„Sind im Prozess, Lizenz zu bekommen“
Die britische Billigairline easyJet bereitet sich auf den „Brexit“ vor und hat in Österreich ein europäisches Luftverkehrsbetreiberzeugnis beantragt. Damit will die Airline nach dem geplanten EU-Austritt der Briten weiterhin über eine EU-Lizenz verfügen. Nach Lizenzerteilung könne eine neue Fluggesellschaft, easyJet Europe, mit Sitz in Wien gegründet werden, teilte easyJet am Freitag mit.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
EasyJet suchte nach eigenen Angaben um ein Luftverkehrsbetreiberzeugnis (Air Operator Certificate, AOC) bei der österreichischen Luftfahrtbehörde Austro Control und um eine Betriebsbewilligung beim österreichischen Verkehrsministerium an. Mit einer österreichischen Lizenz kann easyJet auch nach einem Austritt Großbritanniens aus der EU Flüge in ganz Europa und auch innerhalb der EU-Mitgliedsstaaten anbieten.

Grafik: ORF.at; Quelle: APA/easyJet
Die Fluglinie wolle künftig 4.000 Mitarbeiter und 100 Flugzeuge von Wien aus steuern, teilte das Unternehmen mit. Ausschlaggebend für das dritte Standbein seien neben den Unsicherheiten um den „Brexit“ auch die guten Erfahrungen mit der Austro Control. „Die Auswahlkriterien für den Regulator waren darauf ausgerichtet, den besten Partner für easyJet zu finden“, hieß es in einer Presseaussendung Freitagvormittag. „Sowohl die Mitarbeiter als auch die Flugzeuge, die für easyJet Europe fliegen werden, sind bereits jetzt in europäischen Mitgliedsstaaten angestellt und stationiert.“
Umbau zu paneuropäischer Airline-Gruppe
„Wir sind im Prozess, die Lizenz zu bekommen, wann genau, ist nicht abschätzbar“, sagte Thomas Haagensen, Country Manager für die Region Österreich, Deutschland und die Schweiz, zur APA. An den Standorten der Flugzeuge ändert sich nichts, wie viele Mitarbeiter künftig in Wien sitzen, ließ easyJet noch offen.
Mit der anvisierten neuen Unternehmensstruktur will easyJet zu einer paneuropäischen Airline-Gruppe mit drei Fluggesellschaften in Österreich, der Schweiz und Großbritannien sowie einem in Großbritannien ansässigen Handels- und Dienstleistungsunternehmen werden. Alle drei Fluggesellschaften werden laut Firmenangaben Töchter von easyJet plc sein. EasyJet plc wird weiterhin an der Londoner Börse notieren und seinen Sitz in Großbritannien haben.
Politik erfreut über Wahl Wiens
Infrastrukturminister Jörg Leichtfried (SPÖ) zeigte sich über die Auswahl Wiens erfreut: „Das ist eine Auszeichnung für den Standort Österreich. Unser großer Pluspunkt ist unter anderem die professionelle und serviceorientierte Arbeit der österreichischen Luftfahrtbehörden.“ Auch Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) lobte die Entscheidung: „Das ist eine großartige Nachricht für den Standort Österreich. Ich freue mich sehr, dass sich easyJet für unser Land entschieden hat.“
Jährlich fliegen 78 Millionen Passagiere mit der britischen Billigfluglinie. Rund die Hälfte der Passagiere stammt aus den EU-27-Mitgliedsstaaten. Derzeit sind rund 100 Flugzeuge und 4.000 Mitarbeiter in den 27 EU-Mitgliedsstaaten stationiert sowie etwa 25 Flugzeuge und 950 Mitarbeiter in der Schweiz und 140 Flugzeuge und 6.000 Mitarbeiter in Großbritannien. In Österreich ist die Airline seit elf Jahren aktiv. Die Zahl der von Österreich aus beförderten Passagiere stieg laut Presseaussendung 2016 um 60 Prozent. Arbeitsplätze in Großbritannien sollen von dem Standortwechsel nicht betroffen sein. EasyJet hat bereits in der Schweiz Lizenz und AOC.
„Positive Nachricht“ für Flughafen Wien
EasyJet werde schon heuer für knapp 800.000 Passagierabfertigungen auf dem Flughafen Wien-Schwechat sorgen, schätzt man dort - und freut sich über die Entscheidung für den Standort Wien. „Das ist grundsätzlich eine positive Nachricht für den Wirtschaftsstandort Österreich und eine große Auszeichnung für die Austro Control“, sagte Vorstandsdirektor Julian Jäger.
Gibt die Ankündigung der Briten Rückenwind für die vom Flughafen gewünschte dritte Piste? „Es ist ein tolles Signal für den Luftfahrtstandort und eine Bestätigung unserer Bemühungen. Aber wir brauchen deswegen nicht noch rascher eine dritte Piste“, so Jäger auf diese Frage. Zwischen der easyJet-Entscheidung und der gewünschten dritten Piste gebe es „keine Korrelation“.
Links: