Deutschland stark betroffen
Der Fipronil-Skandal weitet sich aus: Millionen kontaminierte Eier - darunter auch Bioeier - aus Legebetrieben in den Niederlanden, in Belgien und nun auch in Deutschland enthalten bedenkliche Rückstände des Insektizids Fipronil. Die Supermarktkette Aldi hat landesweit sämtliche Eier aus dem Verkauf genommen.
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Das ganze Ausmaß der mit Gift belasteten Eier ist noch nicht klar. Am Donnerstag hatte Deutschlands Landwirtschaftsminister Christian Schmidt mitgeteilt, dass mittlerweile von zwölf betroffenen Bundesländern auszugehen sei. Eine Schlüsselrolle käme dabei Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen zu. Die Lage sei „unter Kontrolle“, es gebe aber „noch keine Entwarnung“, sagte der CSU-Politiker. Mittlerweile sind auch kontaminierte Eier in der Schweiz und in Schweden gefunden worden.
Zehn Millionen oder mehr
Niedersachsens Agrarminister Christian Meyer sagte am Freitag, dass alleine in Deutschland weitaus mehr belastete Eier aus den Niederlanden verkauft worden seien als bisher bekannt. Nach neuesten Informationen handle es sich nicht nur um drei Millionen, sondern zehn Millionen Eier, sagte der Grüne im ZDF. „Ich glaube, in Deutschland weitet es sich weiterhin aus.“ Bisher gebe es noch keine Hinweise, dass auch von Hühnerfleisch eine Gefahr ausgeht. „Aber wir untersuchen auch das jetzt.“ Produkte, in denen Eier verarbeitet wurden, würden ebenfalls unter die Lupe genommen.

Reuters/Suzanne Plunkett
Aldi räumte deutschlandweit die Eier aus den Regalen
Die Supermarktkette Aldi hat in Deutschland sämtliche Eier aus dem Verkauf genommen. Es handle sich um eine „reine Vorsichtsmaßnahme“, es könne weiter von keiner gesundheitlichen Beeinträchtigung ausgegangen werden, hieß es einer Mitteilung des Diskonters. Von sofort an dürften nur noch Eier an Aldi geliefert werden, für die ein Nachweis vorliege, dass sie negativ auf fipronilhaltiges Anti-Läuse-Mittel getestet seien. Das werde möglicherweise dazu führen, dass es zu Engpässen bei der Versorgung mit Eiern kommt.
„Klarheit und Transparenz“ für die Kunden
Die Unternehmensgruppen Aldi Süd und Aldi Nord wollen mit dem Schritt „Klarheit und Transparenz“ bei ihren Kunden herstellen. Schon seit Anfang der Woche beziehe Aldi keine Eier mehr aus gesperrten niederländischen Betrieben. Außerdem wurden in einzelnen Regionen Freiland-, Bodenhaltungs- und Bioeier vorsorglich aus dem Verkauf genommen worden.
Zuvor hatten schon REWE und der zu der Kölner Gruppe gehörende Diskonter Penny den Verkauf von Eiern aus den Niederlanden gestoppt. Generell will REWE Eier aber nicht aus den Regalen nehmen. Konkurrent Lidl erklärte, die Kette beziehe Eier nur von Lieferanten, die „nachweislich negativ auf Fipronil beprobt sind“. Lidl sehe keine Veranlassung, Eier kategorisch aus den Filialen zu nehmen.
Hofer bezieht nur von heimischen Lieferanten
Die österreichische Handelskette Hofer, Teil von Aldi Süd, führt weiterhin Eier. „Hofer verkauft aktuell nur Eier von österreichischen Lieferanten, weshalb wir von der Thematik nicht betroffen sind und keine Eier aus dem Verkauf nehmen“, heißt es auf Anfrage von help.ORF.at. „Als Vorsichtsmaßnahme haben wir jedoch Stellungnahmen von unseren Lieferanten angefordert, um auszuschließen, dass auch österreichische Eier betroffen sind.“ Angaben der Österreichischen Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) zufolge gibt es bisher keinen Hinweis dafür, dass kontaminierte Eier und Eiprodukte nach Österreich geliefert wurden.
Was ist Fipronil?
Für wirbellose Tiere, etwa Bienen, Zecken, Milben und Flöhe, ist Fipronil tödlich. Kommen sie mit dem Gift in Berührung, nimmt ihr Körper es auf, gelangt es ins zentrale Nervensystem und entfaltet seine Wirkung.
Für Menschen ist das Gift nach derzeitigem Wissensstand nicht krebserregend bzw. erbgutschädigend, urteilt das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Allergien und Hautreizungen löse es ebenfalls nicht aus.
In den Niederlanden war in Legehennenbetrieben der nicht dafür zugelassene Wirkstoff Fipronil eingesetzt worden. Die giftige Substanz war nach derzeitigem Stand der Ermittlungen über das Reinigungsmittel Dega-16 in die Ställe gelangt, das eigentlich nur auf ätherischen Ölen wie Menthol und Eukalyptus beruht.
Ursprung wohl in Belgien
Vermutlich hatte ein belgischer Hersteller Fipronil beigemischt, ein Kontaktgift, das gegen Hautparasiten wie Läuse, Milben und Flöhe wirkt. Es wird etwa bei Hunden und Katzen verwendet. Die Anwendung bei lebensmittelliefernden Tieren ist nicht erlaubt. In sehr hohen Dosen kann Fipronil auch für Menschen gefährlich sein. Wie genau es auf sie wirkt, ist allerdings nicht bekannt.
In Experimenten mit Ratten schädigte der Stoff das Nervensystem und die Leber, hatte das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) erklärt. Vorerst gebe es aber keine Befunde mit einem möglicherweise gesundheitsschädlichen Gehalt an Fipronil pro Kilogramm Ei. Die Messwerte lägen bisher „um einen Faktor zehn unterhalb“ des Wertes, bis zu dem eine Gefährdung für Erwachsene wie Kinder als unwahrscheinlich eingestuft wird.
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