Ein ziemlich bizarres Verführerduo
Ältere Kinofans erinnern sich: Pierre Richard, das war „Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh“, ein internationaler Erfolgsfilm aus dem Jahre 1972. Vom Charme des „großen Blonden“ zehrt Richard – mittlerweile 82 – noch immer. In seinem neuesten Kinofilm „Monsieur Pierre geht online“ mimt er einen eigenbrötlerischen Pensionisten und Witwer, den die Suche nach der Liebe ins Internet verschlägt.
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Die Tochter des grantigen Pierre will ihren Vater im Alter noch einmal unter Menschen bringen - wenigstens im Internet. Helfen soll ein Kumpel des Senioren, der junge, erfolgslose Schriftsteller Alex (Yaniss Lespert). Alex soll ihm beibringen, sich in der virtuellen Welt zurechtzufinden. Denn bisher öffnet Pierre immer das Fenster seines Wohnzimmers, wenn Alex am Telefon mal wieder Ferndiagnose macht und ihm sagt, auf dem Bildschirm ein Fenster zu öffnen.
Zwei Männer, ein Onlineprofil
Als Pierre plötzlich auf ein Datingportal stößt, entdeckt er abgestorben geglaubte Leidenschaften in sich. Seine altmodische Flirtkompetenz kommt gut an bei der jungen Flora (Fanny Valette), die nicht weiß, dass ihr Pierre im Namen seines Computercoaches Alex den Hof macht. Als es zum ersten Treffen kommen soll, schickt der Alte denn auch Alex vor, während er das Date aus der Distanz beobachten will. Alex macht mit, das Honorar ist zu verlockend.

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Richard und Lespert: Die Geschichte erinnert an Edmond Rostands Drama „Cyrano de Bergerac“
„Un profil pour deux“ heißt die französisch-belgisch-deutsche Komödie im Original treffsicher. Sie bezieht ihren Witz daraus, dass sich zwei Männer ein Onlineprofil teilen. Flora verliebt sich nicht nur in Alex’ schöne Augen, sondern auch noch in den virtuellen Minnesang aus Pierres Feder. Bloß darf sie von diesem Betrug natürlich nichts mitbekommen.
Wie bereits vor sechs Jahren arbeitete die Filmkomikerlegende mit dem Regisseur Stephane Robelin zusammen. Damals führte Robelin Regie bei „Und wenn wir alle zusammenziehen?“. Richard gab im Film einen warmherzigen Senioren, der gemeinsam mit anderen Pensionisten in eine Wohngemeinschaft zieht.
„Mein Computer mag mich nicht“
Er sei genau so wie seine Filmfigur, nämlich nicht sehr onlinebegabt, erzählt Richard im Interview mit ORF.at. Mit dem Internet sei es wie mit allen Erfindungen, es habe sein Gutes. „Es ist ja doch erstaunlich, dass man nur zu googeln braucht, um etwas über das Leben von Victor Hugo zu erfahren“, so Richard. „Dann gibt’s die Nachteile: Jeder weiß alles, jeder darf alles sagen, jeden Mist. Aber auch Autos sind nicht nur wunderbar, sie produzieren auch viele Tote.“
Komikerlegende im Internetzeitalter
Im neuen Film „Monsieur Pierre geht online“ stolpert Richard durch die Welt des Onlinedatings.
Wie in seiner neuesten Filmkomödie schaut sich Richard die virtuelle Welt aus der Ferne an: „Ich kann zwei, drei Dinge mit meinem iPhone machen, der Rest ist mir zu hoch. Dann frage ich meinen Enkel, warum funktioniert das nicht? Er erklärt es mir, verschwindet wieder, und es funktioniert wieder nicht. Ich habe das Gefühl, mein Computer mag mich nicht. Sobald ich ihn anfasse, setzt er aus.“
Komiker, Winzer, Nordfranzose
Wann sollte diese umtriebige französische Schauspiellegende, der das Alter offenbar nichts anhaben kann, auch Zeit finden, um sich mit dem Computer anzufreunden: Vier Filme dreht er 2017, und sein Weingut, das Chateau Bel Eveque im südfranzösischen Gruissan, will auch noch gepflegt sein. Zurzeit ist Richard, der am 16. August 83 Jahre alt wird, wieder beim Drehen, in Nordfrankreich, da, wo er ursprünglich herkommt. In Dunkerque wirkt er an der Fortsetzung des Erfolgsfilms „Willkommen bei den Sch’tis“ mit, der nächstes Jahr in die französischen Kinos kommen wird.
Link:
Alexander Musik, für ORF.at