Zig Millionen Euro Schaden
Die Schäden durch den Klimawandel werden tendenziell immer mehr. Messen lässt sich das in Österreich anhand der jährlichen Schadenshöhe in der Landwirtschaft, die von der heimischen Hagelversicherung erhoben wird. Auch heuer dürfte wieder ein Jahr mit besonders hohen Verwüstungen sein.
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Die Hagelversicherung ist eine Institution, deren trockene Pressemitteilungen ohne Superlative und Ausschmückungen auskommen. Kaum jemand kann der für Landwirte wichtigen Versicherung Alarmismus vorwerfen. Umso eindringlicher, wenn die Experten ihre Zahlen und Schlussfolgerungen referieren.

Grafik: ORF.at; Quelle: Österreichische Hagelversicherung
Die Schadenszahlen sind enorm - und sie betreffen nur die Landwirtschaft. So sind etwa die Folgen des Klimawandels für die Gesundheit (und damit einhergehende Kosten) genauso wenig enthalten wie die Schäden, die Privathaushalte erleiden. Nach dem Rekordjahr 2016 mit 270 Millionen Euro würden auch heuer wieder mehr als 200 Millionen Euro an Schäden anfallen, sagte Matthias Biricz von der Hagelversicherung gegenüber ORF.at. Die genaue Summe hängt von Herbstkulturen wie der Zuckerrübe ab. Schwere Verwüstungen habe es jetzt schon in Niederösterreich und der Steiermark gegeben.
„Rekordjahre“ werden zur Regel
Heuer und letztes Jahr sind keine Ausreißer, wie die Statistik zeigt. Tatsächlich hätten extreme Wetterphänomene während der vergangenen Jahre zugenommen, so Biricz. Extreme Wetterphänomene sind etwa Dürre, Frost, schwere Unwetter und Überschwemmungen. Heuer seien bis jetzt alleine durch den späten Frost im Frühling 70 Millionen und wegen der Dürre durch die extreme Hitze 100 Millionen Euro an Schaden entstanden. Verganenes Jahr kostete allein der Spätfrost im April die Landwirte 200 Millionen Euro. Dazu kommen jeweils Hagel-, Sturm- und Überschwemmungsschäden.

APA/Erwin Scheriau
Vermurter Garten in Kobenz (Steiermark)
2015 sei wiederum ein extremes Dürrejahr gewesen mit 175 Millionen Euro an einschlägigen Schäden. Es gab in diesem Jahr, so Biricz, 17 Wüstentage, also Tage mit über 35 Grad Celsius. Heuer war schon der März der wärmste März der Messgeschichte mit dreieinhalb Grad Celsius über dem langjährigen Durchschnitt. Dann folgte der zweitwärmste Juni, bei dem es noch dazu um 55 Prozent weniger regnete als im Durchschnitt. Die Vegetation war heuer 13 Tage zu früh dran, letztes Jahr waren es 14 Tage.
Kein Relativieren möglich
Skeptiker des Klimawandels sagen: Solche einzelnen Zahlen kann man als Schlaglichter leicht präsentieren - statistische Ausreißer habe es schließlich immer schon gegeben. Dem hält Biricz entgegen, dass die Schäden auch in Summe unterm Strich zunehmen. Früher war eine schwere Dürre genauso wie viel zu später Frost und schwere Überschwemmungen ein Jahrhundertereignis. Nun treten solche extremen Wetterphänomene in viel kürzeren Abständen auf.

APA/FF Straßburg
Überschwemmter Bauernhof in Straßburg (Kärnten)
Dass etwa gleich zwei Jahre hintereinander der Frost viel zu spät kommt wie 2016 und heuer, wäre früher undenkbar gewesen. Davor gab es einen solch späten Frost das letzte Mal vor 50 Jahren - als Einzelphänomen. Außerdem, so Biricz, würden die Extremwetterereignisse nicht nur öfter eintreten, sondern auch viel heftiger ausfallen. Die Hagelversicherung betreibt derzeit eine Plakatkampagne, um Bewusstsein zu schaffen.
„Es gibt noch Möglichkeiten“
Aber aufs Politisieren will sich Biricz nicht einlassen, er bleibt der Linie der Hagelversicherung treu und setzt auf Fakten. Nach Forderungen an die Politik gefragt, winkte er ab, nur so viel: „Das ist sicher ein Thema, wo es noch Möglichkeiten gibt, etwas zu tun.“
Eine davon wäre wohl - aber das sagt nicht Biricz -, den motorisierten Individualverkehr einzuschränken. Österreichs Haushalte besaßen 2016 laut Statistik Austria rund 4,08 Millionen Pkws, davon sind knapp mehr als eine Million Zweitautos. Im Schnitt fahren Österreichs Autofahrer laut Verkehrsclub Österreich (VCÖ) 34 Kilometer pro Tag. Von 1990 bis 2015 stiegen die gefahrenen Kilometer um 40 Prozent auf 78 Milliarden.
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