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Regierung kündigt verschärften Kampf an

Nach dem am Mittwoch in Apulien verübten Vierfachmord, bei dem auch ein mächtiger Mafia-Boss getötet worden ist, will die italienische Regierung den Kampf gegen die organisierte Kriminalität in der süditalienischen Region verschärfen. Innenminister Marco Minniti kündigte die Entsendung von 192 zusätzlichen Sicherheitskräften in die Provinz Foggia an.

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Zuletzt wurden Vorwürfe laut, wonach die Aktivität der Mafia in der betroffenen Region unterschätzt worden sei. Und tatsächlich zeigt die Kriminalitätsstatistik in der Provinz Foggia im Zusammenhang mit Bluttaten der Mafia Handlungsbedarf auf. Allein im ersten Halbjahr 2017 seien in der Provinz 17 Menschen von der Mafia ermordet worden, klagte Michele Merla, Bürgermeister von San Marco in Lamis. Dort war der Vierfachmord verübt worden.

„Mafia zweiter Klasse“

Es fehle an Mitteln für eine aktive Bekämpfung des organisierten Verbrechens, klagte Merla. „In der Provinz Foggia hat sich durch die Kriminalität ein Notstand entwickelt“, so der Bürgermeister, ein staatliches Eingreifen sei notwendig. Der nationale Anti-Mafia-Staatsanwalt Franco Roberti erklärte dem Rai-Rundfunk zuletzt, dass „die Kriminalität in Apulien (...) zu lange als Mafia zweiter Klasse“ gegolten habe.

Italienischer Polizist am Tatort

APA/AP/ANSA/Franco Cautillo

Bei der jüngsten Bluttat wurden ein Mafia-Boss, sein Schwager und zwei Zeugen erschossen

Der Staatsanwalt beklagte Hunderte Morde, von denen der Großteil straflos geblieben sei. Wie der Fall am Mittwoch gezeigt habe, sei die in Foggia beheimatete Mafia-Organisation „gewalttätiger und aggressiver als die besser organisierten Mafias wie ’Ndrangheta, Cosa Nostra und Camorra“. Die Clans kontrollieren den Drogenhandel aus Albanien und lukrieren auch mit Erpressungen Millionen.

Fehden zwischen Clans seit 30 Jahren

Die Sacra Corona Unita, so nennt sich die Mafia-Organisation in Apulien, ist noch nicht so lange aktiv wie ’Ndrangheta, Cosa Nostra und Camorra. Die Clans formierten sich in den 70er und 80er Jahren, seit 2015 wurden nach Angaben der Zeitung „La Stampa“ 20 Menschen getötet. „Corriere della Sera“ spricht gar von 29 Toten, davon zwölf in den vergangenen drei Monaten.

In der jüngst eskalierten Fehde in Foggia gehe es um die Kontrolle der illegalen Geschäfte der Mafia, wie etwa Drogenhandel, vermuten die Ermittler. Um neue blutige Feindschaften handelt es sich jedoch nicht - die Fehden zwischen verschiedenen Clans gebe es bereits seit 30 Jahren, so Roberti. Laut dem Staatsanwalt wurden in den vergangenen 30 Jahren 300 Mafia-Morde in Foggia verübt, 80 Prozent davon blieben ungestraft.

Getöteter Mafia-Boss überlebte bereits Attentate

Der bei dem jüngsten Angriff getötete Mafioso Mario Luciano Romito galt als Boss des Romito-Clans. Dieser kämpft mit der Mafia-Familie Libergolis um die Kontrolle über den Drogenhandel in der Region. Romito war bereits Attentaten entkommen. 2009 hatte er einen Sprengstoffanschlag unversehrt überlebt. Unbekannte hatten einen Sprengkörper im Motor seines Autos versteckt, der explodierte, während Romito mit seinem Bruder unterwegs war.

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