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Daten aus fünf Jahrzehnten ausgewertet

Hochwasser finden in Europa im Durchschnitt zu anderen Zeitpunkten im Jahresverlauf statt, als das noch vor 50 Jahren der Fall war. Das ist das Ergebnis einer im Fachblatt „Science“ präsentierten umfassenden Auswertung der Daten von über 4.000 Messstationen aus ganz Europa zwischen 1960 und 2010.

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Die Effekte des Klimawandels sind jedoch in verschiedenen Regionen sehr unterschiedlich. Im Gegensatz zu früheren Studien, die sich auf die Stärke und Häufigkeit von Hochwassern konzentriert hatten, ging das zahlreiche Forscher umfassende internationale Team um Günter Blöschl vom Institut für Wasserbau und Ingenieurhydrologie der Technischen Universität (TU) Wien der Frage des Einflusses des Klimawandels auf die europäischen Flüsse auf andere Art und Weise nach.

Hochwasser am 3. Juni 2013 in Schärding

APA/Dasch

Hochwasser am 3. Juni 2013 in Schärding

38 Länder machten mit

Die Forscher suchten nach Verschiebungen des Auftretens solcher Ereignisse im Jahresverlauf auf möglichst breiter Basis. Da das Ausmaß an Landnutzung und Verbauungsmaßnahmen das Auftreten von Hochwassern stark beeinflussen, ergaben bisherige Analysen ein eher unzusammenhängendes Bild des Einflusses der Erwärmung, so Blöschl in einer vom Wissenschaftsmagazin „Science“ organisierten Pressekonferenz.

Hochwasser am 26. Juli 2017 in Rühden (Niedersachsen)

APA/dpa/Stefan Rampfel

Hochwasser am 26. Juli 2017 in Rühden im deutschen Niedersachsen

In langwieriger Kleinarbeit trug das durch einen hoch dotierten „Advanced Grant“ des Europäischen Forschungsrates (ERC) unterstützte Team zusammen mit rund 100 Forschungsinstitutionen die Messdaten aus 38 Ländern zusammen und konzentrierte sich auf die Zeitpunkte, zu denen hohe Pegelstände auftraten.

„Deutlich aussagekräftig“ für Nachweis

Überflutungen treten seit jeher regional zu unterschiedlichen Zeiten auf: So ist etwa in Nordwesteuropa, in England sowie im Mittelmeer-Raum eher im Winter Hochwassersaison, weil dort dann die Verdunstung niedrig ist und Niederschläge heftig ausfallen können.

Hochwasser am 4. Juni 2014 in Obrenovac (Serbien)

APA/Georg Hochmuth

Überflutung in Obrenovac in Serbien am 4. Juni 2014

In Österreich und dem Rest Mitteleuropas sind Hochwasser dagegen vor allem nach starken Regenfällen nach Sommerstürmen häufig - wie sich auch an den aktuellen Überflutungen von Tirol bis in die Steiermark ablesen lässt. In Nordosteuropa wiederum ist die Schneeschmelze im Frühling der Hauptfaktor für das Auftreten von Überflutungen. „Der Zeitpunkt von Fluten ist also stark vom vorherrschenden Klima abhängig und damit ein deutlich aussagekräftigerer Indikator für den Nachweis von Auswirkungen des Klimawandels als deren Stärke“, sagte Blöschl.

Hochwasser nun früher oder später

Auf Basis des bei Weitem größten einschlägigen Datensatzes zeigte sich nun nicht nur, dass es diesen Einfluss gibt, sondern auch, wie er in den verschiedenen Regionen wirkt: Da sich etwa in Skandinavien und dem Baltikum im Untersuchungszeitraum die Zeiten mit viel Schneefall verkürzt haben und die Schneeschmelze aufgrund höherer Durchschnittstemperaturen früher einsetzt, „kommen die Hochwasser heute um einen Monat früher als in den 60er und 70er Jahren“, so Blöschl. Für den Alpen-Raum zeigte die Analysen dagegen keine so starken Veränderungen.

Anders wiederum in England und Norddeutschland, wo Fluten heute im Schnitt um rund zwei Wochen später auftreten. „Der Klimawandel ändert den Luftdruckgradienten, das führt dort zu später auftretenden Winterstürmen“, so der Studienleiter. An den Atlantikküsten Westeuropas (etwa in Südengland und im Nordwesten Frankreichs) führt der Klimawandel dazu, dass früher im Jahr der Boden keine zusätzliche Feuchtigkeit mehr aufnehmen kann, was die Wahrscheinlichkeit einer Flut erhöht.

Bessere Vorhersagen bald möglich?

In Regionen entlang der Mittelmeer-Küste wie etwa Kroatien, Südfrankreich und im Osten Spaniens bringt die Erwärmung des Mittelmeers mehr Hochwasserereignisse später im Winter mit sich. Angesichts des anhaltenden Trends in Richtung höherer Temperaturen könne man davon ausgehen, dass sich beispielsweise dieser Prozess fortsetzen wird, so Blöschl.

Mit den neuen Erkenntnissen wollen die Wissenschaftler in nächster Zeit auch den Blick in die Zukunft schärfen. Die Daten werden nun in mathematische Modelle eingearbeitet, mit denen man bessere Vorhersagen treffen will. Neben dem Hochwasserschutz habe das Wissen über mögliche längerfristige Entwicklungen vor allem für die Landwirtschaft, infrastrukturelle Planung und die Energiegewinnung aus Wasserkraftwerken große Bedeutung.

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