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Letzte IS-Hochburg im Land

Nach monatelangen Kämpfen hat der irakische Regierungschef Haidar al-Abadi Mossul, die bisherige Hochburg der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), offiziell für befreit erklärt. Regierungstruppen hätten die Stadt vollständig eingenommen, sagte Abadi am Montagabend in einer Ansprache. „Mit unserem Blut, unseren Opfern und unseren Anstrengungen haben wir den Irak, sein Land und seine Menschen befreit“, hieß es.

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Bereits am Sonntag hatte Abadi den Irakern zu einem „großen Sieg“ in Mossul gratuliert. Dennoch gingen die Kämpfe gegen die Dschihadisten noch weiter. Die IS-Kämpfer hielten zum Schluss nur noch kleine Gebiete am Fluss Tigris. Am Montag hieß es endgültig: „Aus dem Herzen Mossuls geben wir den Sieg bekannt“, so Abadi.

„Ich verkünde heute der ganze Welt, dass der legendenumwobene terroristische Staat gescheitert und zusammengebrochen ist“, sagte Abadi, der in schwarzer Militäruniform und mit einer schwarzen Kappe im Westen Mossuls auftrat.

Glückwünsche von Trump

Auch die US-geführte Anti-IS-Allianz bestätigte, dass Mossul nun unter der Kontrolle der Regierung sei. Allerdings müssten noch Sprengfallen geräumt und etwaige versteckte IS-Kämpfer ausfindig gemacht werden.

US-Präsident Donald Trump gratulierte Abadi zum „Sieg“. Dieser Erfolg signalisiere, dass die Tage des IS im Irak und in Syrien „gezählt“ seien, so Trump. US-Außenminister Rex Tillerson bezeichnete die Rückeroberung als „Meilenstein im globalen Kampf“ gegen die Dschihadistenmiliz.

Wiederaufbau als nächste Aufgabe

Mit Mossul verliert der IS seine letzte große Hochburg im Irak und die größte Stadt, die er je unter Kontrolle hatte. Die Extremisten waren im Juni 2014 überraschend in Mossul eingefallen und hatten die Millionenmetropole innerhalb kürzester Zeit überrannt. Abadi erklärte am Montagabend, es sei ein Sieg über die Dunkelheit und den Terrorismus. Vor dem Irak liege nun die nächste Mission. Es gehe darum, für Stabilität zu sorgen und das Land wieder aufzubauen.

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres begrüßte die Befreiung als „bedeutenden Schritt im Kampf gegen Terrorismus und gewalttätigen Extremismus“. Er würdigte „Mut, Entschlossenheit und Durchhaltevermögen" der Menschen im Irak und ihrer Regierung, so Guterres am Montag in New York. Gleichzeitig bedauere er den Verlust von Menschenleben und wünsche allen Verletzten eine rasche Genesung. Beim Wiederaufbau der irakischen Stadt stünde die UNO dem Land zur Seite.

Der irakische Premier Haider al-Abadi im Zentrum von irakischen Soldaten

Reuters/Iraqi Prime Minister Media Office

Premier Abadi (M.) verkündete den Sieg

Nach Angaben des Norwegischen Flüchtlingsrates (NRC) harren noch immer Zehntausende Zivilisten in Mossul aus. Sie seien während der Kämpfe in der Stadt geblieben, auch weil die Flucht für sie zu gefährlich gewesen sei, sagte eine NRC-Sprecherin.

Hunderttausende Menschen vertrieben

Bei den Gefechten um Mossul wurden der UNO zufolge mehr als 900.000 Menschen aus der Stadt vertrieben. Um die 200.000 von ihnen konnten zurückkehren. Die humanitäre Krise sei noch nicht vorbei, sagte die UNO-Koordinatorin für humanitäre Fragen im Irak, Lise Grande. Von 54 Stadtteilen in Mossul seien 15 stark und 23 mäßig zerstört. Vor allem im Westen der Stadt liegen ganze Viertel in Trümmern.

Irakische Sicherheitskräfte in Mossul

Reuters/Thaier Al-Sudani

Irakische Sicherheitskräfte kämpften bis zuletzt gegen Dschihadisten

Die Terrormiliz ist nun im Irak militärisch weitgehend geschlagen. Sie kontrolliert nur noch unbedeutendere Gebiete etwa an der Grenze zu Syrien, das sie ebenfalls zu Teilen erobert hatte. Experten rechnen damit, dass sich die IS-Anhänger in die großen Wüstengebiete im Westen des Irak zurückziehen und dort Guerillaangriffe planen. Zudem ist die Miliz noch immer in der Lage, Attentate zu verüben. Auch im benachbarten Bürgerkriegsland Syrien steht die Terrormiliz unter Druck. Dort ist eine von Kurden angeführte Allianz bis in die nordsyrische IS-Hochburg al-Rakka vorgerückt.

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