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Zwei Opfer in Lebensgefahr

Nach dem schweren Busunglück auf der Autobahn 9 in Bayern sind alle 18 vermuteten Todesopfer geborgen worden. Das teilten die Einsatzkräfte am Montag mit. 30 der 48 Menschen in dem Reisebus wurden bei dem Unglück nahe Münchberg in Oberfranken verletzt - einige von ihnen schwer. Zwei der Verletzten waren in Lebensgefahr.

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Bei den Opfern handelt es sich um Frauen und Männer im Alter von 66 bis 81 Jahren. Der Reisebus war aus dem Bundesland Sachsen gekommen, die Opfer stammen laut dem sächsischen Innenstaatssekretär Michael Wilhelm (CDU) aber aus mehreren deutschen Bundesländern. Bereits nach dem Unfall hatte die Polizei die Befürchtung geäußert, dass die im Reisebus verbliebenen Personen das Unglück wohl nicht überlebt hätten.

Auf Lkw aufgefahren

Der Reisebus war im Stau auf einen vor ihm fahrenden Lkw aufgefahren und danach sofort in Flammen aufgegangen. Einer Polizeisprecherin zufolge befanden sich eine 46-köpfige Seniorengruppe und zwei Busfahrer in dem Bus. Unter den Todesopfern befindet sich auch der Lenker, der zweite Busfahrer wurde verletzt. „Als wir eingetroffen sind, kam niemand mehr aus dem Bus“, sagte Andreas Hentschel von der Feuerwehr Münchberg. „Der Bus stand lichterloh in Flammen.“

Einsatzkräfte an der Unfallstelle

APA/AP/dpa/Bodo Schackow

48 Personen befanden sich in dem Reisebus, der bis aufs Gerippe ausbrannte

Wodurch das Feuer ausgelöst wurde, ist unklar. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sagte, es habe sich um einen ganz gewöhnlichen Unfall gehandelt. Der Bus sei schräg auf den Lastwagen aufgefahren und offensichtlich sofort komplett in Flammen aufgegangen. Warum es so schnell zu einem Brand kam, sei zunächst noch völlig unklar, sagte der an den Unfallort gereiste Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU). Der Unfall soll nun untersucht werden.

Bus „nur noch ein Gerippe“

Der ausgebrannte Bus ist den Angaben der Polizeisprecherin zufolge „nur noch ein Gerippe“. Ermittler begannen in dem Unfallfahrzeug ihre Arbeiten. Die Rettungskräfte seien laut Dobrindt nur zehn Minuten nach der Alarmierung am Unfallort gewesen. Doch aufgrund der großen Hitze hätten sie nichts mehr tun können.

Alexander Dobrindt und Joachim Herrmann an der Unfallstelle

APA/AFP/dpa/Christof Stache

Verkehrsminister Alexander Dobrindt (Mitte links) und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (Mitte rechts) am Unfallort

Am Unfallort waren zahlreiche Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und Technischem Hilfswerk im Einsatz, ebenfalls mehrere Rettungshubschrauber. Zur Bergung und Identifizierung der Leichen wurden laut Polizei Spezialisten der Rechtsmedizin und des Bundeskriminalamts angefordert. Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Hof ist auch ein Sachverständiger am Unfallort und unterstützt die Beamten der Verkehrspolizei Hof bei der Klärung zur Unfallursache.

Kritik an Autofahrern

Herrmann kritisierte das Verhalten anderer Autofahrer. Diese hätten die Feuerwehren bei der Fahrt zur Unglücksstelle dadurch behindert, dass sie keine Rettungsgasse bildeten. Nach dem Unglück schirmten Feuerwehrfahrzeuge und Planen das Buswrack vor neugierigen Blicken ab. Die A9 wird im Bereich der Unfallstelle noch den ganzen Tag in beiden Fahrtrichtungen gesperrt bleiben. Es entwickelten sich bereits lange Staus.

Karte von Deutschland

Grafik: APA/ORF.at

Das Polizeipräsidium Oberfranken rief die Bevölkerung über den Kurznachrichtendienst Twitter dazu auf, die Unfallstelle möglichst weiträumig zu umfahren. „In Richtung Süden bitte bereits über die A72 und A93 abfahren“, hieß es beispielsweise.

Merkel drückt Mitgefühl aus

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich entsetzt. Sie habe „mit großer Bestürzung“ auf das Unglück reagiert, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Das Mitgefühl gelte den Opfern und ihren Angehörigen. Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte nach Angaben einer Sprecherin bei einem Antrittsbesuch in Baden-Württemberg, er fühle mit den Angehörigen mit und wünsche den Verletzten eine möglichst baldige und vollständige Genesung.

Seehofer verspricht „schnellstmögliche“ Aufklärung

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sprach von einer „furchtbar schrecklichen Katastrophe“. Er spreche den Angehörigen das Beileid und die Anteilnahme der bayrischen Landesregierung aus. Seine Regierung werde alles tun, um „schnellstmöglich“ die Ursachen des Unglücks aufzuklären.

Einsatzkräfte nach Busunfall in Deutschland

APA/AP/dpa/News5/Fricke

Rettungskräfte, Feuerwehr und Polizei sind seit den frühen Morgenstunden im Einsatz

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) sagte, er habe den „schrecklichen Unfall einer sächsischen Reisegesellschaft“ mit „großer Betroffenheit“ aufgenommen. „Ich bin sehr traurig und drücke meine tiefe Anteilnahme gegenüber den Familien und Freunden der Opfer aus“, so Tillich. Auch der Bürgermeister des Marktes Stammbach, Karl Philipp Ehrler, zeigte sich tief betroffen. „Das ist der schlimmste Unfall, den wir je auf unserem Gemeindegebiet hatten“, sagte Ehrler am Montag. „Das ist der Wahnsinn. Das ist einfach katastrophal.“

Schwieriger Einsatz für Feuerwehrleute

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick rief zu Gebeten auf: „Beten wir für die Opfer, unsere Gedanken sind bei den Angehörigen!“, schrieb Schick auf Twitter. „Unser tiefes Mitgefühl gilt den Angehörigen der Opfer. Den Verletzten wünschen wir baldige Genesung“, teilten Hartmut Ziebs und Alfons Weinzierl mit, die Chefs des deutschen und des bayrischen Feuerwehrverbandes. Ihre Gedanken seien zudem bei den Feuerwehrleuten, die diesen schweren Einsatz bewältigen müssten.

Der Unfallort dürfte vielen in der Region in schlechter Erinnerung sein: Am 19. Oktober 1990 hatte es auf der A9 bei Münchberg schon einmal einen folgenschweren Unfall gegeben. In einer Nebelwand krachte ein fast 40 Tonnen schwerer Milchlaster mit viel zu hoher Geschwindigkeit in eine Unfallstelle: Zehn Menschen starben damals, 122 wurden verletzt, 38 davon schwer.

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