklagten zu langen Haftstrafen verurteilt wurden. Der frühere Rechtsterrorist Massimo Carminati - genannt der „Einäugige“ - wurde zu einer 20-jährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Ihm wurde vorgeworfen, der Kopf einer kriminellen Bande gewesen zu sein, die die Politik und Geschäftswelt in Italiens Hauptstadt jahrelang unterwandert und korrumpiert hatte.
Carminatis „Geschäftspartner“, der Unternehmer Salvatore Buzzi, bekam eine Haftstrafe von 19 Jahren. Insgesamt standen 46 Angeklagte vor den Richtern. Allerdings konnten ihnen keine Mafia-Delikte nachgewiesen werden - was eine zentrale Forderung der Staatsanwaltschaft war und weit härtere Strafen nach sich gezogen hätte. Die Ankläger hatten 28 Jahre für Carminati und 26 für Buzzi gefordert.
„Mafia in Rom existiert nicht“
Die Verteidigung jubelte. „Die Mafia in Rom existiert nicht“, sagte Carminatis Anwalt Giosue Naso. Der 59-Jährige sitzt derzeit im Hochsicherheitsgefängnis im norditalienischen Parma und ließ sogleich wissen, dass er dort nun entlassen werden müsse.
Der aufsehenerregende Prozess lief seit November 2015. Die Angeklagten stammten aus der Unterwelt, aus der Lokalpolitik und der Geschäftswelt. Laut Anklage handelt es sich um ein Netz aus korrupten Politikern, Unternehmern und Schwerverbrechern, das jahrelang die Vergabe öffentlicher Aufträge in Rom unter sich ausmachte. Die „Mafia Capitale“, die Ende 2014 aufflog, soll gegen Schmiergelder lukrative Aufträge für ihre Firmen an Land gezogen haben. Unter anderem Flüchtlingsunterkünfte und die Müllversorgung der Stadt gehörten zu ihrem Geschäftsfeld.
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