Das Leben von, mit und in Robotern
„Sind Sie schon einmal einem Roboter begegnet?“, ist eine der ersten Fragen, mit der man in der Ausstellung „Hello, Robot. Design zwischen Mensch und Maschine“ konfrontiert wird. Die Antwort lautet höchstwahrscheinlich Ja, denn Roboter sind mittlerweile ein größerer Teil des Alltags, als vielen auf Anhieb bewusst ist.
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Sowohl die Vienna Biennale 2017 als auch „Hello, Robot“ sind eine Zusammenarbeit des Wiener Museums für angewandte Kunst (MAK) und des Vitra Design Museums im deutschen Weil am Rhein, kuratiert von Amelie Klein und Marlies Wirth. Über 200 Exponate aus den Bereichen Kunst, Architektur, Film, Mode und Wissenschaft beleuchten in der Ausstellung den Hype um künstliche Intelligenz und den dabei immer wichtiger werdenden Faktor des Designs.
Während des Rundgangs durch die Ausstellung begegnet der Besucher 14 Fragen, die dazu anregen, sich sowohl mit den positiven als auch mit den problematischen Aspekten der künstlichen Intelligenz auseinanderzusetzen und sich die immensen Chancen auch etwaige Gefahren eines Lebens mit Robotern bewusst zu machen. „Es geht nicht um die Zukunft, sondern die Gegenwart, in der wir jetzt leben“, so Kuratorin Klein.
Alte Bekannte
War die Thematik der Robotik früher weitgehendst eine für Computerexperten und Ingenieure, sind Designer heute mehr gefragt denn je, wenn es um das Überbrücken der Differenz zwischen der Hoffnung auf eine technisch fortschrittlichere Welt und der Angst, von der Maschine entmündigt zu werden, geht.
Ausstellungshinweis
„Hello, Robot. Design zwischen Mensch und Maschine“ ist bis 1. Oktober in der Ausstellungshalle des Wiener MAK zu sehen.
Die Auseinandersetzung mit dem Begriff und der oft abstrakten Vorstellung von Robotern als Teil des täglichen Lebens löst bei vielen gleichermaßen Neugier und Unbehagen aus. Ein erstes Heranführen an die Thematik schafft die Ausstellung in ihrem ersten Raum, der sich unter dem Motto „Science und Fiction“ diesen Fragen widmet und mit zahlreichen großteils vertrauten Exponaten die Geschichte der Roboter aufzeigt.

MAK/Peter Kainz
Bekannte Roboter aus der Popkultur
Fritz Langs cinematografisches Meisterwerk „Metropolis“ (1927), Kraftwerks Video zu „Die Roboter“ (1978), und Arnold Schwarzenegger in „Terminator“ (1984) sind nur ein paar Beispiele für Mensch gewordene Maschinen, die in die Popkultur eingegangen sind. Geleitet von diesen Meilensteinen der Filmgeschichte wandert der Besucher zwischen Filmpostern, Kunstexponaten, Robotermodellen, Videoinstallationen und interaktiven Stationen und frischt so existierende Klischees von Robotern auf, ehe es an die kritische Auseinandersetzung mit dem Thema geht.
Mein Arbeitskollege, der Roboter
Der zweite Ausstellungsraum steht unter dem Motto „Programmiert auf Arbeit“ und verdeutlicht die nicht unwichtige Stellung der Roboter in den Bereichen Produktion und Industrie. Paradebeispiel hierfür ist YuMi, ein zweiarmiger Roboter, der für kleinteilige Montagearbeiten verwendet wird und im Museum eine Kostprobe seines Könnens gibt.
Das zweite Highlight in diesem Bereich ist die Installation „manifest“ (robotlab), ein schreibender Roboter, der unentwegt Manifeste aus acht thesenartigen Sätzen, die er eigenständig aus seinem Repertoire an Phrasen aus Kunst, Technik und Philosophie generiert, zu Papier bringt und Richtung Besucher auswirft. Jedes Unkiat kann nach Hause mitgenommen werden. „Manifest“ ist gleichzeitig ein Beispiel für den beeindruckenden technischen Fortschritt in den letzten Jahren, aber verdeutlicht durch seine sinnbefreiten Schriften ebenso, dass der Mensch keineswegs so einfach zu ersetzen ist.
Will a robot take your job?
Dennoch ist in diesem Bereich der Ausstellung das Hinterfragen ebendieser Ersetzbarkeit der menschlichen Arbeitskraft durch die Maschine Thema. Eine Sorge, die in manchen Bereichen der industriellen Technik durchaus begründet ist. Die BBC hat dazu eine interaktive Website, aufbauend auf aktuellen Studien zum Thema Automatisierung, auf der jeder sein persönliches Risiko, ersetzt zu werden, ermitteln kann.
Seite an Seite
„Freund und Helfer“ ist die dritte Etappe auf der Reise durch die Welt der Roboter im MAK, auf der einander Mensch und Maschine als Gefährten auf Augenhöhe begegnen. Aber auch die mögliche Unterstützung eines Roboters im Alltag wird deutlich, etwa durch Paro, eine Spielzeugrobbe, die Demenzkranken helfen kann, und durch ähnliche Konzepte, die bei der Therapie mit autistischen Kindern zum Einsatz kommen und für Betroffene eine Verbesserung der Lebensqualität bringen.

MAK/Peter Kainz
„Eins werden“, das letzte der vier Kapitel der Schau
Warum wir uns in unserer Fantasie Roboter oft als ein optisch dem Menschen gleichendes „Wesen“ vorstellen, bleibt ein spannendes Thema, das bei genauerer Überlegung eher kritisch zu betrachten ist; erschafft sich der Mensch eine Armee an künstlichen Ebenbildern, sei es, um für ihn zu arbeiten oder ihm als Freund zur Seite zu stehen, läuft er Gefahr, sich eine neue Form des Sklaven zu erschaffen.
Während eine künstliche Intelligenz dem Menschen gegenüber nie eine Emotion wird empfinden können, sind die des Menschen aber umgekehrt umso realer, wie beispielsweise Spike Jonze’ Film „Her“ gekonnt darstellt. Hier verliebt sich der Protagonist in sein sprechendes Betriebssystem, sucht Trost und Zuneigung, bekommt gesagt, was er hören will, und scheitert letztlich an der fremden Welt der künstlichen Intelligenz - und Emotion. Das letzte Kapitel der Schau, „Eins werden“, zeigt den letzten Schritt zwischen Mensch und Maschine: die Verschmelzung in Form von Prothesen und Implantaten, aber auch in intelligenten Städten.
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Anna Hausmann, für ORF.at