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Experte: „Normale“ Sommer seltener

Brütende Hitze auf Zypern, Hochwasser in Deutschland: Das Wetter in Europa sorgt derzeit für Ausnahmezustände. Italien ist besonders betroffen: Dort wüten Waldbrände und Unwetter - gleichzeitig herrscht so starke Dürre, dass die Wasserentnahme aus dem Fluss Po eingeschränkt wurde.

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„Normale Bilderbuchsommer, trocken und mit Temperaturen um die 25 bis 30 Grad über mehrere Wochen“, würden immer seltener, so die Einschätzung des Meteorologen Peter Hoffmann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Normal werden nach seiner Einschätzung zunehmend längere Trockenperioden und Hitzephasen, gefolgt von Stark- und Dauerregen. In Deutschland lässt sich Zweiteres gerade beobachten: Über weiten Teilen des Landes sorgt Tief „Alfred“ seit Tagen für kräftige Niederschläge. Der Dauerregen verursachte bereits Überschwemmungen.

Evakuierungen in Deutschland vorbereitet

Unter anderem in den Bundesländern Niedersachsen, Thüringen sowie Sachsen-Anhalt bestand laut den deutschen Behörden die Gefahr, dass Flüsse über die Ufer treten könnten. Angespannt war die Lage am Mittwoch vor allem in der niedersächsischen Stadt Hildesheim. Dort trat der Fluss Innerste in der Nacht zwischenzeitlich über die Ufer. Die Behörden rüsteten sich für eine mögliche Evakuierung.

Der niedersächsische Landkreis Goslar rief den Katastrophenfall aus. Hier wurde ein Altersheim und Teile einer Straße geräumt, die komplette Altstadt für den Autoverkehr gesperrt. In der Goslaer Gemeinde Seesen waren nach Angaben des Kreisfeuerwehrverbands 200 Wohnungen oder Häuser von dem Hochwasser betroffen. Dort flössen „Wassermassen“ durch den Ort und überfluteten Straßen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte am Mittwoch weiter vor ergiebigem bis teils extrem ergiebigem Dauerregen.

42 Grad im Schatten

Niederschläge können sich Länder wie Spanien, Portugal und Italien, wo derzeit Waldbrände wüten, nur wünschen. Auf Zypern herrscht seit Wochenbeginn eine Hitzewelle. Wie das nationale Wetteramt der Insel mitteilte, steigt die Temperatur am Mittwoch und Donnerstag vielerorts auf 42 Grad. Die Menschen wurden aufgerufen, sich nicht zu lange im Freien unter der Sonne aufzuhalten, helle Kleidung aus Baumwolle zu tragen und viel Wasser zu trinken. Ältere oder kranke Menschen sollten zu Hause bleiben, hieß es. Mit einem Temperaturrückgang auf für die Jahreszeit normale Werte um die 36, 37 Grad wird am Wochenende gerechnet.

Auch Italien stöhnt schon seit Wochen unter einer Hitzewelle und extremer Trockenheit. Die Regierung in Rom hatte bereits im Juni den Notstand in den norditalienischen Provinzen Parma und Piacenza erklärt. 8,65 Millionen Euro wurden freigegeben, um Landwirte und Viehzüchter zu unterstützen.

Wasserpegel des Po im Fokus

Die norditalienischen Regionen entlang des Po beschlossen nun, die Wassermengen zu reduzieren, die für die Landwirtschaft aus Italiens längstem Fluss gepumpt werden. Die Maßnahme tritt kommenden Montag in Kraft. Ziel ist es, dass der 652 Kilometer lange Fluss einen Wasserpegel bewahrt, der die Wasserversorgung der norditalienischen Provinzen Ferrara und Ravenna decken kann. Einige Gemeinden in Berggebieten von Piacenza, Parma und Bologna mussten wegen der Dürre mit Tanklastern mit Wasser versorgt werden.

Die Wasserknappheit verschärfte sich bereits in den Frühlingsmonaten, in denen sich Wasserreserven für den Sommer sammeln sollten. Das Frühjahr 2017 belegte laut Statistiken des Forschungsinstituts CNR Platz zwei im Ranking der trockensten Jahreszeiten seit dem Jahr 1800. Die Trockenheit verursachte der Landwirtschaft bisher bereits Schäden in Höhe von zwei Milliarden Euro und wirke sich negativ auf die Preise der Agrarprodukte aus, berichtete der italienische Landwirtschaftsverband Coldiretti.

Hagelkörner am Strand

Gleichzeitig werden Teile Italiens von Unwettern heimgesucht. Am Dienstag zog ein schwerer Hagelsturm über den Strand San Benedetto del Tronto in den Marken. Der Strand verwandelte sich vorübergehend in eine weiße Winterlandschaft.

Ein ähnliches Bild bot sich nach Angaben der Tageszeitung „Corriere della Sera“ auch im Piemont. Ein Hagelsturm wurde unter anderem auch aus Jesolo in der Region Venetien gemeldet.

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