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Mit Charme und Melone

Er gilt gemeinsam mit seiner Frau, Queen Elizabeth II., als echtes Wahrzeichen der britischen Monarchie: Nun hat sich der britische Prinz Philip offiziell zur Ruhe gesetzt. Der 96-Jährige, der trotz seines hohen Alters als sehr rüstig gilt, will kürzer treten. Mittwochnachmittag absolvierte Philip seinen letzten offiziellen Termin.

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Der Herzog von Edinburgh nahm im strömenden Regen im Trenchcoat und mit Melone eine Parade im Rahmen einer Spendenaktion der Königlichen Marine vor dem Buckingham-Palast in London ab. Philip war dafür extra aus der königlichen Sommerresidenz in Balmoral in Schottland angereist.

Prinz Philip

APA/AFP/Hannah Mckay

Sichtlich gut gelaunt, trotz des schlechten Wetters, erschien Prinz Philip am Mittwoch bei seinem letzten Auftritt vor der offiziellen Pension

Philip ist seit 1953 Oberhaupt der Königlichen Marinesoldaten. Ganz von der Bildfläche wird der Prinz allerdings nicht verschwinden: Am Montag sagte eine Palastsprecherin, dass Philip seine Frau „von Zeit zu Zeit“ bei Terminen begleiten könnte.

Fleißiger Royal

Der Prinz gilt laut Angaben des Buckingham Palace als einer der fleißigsten Royals. Inklusive des Termins vom Mittwoch absolvierte Philip seit 1952 22.219 Termine alleine - zusätzlich zu jenen, die er mit seiner Frau wahrnahm. Der Duke of Edinburgh hielt insgesamt 5.496 Reden und unternahm 637 Reisen allein in andere Länder. Die Gesamtzahl seiner Schirmherrschaften gibt der Palast mit 785 an.

Prinz Philip

APA/AFP/Hannah Mckay

Philip nahm die Parade der Königlichen Marinesoldaten ab

Fast 70 Jahre ist Philip bereits mit Elizabeth II. verheiratet, er ist der dienstälteste britische Prinzgemahl. Der Herzog von Edinburgh gilt als Stütze seiner fünf Jahre jüngeren Frau, auch wenn er immer in ihrem Schatten stand.

Prince Philip bei der Enthüllung einer Tafel im Lord's Cricket Ground in London

APA/AFP/Arthur Edwards

Philip, der „erfahrenste Gedenktafel-Enthüller der Welt“, bei der Enthüllung einer Gedenktafel im Mai 2017

Seine Rolle als Prinzgemahl nimmt er gerne selbst auf die Schippe, noch vor drei Monaten witzelte Philip bei der Einweihung einer neuen Tribüne im Londoner Cricket-Stadion, er sei der „erfahrenste Gedenktafel-Enthüller der Welt“.

Gefürchtete Zunge

Mit Kommentaren hält er sich auch bei anderen selten zurück, auch wenn sie schon oft mehr als deplatziert waren. Im ozeanischen Papua-Neuguinea, wo früher Kannibalismus vorkam, fragte Philip einst einen britischen Studenten, wie es denn komme, dass er nicht aufgegessen werde. Den damaligen deutschen Kanzler Helmut Kohl begrüßte er einmal mit „Herr Reichskanzler“, und dem Landestracht tragenden Präsidenten von Nigeria sagte er: „Sie sehen aus, als wollten Sie gleich ins Bett gehen.“

Prinz Philip, Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder und Bundeskanzler Helmut Kohl 1997 bie der Eröffnung der Industriemesse in Hannover

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Prinz Philip und der damalige deutsche Kanzler Helmut Kohl (r.) 1997, in der Mitte der spätere Kanzler Gerhard Schröder

Seine Ausrutscher machten Philip berühmt, er sieht sie retrospektiv selbst mittlerweile aber eher kritisch: „Ich würde die Fehler, die ich mache, lieber nicht machen“, sagte er zu seinem 90. Geburtstag in einem TV-Interview, fügte aber hinzu: „Welche es sind, werde ich nicht verraten.“ Überhaupt verrät Philip ungern etwas über sich selbst. Seine Gefühle zu zeigen ist ihm zutiefst zuwider. Er hielt aber die Familie während der Scheidungen von dreien der vier Kinder zusammen.

Mangelnde Vorbilder

Dass er für seine Frau seine vielversprechende Karriere bei der Royal Navy aufgeben musste, bezeichnete er vor einigen Jahren knapp als „enttäuschend“. Als Elizabeth nach dem Tod ihres Vaters, George VI. am 6. Februar 1952 zur britischen Königin gekrönt wurde, musste Philip seine Karrierepläne begraben. Doch mit einer Königin verheiratet zu sein bedeute für ihn vor allem, „ihr behilflich zu sein, so gut ich kann“, sagte Philip selbst über seine Rolle. Seine Rollenfindung betrieb er laut eigenen Worten nach dem Verfahren „Versuch und Irrtum“. Er habe schlicht auf keine Vorbilder zurückgreifen können.

Queen Elizabeth II., Prinz Philip und Prinzessin Anne am 8. Mai 1969 in Salzburg

AP

Im Mai 1969 besuchte Philip gemeinsam mit Elizabeth II. Salzburg - auf dem Bahnhof „regnete“ es Staub vom Dach

Philip gilt als sportlich und achtet sehr auf seine Ernährung, in den vergangenen Jahren litt er aber dennoch unter einigen gesundheitlichen Beschwerden, darunter eine Blasenentzündung und Herzprobleme. So musste er wegen einer Infektion im Juni zwei Nächte in einem Londoner Krankenhaus verbringen. Als Philip und Elizabeth zum Jahreswechsel wegen einer schweren Erkältung mehrere Wochen nicht in der Öffentlichkeit auftraten, gab es Befürchtungen, dass beide ernsthaft erkrankt sind.

Auf Korfu als Prinz von Griechenland geboren

Philip wurde am 10. Juni 1921 als Prinz Philip von Griechenland und Dänemark auf der griechischen Insel Korfu geboren. Seine Eltern waren Prinz Andreas von Griechenland und Dänemark und Prinzessin Alice von Battenberg. Im Zweiten Weltkrieg kämpfte er in der britischen Armee, er erhielt zahlreiche Auszeichnungen und führt mehrere höchste militärische Ehrentitel wie Lord High Admiral und Field Marshal. Im Jahr 1947 nahm er die britische Staatsbürgerschaft an und verzichtete auf seinen Titel Prinz von Griechenland und Dänemark. Seinen Nachnamen änderte er in Mountbatten. Mit seiner Ehefrau ist er weitschichtig verwandt.

Ein Bewohner des Dorfes Yaohnanen mit Bildern von Prinz Philip

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Im Dorf Yaohnanen auf Vanuatu wird Prinz Philip als Gott verehrt

Auf Vanuatu spielt Philip - im Gegensatz zu sonst - die Hauptrolle: Er wird dort sogar als Gottheit verehrt. Für die Bewohner des Dorfes Yaohnanen auf der Insel Tanna gilt er vor dem Hintergrund eines Cargo-Kults, einer in Melanesien recht häufigen religiösen Überzeugung, in der es eigentlich um die Rückkehr der Ahnen gilt, als künftiger Heilsbringer.

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