Anschlag im „sichersten Land“ der Region
Ein Doppelanschlag der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat am Mittwoch die iranische Hauptstadt erschüttert. Sechs Terroristen stürmten das Parlament und das Mausoleum des verstorbenen Revolutionsführers Ajatollah Chomeini im Herzen Teherans. Zwei Angreifer waren Selbstmordattentäter, die sich in die Luft sprengten, die übrigen vier wurden erschossen.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Die Opferzahl wurde am Mittwochabend nach oben korrigiert: Die Angreifer töteten 13 Menschen, wie der iranische Vizeinnenminister Mohammad Hossein Solfaghari sagte. 43 wurden demnach verwundet.
Der IS reklamierte die Tat für sich, wie die auf dschihadistische Propaganda spezialisierte Website Intelligence Group unter Berufung auf das IS-Sprachrohr Amak meldete. Nach Bagdad, Kabul und London ist die Doppelattacke in Teheran bereits der vierte große Anschlag seit Beginn des Fastenmonats Ramadan, zu dem sich der IS bekannt hat.
Garden beschuldigen Washington und Riad
Die Angreifer dürften aus dem Iran stammen. Der stellvertretende Leiter des Nationalen Sicherheitsrats, Resa Seifollhai, sagte im iranischen Staatsfernsehen, die Terroristen seien aus „Teilen des Iran“ gekommen und hätten sich dem IS angeschlossen. Details nannte er nicht.

APA/AP/Fars News Agency/Omid Vahabzadeh
Menschen wurden durch Fenster in Sicherheit gebracht
Die iranischen Revolutionsgarden warfen den USA und Saudi-Arabien eine Verwicklung in die Anschläge vor. Dass US-Präsident Donald Trump kurz zuvor „eine der reaktionärsten Regierungen in der Region“ besucht habe, sei „sehr bedeutungsvoll“ und „zeige, dass sie in diese grausame Aktion verwickelt“ seien, erklärte die Eliteeinheit am Mittwoch mit Blick auf Trumps Besuch in Riad. Die Garden, neben der regulären Armee eine zweite Säule der Streitkräfte und „Wächter der Islamischen Revolution“ warnten zudem, sie würden niemals erlauben, „dass das Blut Unschuldiger ungerächt bleibt“.
Video aus dem Parlament veröffentlicht
Der iranische Präsident Hassan Rouhani hatte vor der Präsidentenwahl im vergangenen Monat immer wieder betont, dass der Iran der sicherste Ort im Nahen Osten sei. Besonders sei das Land vor Anschlägen des IS geschützt. Dass die sunnitische Terrormiliz nun den schiitischen Iran im Innersten traf, dürften die Dschihadisten als großen Erfolg auslegen. Die Art des Bekenntnisses zur Tat und ein schnell veröffentlichtes Video, das aus dem Parlament in Teheran während des Anschlags stammen soll, deuten zudem auf eine direkte Beteiligung der IS-Führung bei der Planung der Tat hin. In der Vergangenheit hatte die IS-Propaganda mehrmals zu Anschlägen im Iran aufgerufen.

OSM/ORF.at
Rouhani verurteilte die Anschläge scharf. „Dieser blinde und feige Anschlag von terroristischen Söldnern wird den Kampf des Iran gegen die Terroristen nur weiter stärken“, fügte er hinzu. Eine regionale und globale Zusammenarbeit sei derzeit die wichtigste Notwendigkeit, um den Terrorismus effektiv zu bekämpfen, sagte Rouhani. Ohne den Erzfeind Saudi-Arabien beim Namen zu nennen, warf er „einigen Ländern“ der Region vor, mit ihrer Politik islamische Extremisten zu unterstützen.
Trump mit Vorwürfen an Teheran
Gemischte Töne kamen aus Washington: Das US-Außenministerium drückte den Opfern und ihren Familien Beileid aus, „und wir senden dem iranischen Volk unsere Gedanken und Gebete“, hieß es in einer kurzen Mitteilung. „Die Verdorbenheit des Terrorismus hat keinen Platz in einer friedlichen, zivilisierten Welt.“
US-Präsident Trump, der den Kurs gegenüber dem Iran deutlich verschärft hatte, konstatierte in einem Statement, der Iran befinde sich in „herausfordernden Zeiten“. Dem Iran gab er jedoch indirekt eine Mitschuld: „Staaten, die Terrorismus unterstützen, riskieren, dem Bösen, das sie fördern, zum Opfer zu fallen“, so Trump.
Weitere Attentate angedroht
Der IS drohte dem Iran mit weiteren Attentaten. Das „Kalifat wird keine Gelegenheit auslassen, ihr Blut zu vergießen“, bis das islamische Recht der Scharia eingeführt sei. Für die sunnitische IS-Terrormiliz ist der schiitische Iran ein Erzfeind. Vom Iran gesponserte Milizen sind sowohl in Syrien als auch im Irak im Einsatz. Teheran ist ein treuer Unterstützer des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad.
Die Situation in der Region ist derzeit ohnehin spannungsgeladen: Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Ägypten und der Jemen brachen am Montag alle diplomatischen Kontakte zu Katar ab. Mauretanien zog am Dienstag nach, auch Jordanien fuhr seine diplomatischen Beziehungen zurück. Katars Nachbarländer schlossen zudem die Grenzen. Die arabischen Staaten beschuldigen Katar, Terrororganisationen wie den IS zu unterstützen. Gleichzeitig stoßen sie sich an den angeblich guten Beziehungen Katars zum Iran.
Links: