Der „kleine Luxus des Alltags“
Eine – angesichts des schwülen Wetters – beruhigende Nachricht kommt aus der Kosmetikbranche: Drei Viertel der Österreicher und Österreicherinnen verwenden täglich ein Deodorant. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist es sogar eine noch deutlichere Mehrheit.
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Laut Statistik von Kosmetik transparent, der Informationsplattform heimischer Markenkosmetikhersteller, benutzen unter den 14- bis 21-Jährigen 83 Prozent einmal oder mehrmals täglich ein Deo. Rund 75 Millionen Euro wurden im Vorjahr dafür ausgegeben. Insgesamt investierten die Österreicherinnen und Österreicher im Vorjahr rund 1,6 Mrd. Euro in Kosmetikprodukte.
In die Hautpflege - Gesicht, Hand und Körper - flossen rund 330 Mio. Euro, 324 Mio. wurden in Form von Shampoos, Balsam, Kuren oder Färbemitteln für die Haarpflege ausgegeben. Ein Wachstum gab es bei fast allen Produktgruppen, eine der wenigen Ausnahmen: Haarstyling-Produkte waren weniger nachgefragt. Hier macht sich der Trend zu mehr Natürlichkeit bemerkbar.
Anti-Aging im Aufwind
Als eine der größten Produktgruppen erzielte die Gesichtspflege einen Absatz von fast 260 Mio. Euro, knapp sechs Mio. mehr als im Jahr davor. In fünf Jahren soll der Umsatz auf fast 305 Mio. Euro steigen, vor allem dank weiterer Neuheiten im Anti-Aging-Segment. „Anti-Aging bezeichnet Produkte und Maßnahmen, die zum Ziel haben, den natürlichen Alterungsprozess des Körpers hinauszuzögern und die Lebensqualität sowie das Wohlbefinden zu erhöhen“, heißt es auf der Website von Kosmetik transparent.

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Knapp ein Viertel der österreichischen Frauen greift täglich zum Lippenstift
Ins Geld geht auch die Schminke: 208 Mio. Euro war sie den Österreicherinnen im Vorjahr wert. Bis 2021 soll der Markt für die dekorative Kosmetik auf fast 238 Mio. Euro wachsen. 42 Prozent der Frauen schminken sich laut den Branchenexperten täglich, 32 Prozent ein- bis sechsmal pro Woche, sieben Prozent ein- bis mehrmals pro Monat. Nur knapp ein Fünftel verwendet Make-up sehr selten oder gar nicht.
Männer mit Bart, ohne Körperbehaarung
Stark im Wachsen ist der Männerpflegemarkt: Bis 2021 sollen die Ausgaben für Rasur, Aftershaves, Bad, Dusche, Deo, Haare und Gesicht von derzeit 86 auf 96 Mio. Euro zulegen. „Die Erwartungen reichen über die traditionelle Gesichtspflege weit hinaus. Der Trend geht zur Körperrasur“, so Plattformsprecher Stefan Kukacka. Gleichzeitig würden Produkte für Bartpflege und Rasur weiter stark nachgefragt.

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Das Geschäft mit dem Bart läuft anhaltend gut
Lasergeräte und „Performanceprodukte“
Eine Neuerung auf dem Markt sind Abschminkprodukte mit Mizellenwasser: Mizellen sind Molekülverbindungen, die wasser- und fettlösliche Eigenschaften besitzen und eine schonende und gründliche Reinigung der Haut ermöglichen. Lasergeräte zur dauerhaften Haarentfernung für den Heimgebrauch werden zunehmend beliebter – bei Frauen wie Männern.
Im Kommen seien auch „Performanceprodukte“, die neben klassischer Hautstraffung „körperformende“ und „schlank machende“ Eigenschaften haben sollen. Die Produkte dürfen laut Kosmetik transparent auch ins Geld gehen – hochwertige Produkte finden starken Absatz: Körperpflege und Kosmetik würden somit „immer stärker zum kleinen Luxus des Alltags“.
Die Rolle der „Influencer“
Eine neue Rolle auf dem Kosmetikmarkt – vor allem im Werben um jugendliche Kunden – spielen Blogger und „Influencer“. Diese würden „immer wichtiger, da sie eine hohe Glaubwürdigkeit haben als neutrale und kompetente Meinungsführer und Experten“, sagte Henkel-Chef Hans Van Bylen unlängst der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Die Henkel AG ist mit ihrem Unternehmensbereich Beauty Care in der Kosmetikbranche aktiv. „Wir haben weltweit eine ganze Reihe von ‚Influencern‘ unter Vertrag“, sagte Van Bylen. Aber „es gibt auch sehr viele Blogger, die auf ihre Neutralität achten“.
Allerdings hat der Luxus generell auch seine Schattenseite. Besonders Jugendliche geben für Lifestyle und Lifestyleprodukte - vom Handy über das Fitnesscenterabo bis zu Kleidung - oft mehr Geld aus, als sie tatsächlich haben. Die Zahl der jungen Klienten bei den Schuldnerberatungsstellen steigt.
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