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Rückholaktionen laufen

Nun gibt es auch in Österreich zwei Verdachtsfälle im Skandal um mit dem Insektizid Fipronil belastete Eier. Zwei oberösterreichische Großhändler haben offenbar betroffene Chargen aus Deutschland importiert und an die heimische Gastronomie verkauft.

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Es soll sich um mehrere hundert Kilogramm gekochter und geschälter Eier handeln. Einen entsprechenden Bericht des ORF Oberösterreich bestätigte der zuständige Landesrat Rudi Anschober von den Grünen. Frischeier seien nicht betroffen, betonte sein Büro. Derzeit liefen Rückholaktionen. Bei einem der beiden Großhändler sei diese bereits abgeschlossen - mehr dazu in ooe.ORF.at.

AGES rechnete mit Verdachtsfällen

Noch am Donnerstag sollten Proben zur Analyse an die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) nach Wien geschickt werden, informierte eine Sprecherin von Anschober. Die AMA hatte zuvor bekanntgegeben, dass Frischeier in Österreich vermutlich nicht betroffen seien. Die AGES rechnete allerdings bereits mit möglichen Verdachtsfällen in Österreich. Es könne derzeit jedoch nicht ausgeschlossen werden, „dass belastete Eier über Eiprodukte (wie Flüssigei, Trockenei, gekochte Eier) nach Österreich gelangt sind“ und „dass Betriebe vorsorglich importierte Eier und Eiprodukte vom Markt nehmen“, hieß es auf der AGES-Homepage.

Laut der AGES dürfte Fipronil nach dem derzeitigen wissenschaftlichen Kenntnisstand beim Menschen neurotoxisch wirken, aber nicht krebserregend oder erbgutschädigend sein. Bei den Mengen, die bisher in den Eiern in den Niederlanden und Deutschland gefunden wurden, sei bei Erwachsenen ab dem Verzehr von sieben Eiern eine bedenkliche Dosis erreicht. Bei einem Kind mit zehn Kilogramm Körpergewicht sei allerdings bereits ein Ei schädlich.

Zwei Manager festgenommen

In den Niederlanden und Belgien geht indes die Justiz gegen mutmaßliche Verantwortliche vor. Am Donnerstag wurden zwei Manager der niederländischen Firma Chickfriend festgenommen, die Fipronil in Legehennenbetrieben eingesetzt haben soll. Im Visier der Ermittler ist zudem ein belgisches Unternehmen, das vermutlich unerlaubt Fipronil dem Desinfektionsmittel Dega 16 beimischte.

Nach Angaben der niederländischen Staatsanwaltschaft wurden bei einer konzertierten Aktion in den Niederlanden und Belgien acht Häuser und Büros durchsucht. Die Ermittler beschlagnahmten Dokumente, aber auch Autos. Den Managern wird vorgeworfen, die Volksgesundheit gefährdet zu haben. Fipronil darf nicht in Betrieben eingesetzt werden, die Nahrungsmittel erzeugen.

Millionen Eier vernichtet

In Deutschland wurden zehn Millionen Eier aus den Niederlanden wegen tatsächlicher oder vermuteter Fipronil-Belastung aus den Regalen und Lagern geholt und vernichtet. Fipronil wurde auch in niedersächsischen Hühnerfarmen eingesetzt, weshalb nach Angaben von Landesagrarminister Christian Meyer 16 Millionen belastete Eier aus Niedersachsen zurückgerufen und vernichtet wurden. Der deutsche Agrarminister Christian Schmidt hatte gesagt, er sehe hinter dem Eierskandal kriminelle Machenschaften. Was geschehen sei, „das ist kriminell, ganz klar“.

Auch nach Großbritannien wurden mindestens 700.000 mit Fipronil verseuchte Eier importiert. In ersten Schätzungen waren die Experten noch von 21.000 Eiern ausgegangen. In Rumänien wurde am Donnerstag eine Tonne mit Fipronil verseuchtes Flüssigeigelb aus Deutschland entdeckt. Rumänien ist das erste betroffene Land in Osteuropa. Auch in Dänemark wurden am Donnerstag belastete Eier entdeckt. Eine dänische Firma habe 20 Tonnen der geschälten und gekochten Eier von einem belgischen Händler bezogen - produziert wurden sie den Angaben zufolge aber in den Niederlanden.

Greenpeace fordert Aufklärung und Transparenz

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace forderte in einer Aussendung eine „lückenlose Aufklärung im Zusammenhang mit dem Fipronil-Skandal, auch, was seine Auswirkungen auf Österreich“ betreffe. Für die Zukunft will Greenpeace mehr Transparenz und eine Kennzeichnung der Haltung von Legehennen und der Herkunft auch bei verarbeiteten Eiern in Produkten wie Backwaren und Mayonnaise.

Der Präsident der österreichischen Landwirtschaftskammer (LK), Hermann Schultes (ÖVP), forderte unterdessen ebenfalls die Kennzeichnung der Eier auch in verarbeiteter Form. Es brauche auch dort „eine klare Information über Herkunft und Haltungsform“. Bisher seien Käfigeier aus anderen Ländern für österreichische Konsumenten nur schlecht erkennbar.

Fipronil kommt als Pflanzenschutzmittel oder in der Veterinärmedizin zum Schutz von Hunden vor Flöhen und Zecken zum Einsatz. Der in den 1980er Jahren in Frankreich entwickelte Wirkstoff ist allerdings auch für Honigbienen in hohem Maße giftig. 2013 hat die Europäische Union daher beschlossen, den Einsatz des Mittels in der Landwirtschaft zu begrenzen.

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