Mit „Zet“ auf erprobten Spuren
Zalandos Gewinn und Umsatz sind im zweiten Quartal geringer ausgefallen als erwartet. Der deutsche Onlinemodehändler zeigt sich zwar dennoch zufrieden, will seine Schlagkraft gegenüber der Konkurrenz aber erhöhen. Ein Treueprogramm nach Fasson von Amazons „Prime“-Modell soll Kunden ködern - und vor allem binden.
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Zalandos Erlös stieg von April bis Juni zwischen 19 und 21 Prozent auf 1,09 bis 1,11 Milliarden Euro - Analysten hatten gut 22 Prozent erwartet. Auch beim bereinigten operativen Gewinn lag Zalando unter den Erwartungen: Gerechnet wurde mit 91 Millionen Euro, geworden sind es 80 bis 86 Millionen. Bei Zalando herrscht aber keine Alarmstimung, im Gegenteil: „Damit wachsen wir weiterhin deutlich schneller als der Onlinemarkt“, sagte einer der Vorstandschefs, Rubin Ritter. „Für das Gesamtjahr streben wir weiter ein Plus zwischen 20 und 25 Prozent an.“
Gebremst wird der Konzern hauptsächlich von anhaltenden Investitionen: Zalando baut derzeit parallel vier Logistikstandorte in Europa auf und bastelt an seiner Plattform, die auch andere Marken für eigene Onlineshops nutzen können. Hinzu kommen mehr Dienstleistungen und Kundenbindungsprogramme - wie jenes, das am Dienstag präsentiert wurde: „Zalando Zet“.
Lohnende Treue
„Zet“-Kunden werden einige Zusatzleistungen geboten: Die Lieferung erfolgt schneller, eine persönliche Stilberatung ist inkludiert. Außerdem ist eine Retourenabholung möglich - Rücksendungen müssen also nicht mehr selbst zur Post oder zum Paketshop gebracht werden. In der „ersten Phase“ können ausgewählte Kunden in vier deutschen Städten (Berlin, Leipzig, Frankfurt und Hannover) den Dienst testen und anschließend für 19 Euro pro Jahr Mitglied werden. Eine Ausweitung auf andere deutsche Städte ist geplant. Ob Österreich auch in das Programm aufgenommen wird, könne derzeit noch nicht gesagt werden, hieß es auf Anfrage von ORF.at.

APA/AP/Mark Lennihan
„Prime“ kommt gut an - und macht aus Kunden treue Kunden
Ziel hinter „Zalando Zet“ ist die Kundenbindung - wie es der weltgrößte Onlineeinzelhändler Amazon mit seinem Modell „Prime“ erfolgreich vorgemacht hat, und zwar so erfolgreich, dass Amazon den Jahresbeitrag in Deutschland und Österreich im Februar von 49 Euro auf 69 Euro erhöhen konnte, ohne fürchten zu müssen, zu viele Mitglieder zu vertreiben. Die Mitgliedschaft inkludiert Zugang zu Musik- und Videostreaming sowie Gratisversandoptionen.
„Keine Reaktion auf Amazon“
Derartige Premium- oder „Loyalty“-Programme bieten Vorteile für Kunden, aber auch für die Konzerne: Wer einmal Treueprogramme nutzt, bleibt zumeist auch beim selben Anbieter. Die Kunden wiederum schätzen die - vermeintliche - Exklusivität der Angebote. In einer Umfrage der Beratungsfirma PwC erklärten 70 Prozent der Befragten, dass sie Angebote und Rabatte, die nur für Mitglieder gelten, als „Topvorteil“ betrachten.
„Zet“ sei „die Weiterentwicklung unserer Strategie, keine Reaktion auf Amazon“, sagte „Zet“-Chefin Lisa Schöner in der deutschen „Welt“ aber. „Unsere Stärke ist die Fokussierung auf Fashion.“ Kunden könnten sich telefonisch und per Facebook-Chat mit Experten und Expertinnen über Modefragen austauschen. „Die Stylisten beantworten alle Fragen zum Thema Mode“, sagte Schöner. Zalando will mit der persönlichen Ansprache eigenen Angaben zufolge einen Nachteil des E-Commerce gegenüber den klassischen Boutiquen und Warenhäusern ausgleichen: die weitgehend fehlende emotionale Komponente beim Einkauf.
Reinigungsservice als nächster Schritt?
Das neue Programm könnte den Anstoß für weitere Neuerungen bei Zalando geben. So schloss Manager David Schroeder gegenüber der „Welt“ die Einbindung von Kooperationspartnern nach der Startphase nicht aus: „Wir können uns vorstellen, dass wir Zet mit externen Partnern weiterentwickeln. So könnte man beispielsweise einen Reinigungsservice integrieren.“ Die Konkurrenz wird hellhörig sein - zuletzt hatte Amazon seinen Mitbewerbern im Onlinehandel gleich mehrere Schläge versetzt.
So bietet der US-Onlinehändler seinen Bezahlkunden in den USA mit der „Prime Wardrobe“ künftig die Möglichkeit, Mode sieben Tage lang zur Anprobe nach Hause zu bestellen. Bezahlt wird nur, was behalten wird, die anderen Artikel werden wieder gratis zu Hause abgeholt. „Prime Wardrobe“ startet zunächst als Betaversion in den USA, ob das Service auch nach Europa kommt, ist noch unklar. Nur wenige Tage zuvor hatte Amazon mit der Übernahme der Biokette Whole Foods für viel Aufsehen gesorgt.
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