Zu wenig Platz für die Liebe
Die Regierung in Kuba will ein Netzwerk staatlich betriebener Stundenhotels in der Hauptstadt Havanna wiederbeleben. Diese Einrichtungen, in denen Paare stundenweise Zimmer mieten können, sollen laut der kommunistischen Regierung „mehr Optionen für die Liebe eröffnen“, wie die offizielle Wochenzeitschrift der Gewerkschaft „Trabajadores“ am Montag schrieb.
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In der Hauptstadt der Karibik-Insel gab es bis in die 1990er Jahre Dutzende dieser „Posadas“ (etwa: Herberge). Damals wurden aber in der Stadt, in der es ständig an Wohnraum fehlt, die Zimmer Bewohnern gegeben, die nach mehreren Hurrikans obdachlos waren.

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Ein junges Paar auf der Malecon, der Uferpromenade Havannas
Der Vorstoß hat einen durchaus ernsten Hintergrund: Privatsphäre für Liebespaare ist in Havanna rar. Aufgrund fehlenden Wohnraums sind viele Familien dazu gezwungen, auf engem Raum in einer Wohnung zusammenzuleben. Paare leben oft lange nach ihrer Scheidung oder Trennung weiter zusammen, weil sie keine eigene Wohnung finden oder sich eine solche nicht leisten können.
Private Liebeshotels zu teuer
Private Stundenhotels haben laut „Trabajadores“ diese Lücke zwar gefüllt - viele Kubaner könnten sich diese jedoch nicht leisten. Umgerechnet fast 4,5 Euro kostet ein Zimmer für drei Stunden - bei einem monatlichen Durchschnittslohn von 27 Euro ist dieser Preis für viele unerschwinglich. Blaue Schilder an Häusern zeigen an, dass Zimmer an Ausländer vermietet werden. Rote Schilder weisen darauf hin, dass an Einheimische und gegen kubanische Pesos vermietet wird.

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Zimmer an Touristen zu vermieten ist in der Altstadt von Havanna eine wichtige Einkommensquelle
Wer sich diese Etablissements nicht leisten kann, sei auf „Parks, dunkle Stiegen, den Strand oder sogar die Malecon (die berühmte und stark frequentierte Uferpromenade, Anm.) angewiesen“, wie das Gewerkschaftsblatt schrieb.
„Große soziale Wirkung“
„Wir wollen dieses Service, für das es eine hohe Nachfrage gibt, wiederbeleben. Es hat große gesellschaftliche Auswirkungen und ist ohne Zweifel sehr profitabel“, wird Alfonso Munoz Chang von Havannas Wohnungsbaugesellschaft zitiert. „Wir werden mit dem Hotel Vento beginnen, einem zweigeschoßigen Gebäude mit 16 Zimmern mit Bad.“
„Die Stadt braucht das“, so die Leiterin des Hotels Vento, das künftig als Stundenhotel für die Stadtbewohner dienen soll. Die Mitarbeiter seien „sehr begeistert“, da ihr Gehalt aufgrund der zusätzlichen Arbeit - die Zimmer müssen mehrmals täglich gereinigt werden - wohl steigen werde.
Liebe darf „nicht zu Luxus werden“
Anschließend wollen die Behörden frühere bekannte Liebeshotels wie La Monumental renovieren und ein weiteres Hotel zu einem derartigen Hotel machen. „Es ist nicht abwegig, darüber nachzudenken, wie man mehr Möglichkeiten für die Liebe schafft“, rechtfertigte „Trabajadores“ die Initiative. „Das ist etwas, das alle betrifft, und es darf nicht zu einem Luxus werden.“

Reuters/Desmond Boylan
Ein Paar in Havanna vor einer Mauer mit aufgemalten kubanischen Flaggen
Luxushotel im Zentrum Havannas
Mit der größeren Öffnung des Landes und zumindest der Einleitung der Normalisierung der Beziehungen zu den USA nimmt der Tourismus - eine der wichtigsten Einnahmequellen - in dem Land stark zu. Immer mehr ausländische Investoren, international bekannte Unternehmen inklusive, versuchen Fuß zu fassen auf der Insel, auf der sich viele große Gewinnmargen erhoffen.
Neben Modelabels hat vor wenigen Wochen auch das erste Luxushotel in Havanna seine Pforten geöffnet. Das zur Schweizer Kempinski-Gruppe gehörende Gran Hotel Manzana im Stadtzentrum empfängt seit Ende Mai Gäste, die für eine Nacht zwischen 440 Dollar und knapp 2.500 Dollar (390 bis 2.200 Euro) hinblättern müssen.
Das Fünfsternhotel hat 246 Zimmer, davon 50 Suiten, einen Swimmingpool auf dem Dach, vier Bars und zwei Restaurants sowie eine Shoppingmeile mit Boutiquen im Erdgeschoß. Das im europäischen Stil gebaute Haus in der Nähe des Zentralparks wurde 1917 eröffnet und mittlerweile komplett renoviert. Betrieben wird das Hotel gemeinsam von Kempinski und dem kubanischen Reiseveranstalter Gaviota, der vom Militär kontrolliert wird. Das Gran Hotel Manzana mit Boutiquen von Versace, Giorgio Armani, Lacoste und Montblanc soll vor allem Touristen aus den USA anziehen.
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