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Radio Hekaphon als Rundfunkpionier

Noch bevor die Österreichische Radioverkehrs AG (RAVAG) im Jahr 1924 als erster staatlicher Rundfunksender in Österreich ihren regelmäßigen Betrieb aufgenommen hat, hat der Hörfunksender Radio Hekaphon den hinsichtlich der Radiotechnik noch rechtsfreien Raum genutzt und Österreichs erstes regelmäßiges Radioprogramm gesendet.

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Ab Anfang der 1920er Jahre, als die Radiotechnik die Welt zu erobern begann, waren es vielerorts private Initiativen, Radiobastler und Funkamateure, die der neuen Technik breite Popularität verschafften und somit die nötige Hörerbasis für eine organisierte Radiolandschaft generierten. Es entstanden Radioclubs und Hörergemeinschaften. Die Aufbruchsstimmung war groß. Vor allem angesichts des noch rechtsfreien Raumes, den die Radiotechnik bedeutete. Von Konzessionen war noch keine Rede.

Start als Versuchssender

So auch in Wien, wo auf dem Gelände der Vereinigten Telephonfabriken AG Czeija & Nissl ab dem April des Jahres 1923 ein auf private Initiative hin entstandener Versuchssender seinen Sendebetrieb aufgenommen hat und sowohl ein Sprech- als auch ein Musikprogramm bot.

Der Sender, der in der Dresdner Straße im 20. Wiener Gemeindebezirk beheimatet war, startete als One-Man-Show. Der technische Leiter des Pionierprojekts, Oskar Koton, war nicht nur für die Konstruktion der 100 Watt starken Sendeanlage verantwortlich. Er fungierte auch als Ansager und spielte Klavier.

Sinn fürs Geschäft

Mit der Übersiedlung des Senders in die Räume des Technologischen Gewerbemuseums in der Währinger Straße, ins Gebäude des heutigen WUK, hat der Sender den Namen Radio Hekaphon erhalten. Die Marke befand sich im Eigentum der Firma Czeija & Nissl, die mit großem Sinn fürs Geschäft vorgegangen ist. Sie produzierte unter demselben Namen auch Radioempfangsgeräte, die damals entsprechend stark nachgefragt waren. Wer keines hatte, hörte im Kollektiv. Gemeinschaftliches Radiohören stand etwa in der Wiener Urania auf dem Programm. Tageszeitungen organisierten zur Demonstration des neuen Mediums Radiosalons.

Die ersten Radiostars

Das Programm von Radio Hekaphon hatte mitunter hochoffiziellen Charakter. Im Herbst des Jahres 1923 wurde die Eröffnungsrede von Bundespräsident Michael Hainisch anlässlich der Wiener Herbstmesse übertragen. Wienerliedsänger und –komponist Ernst Arnold war ebenso Teil des Programms wie Burgtheaterschauspieler Raoul Aslan und Musiker Bert Silvings.

Gesendet wurde bis ins Jahr 1924. Am 19. Februar 1924 erhielt die Bewerbergruppe um Firmeneigner Oskar Czeija eine Sendekonzession, aus der letztlich die RAVAG hervorgegangen ist. Radio Hekaphon stellte den Sendebetrieb ein. Über die Sendeanlage des Radiopioniers strahlte kurz darauf das neu gegründete Radio Wien sein Programm aus.

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