Reisefreiheit soll Tourismus ankurbeln
Während US-Präsident Donald Trump nach wie vor Mauerpläne an der Grenze zu Mexiko wälzt und Freihandelsabkommen neu verhandeln will, versuchen die vier Staaten der Pazifikallianz wirtschaftlich enger zusammenzurücken und einen einheitlichen Pass für ihre Bürger einzuführen. Das wurde auf einem Gipfel Ende Juni in Cali in Kolumbien bekanntgegeben.
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Wird das Vorhaben ein Erfolg, so werden 230 Mio. Menschen einen einheitlichen Pass bekommen. Mexio, Kolumbien, Peru und Chile wollen ihre Grenzen für Menschen aus den Ländern der Pazifikallianz öffnen. Der Staatenbund wurde 2012 gegründet und soll die wirtschaftliche Zusammenarbeit der Pazifikstaaten verbessern. Der erste gemeinsame Meilenstein war die Abschaffung der Transitvisa, die Reisen erheblich erleichterte.
Durch Lateinamerika ohne Visum
Christian Kruger, Chef der kolumbianischen Migrationsagentur, nannte im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters vor allem die Erleichterung der Migration zwischen den Ländern als Motivation für einen gemeinsamen Pass. Er würde es Bürgern erlauben, völlig ohne Visum durch die Staaten der Allianz zu reisen.
Die vier Länder erhoffen sich von dem Abbau der Schranken für den Personenverkehr ein Wachstum in der Tourismusbranche. Die bisherigen Integrationsmaßnahmen hätten bereits den gewünschten Effekt gehabt, so Kruger. Die Bemühungen um einen eigenen Pass sind Teil einer wirtschaftspolitischen Strategie, um weniger von Exporten in die USA abhängig zu sein.
USA mauern sich ein
Während die wirtschaftliche Großmacht USA jahrzehntelang den Ton in Lateinamerika angab, änderte sich die Tonart mit dem Amtsantritt Trumps gewaltig. „America first“ ist sein wirtschaftliches Credo, Protektionismus die Strategie. Bestehende Freihandelsabkommen wie der NAFTA-Vertrag zwischen den USA, Mexiko und Kanada sollen auf Drängen Trumps neu verhandelt werden.
Da viele Länder Zentral- und Südamerikas in großem Ausmaß Waren in die USA exportieren und der politische Wind aus Washington rauer wird, sieht man sich nach neuen Partnern um. Nach Einschätzung von Experten könnte ein Ende der einseitigen Ausrichtung auf die USA auch Chancen für die Region bieten. Mexiko will nun seine Wirtschaftsbeziehungen diversifizieren und den Handel mit Europa und Lateinamerika stärken. Es hat Freihandelsabkommen mit über 40 Ländern unterzeichnet. Die Pazifikallianz sucht vor allem in Asien neue Geschäftspartner. Auch Argentinien sucht den Anschluss nach Asien.
Europa in den Startlöchern
Von einem Ende der wirtschaftlichen Dominanz der USA in Lateinamerika könnte auch Europa profitieren. „Wir stehen bereit, den Freihandel mit Mexiko auszubauen“, sagte der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) zuletzt. Derzeit wird das seit 2000 bestehende Freihandelsabkommen zwischen Mexiko und der EU aktualisiert. Noch in diesem Jahr soll das Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und dem Wirtschaftsbund Mercosur mit Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay und Venezuela zum Abschluss gebracht werden.
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