Flughafen LaGuardia könnte expandieren
Über 1,67 Quadratkilometer ist die für Gewaltexzesse und prominente Insassen berüchtigte New Yorker Gefängnisinsel Rikers Island groß. Auf dem Gebiet zwischen den Stadtteilen Queens und Bronx erstrecken sich zehn Haftanstalten. Doch damit soll Schluss sein, New York will die umstrittene Einrichtung schließen lassen - und künftig völlig anders nutzen.
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Mit Bekanntwerden der geplanten Schließung von Rikers Island legte die zuständige New Yorker „Commission on Criminal Justice and Incarceration Reform“ Pläne für die Nachnutzung des Territoriums mit den riesigen und veralteten Haftanlagen vor. Sie sehen vor, dass sich der naheliegende Flughafen auf die Gefängnisinsel ausweitet. Die akute Platznot auf dem LaGuardia Airport wäre damit gelöst, meinen die Experten.
Passagiere statt Häftlinge
Auf der Insel, die derzeit nur durch einen schmalen Kanal vom Airport getrennt ist, könnte eine weitere Piste bzw. ein neuer Terminal gebaut werden, schlagen die Experten vor. Auch eine Verbindung zum bestehenden Teil des Flughafens ist im Konzept vorgesehen. Damit könnten die vielen Verspätungen auf dem Airport reduziert und zudem jährlich zwölf Millionen Passagiere mehr abgefertigt werden, hieß es.

APA/AP/FXFOWLE Architects
Rendering im Konzept: Die Gefängnisinsel soll zum Rollfeld werden
Auch ein Umbau von LaGuardia ist bereits seit Längerem geplant. Generell soll es aber nur um eine Modernisierung der bestehenden Infrastruktur gehen. Die Integration der Fläche der Gefängnisinsel dürfte allein aus zeitlichen Gründen kein Teil davon sein. Als sich New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio kürzlich für die endgültige Schließung des Gefängnisses aussprach, nannte er dafür einen Zeithorizont von „mindestens zehn Jahren“.
„Symbol der Ungerechtigkeit“
Rikers Island gehört zu den berühmtesten Gefängnissen in den USA - neben Sing Sing, ebenfalls in New York, San Quentin in Kalifornien und ADX in Colorado. Auf Rikers Island wurden unter anderen Sid Vicious von den Sex Pistols, der Rapper Tupac Shakur, aber auch im Mai 2011 kurzzeitig der damalige Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, festgehalten.
Rikers Island sei schon „zu lange“ ein „Symbol der Ungerechtigkeit in unserer Stadt, wie ein Fleck auf unserem Strafrechtssystem“, sagte die Abgeordnete Melissa Mark-Viverito. Sie setzt sich seit Jahren für die Schließung des Gefängnisses ein. Wie sie hatten zahlreiche Verantwortliche der Stadt und Rechtsexperten die heruntergekommene Anlage kritisiert.
Tägliche Gewaltexzesse
Doch auch die täglichen Gewaltexzesse ließen Kritik an der Haftanstalt aufkommen. Erst im September des Vorjahres waren sechs Wächter wegen eines Angriffs auf einen Häftling zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden. De Blasio, der im November seine Wiederwahl anstrebt, hatte bisher versucht, die Zustände im größten Gefängnis von New York zu normalisieren und etwa die Ausbildung des Wachpersonals zu verbessern.
Seinen Sinneswandel begründete er nun damit, dass die Kriminalitätsrate in der Metropole gesunken ist. In der Tat verringerte sich die Zahl der Insassen in Rikers Island von 11.696 im Jahr 2013 auf 9.756 im vergangenen Jahr, im März lag sie bei 9.362. Binnen fünf Jahren könne die Zahl der Gefangenen auf 5.000 sinken, sagte der demokratische Politiker.
Bau neuer Haftanstalten nötig
Der Haken an der Schließung: Gleichzeitig wird die Stadt New York neue, kleinere Haftanstalten in anderen, weniger isolierten Vierteln bauen müssen, wie der Bürgermeister einräumte. Wie viele Gefängnisse eröffnet werden müssten und wo, sagte de Blasio nicht. Der Bau neuer Haftanstalten in ihrem Viertel könnte Wähler abschrecken, ihre Stimme de Blasio zu geben.
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