„Amerikaner spüren Effekte schon jetzt“
Ein Bericht der US-Regierung zum Klimawandel sieht extreme Auswirkungen auf die USA. „Die Amerikaner spüren die Effekte des Klimawandels schon jetzt“, zitierte die „New York Times“ am Dienstag aus dem noch nicht veröffentlichten Entwurf, der diametral zur Haltung von US-Präsident Donald Trump steht und um den nun gefürchtet wird.
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Die Analyse wurde von der Regierung bisher nicht freigegeben. Anonym bleiben wollende Forscher äußerten gegenüber der „New York Times“ die Befürchtung, dass die Studie nun unterdrückt oder verändert werden könnte. Urheber der Studie ist die Wissenschaftsakademie der USA. Trump hatte den Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen veranlasst und den Klimawandel mehrmals als Erfindung Chinas bezeichnet.
Situation „angespannt“
Die Situation sei „angespannt“, so der US-Klimaforscher Michael Oppenheimer gegenüber der Zeitung. Wissenschaftler würden nun sehr genau beobachten, wie Trumps Team mit der Studie umgeht. Eine der 13 Behörden, die den Entwurf zur Veröffentlichung unterschreiben müssen, ist die Umweltbehörde EPA. Deren Leiter Scott Pruitt hatte sich für einen Ausstieg aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ausgesprochen und einen Zusammenhang zwischen Kohlendioxid und der Klimaerwärmung bestritten.

Reuters/Bob Strong
Für Alaska und die Arktis zeichnet der Entwurf ein besonders düsteres Bild
Laut dem umfassenden Papier, das sich auf Hunderte Studien stützt, ließen sich die Auswirkungen des Klimawandels entgegen der Auffassung der US-Regierung „von der Atmosphäre bis zu den Tiefen des Ozeans“ nachweisen. Zahllose Studien hätten Auswirkungen des Klimawandels und die Rolle menschlicher Aktivität dabei, vor allem durch den Ausstoß von Treibhausgasen, dokumentiert. Es sei „extrem wahrscheinlich“, dass mehr als die Hälfte des mittleren globalen Temperaturanstiegs seit 1951 auf menschliche Einwirkung zurückgehe.
Heißeste Dekaden seit 1.500 Jahren
In den USA selbst sei die Temperatur seit den 1980er Jahren drastisch gestiegen. Die vergangenen Jahrzehnte seien zudem die wärmsten der vergangenen 1.500 Jahre gewesen. Die Zahl und Intensität kühler Nächte habe seit den 1960ern abgenommen, Kältewellen seien seit den 1980er Jahren seltener. Extreme Hitzwellen seien dafür umso häufiger geworden. Immer neue Temperaturrekorde würden in naher Zukunft „relativ gewöhnlich“ werden.
Auch in der umstrittenen Frage nach dem Zusammenhang zwischen menschlichem Einfluss und Wetterextremen ließe sich in vielen Fällen ein „relativ starker“ Zusammenhang herstellen. Dabei verweist die Studie auf die Hitzewelle in Europa im Jahr 2003 und die Rekordtemperaturen in Australien im Jahr 2013. In anderen Fällen gebe es noch widersprüchliche Erkenntnisse zu einem Zusammenhang zwischen menschlicher Aktivität und Wetterextremen, etwa bei einer Hitzwelle in Texas im Jahr 2011.
Beunruhigende Entwicklung in Alaska und Arktis
Besonders beunruhigend sei der Anstieg der Oberflächen- und Lufttemperatur in Alaska und der Arktis. Diese würde in einer beunruhigenden Geschwindigkeit, nämlich doppelt so schnell wie das globale Mittel, steigen. Es sei „sehr wahrscheinlich“, dass das schmelzende Eis und die damit einhergehenden Veränderungen im Meer „erhebliche Konsequenzen“ für die USA haben werden. Besonders bedroht seien Küstenbereiche.
Trump hatte Anfang Juni den Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen angekündigt und gesagt, sein Land werde die Vereinbarung „ab sofort“ nicht mehr umsetzen. Mehrmals bezeichnete er den Klimawandel als Erfindung Chinas, die der Wirtschaft der USA schaden soll. Am Freitag hatte das US-Außenministerium den angestrebten Rückzug schriftlich bestätigt. Um die Interessen der USA zu schützen, will Washington aber weiterhin an den internationalen Klimaverhandlungen teilnehmen.
CO2-Konzentration steigt so schnell wie nie
Am Donnerstag veröffentlichte indes die US-Klimabehörde NOAA ihren Jahresbericht. Diesem zufolge hat die Konzentration an klimaschädlichem CO2 in der Atmosphäre im vergangenen Jahr so schnell zugenommen wie nie seit Beginn der Messungen vor 58 Jahren. Im weltweiten Durchschnitt lag sie bei 402,9 Teilchen pro Million Teilchen - und damit erstmals über der Marke von 400.
Das Plus von 3,5 Teilchen pro Million Teilchen im Vergleich zum Jahr 2015 sei ein Rekordwert seit Beginn der Aufzeichnungen. Zudem war die CO2-Konzentration damit erneut so hoch wie seit 800.000 Jahren nicht. In dem Bericht werden die neuen Werte mit Auswertungen eines Eisbohrkerns verglichen.
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