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Grenzen geschlossen

Mehrere arabische Golfstaaten und Ägypten haben ihre diplomatischen Beziehungen zu Katar abgebrochen. Damit ist das kleine Emirat am Persischen Golf in der Region weitgehend isoliert. Grund ist der Vorwurf der Unterstützung von Terrororganisationen.

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Die Nachbarstaaten Saudi-Arabien, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) schlossen am Montag ihre Grenzen und wiesen Staatsbürger des Emirats aus. Diese hätten nun 14 Tage Zeit, um auszureisen, wie der TV-Sender Al-Arabija am Montag meldete.

Saudi-Arabien schließt Al-Jazeera-Büro

Zudem schloss Saudi-Arabien das lokale Büro des Nachrichtensenders Al-Jazeera in dem Königreich und entzog dem Sender aus Katar die Lizenz. Al-Jazeera habe Terrororganisationen unterstützt und versucht, die nationale Souveränität Saudi-Arabiens zu stören, meldete die staatliche saudische Nachrichtenagentur SPA mit Verweis auf das saudische Ministerium für Kultur und Information.

Emirat spricht von Hetzkampagne

Zuvor zitierte Al-Arabija Stimmen aus Riad, laut denen Katar seit Jahren die Souveränität Saudi-Arabiens verletze und „das Königreich spalten“ wolle. Ganz ähnlich die staatliche saudi-arabische Nachrichtenagentur SPA. Von ihr hieß es, Katar „umarme“ zahlreiche Terrororganisationen, um die Region zu destabilisieren. Dazu zählten neben der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auch die Muslimbrüder und andere Gruppen, die vom Iran gefördert würden.

Das katarische Außenministerium erklärte, es sei vom Abbruch der diplomatischen Beziehungen überrascht. Die Maßnahmen seien ungerechtfertigt und basierten auf falschen Behauptungen. Katar sei einer Hetzkampagne ausgesetzt, die auf Verleumdungen basiere. Ziel sei es offenbar, Katar politisch zu „bevormunden“.

USA stärken Katar demonstrativ den Rücken

Die US-Regierung stärkte dem Emirat den Rücken. Die USA und die von ihr geführte Koalition gegen den IS seien dankbar für das Engagement Katars für die regionale Sicherheit und die andauernde Unterstützung für die Truppenpräsenz der Anti-IS-Koalition, sagte ein Sprecher des US-Zentralkommandos am Montag.

Schadenfreude im Iran

Die diplomatische Krise löste im Iran Schadenfreude aus. „Das war wohl der erste Riss in der (Anti-Iran-)Koalition und auch das erste Ergebnis des Schwerttanzes in Riad“, twitterte Hamid Abutalebi, Vizestabschef im Präsidialamt, am Montag. Er wunderte sich, wie politisch „zerbrechlich die arabischen Staaten sein müssen, wenn ein kleines Emirat wie Katar für sie zu einer strategischen Gefahr wird“.

Abutalebi bezog sich auf einen traditionellen Schwerttanz während des Besuchs von US-Präsident Donald Trump Ende Mai in Saudi-Arabien. Trump hatte während eines Gipfeltreffens die arabischen Verbündeten auf ein gemeinsames Vorgehen gegen den IS sowie eine gemeinsame Front gegen den Iran eingeschworen.

Für politische Kommentatoren in Teheran waren die Glückwünsche von Katars Emir, Scheich Tamim bin Hamid al-Thani, an den iranischen Präsidenten Hassan Rouhani nach dessen Wiederwahl im Mai Ausgangspunkt für die Isolierung Katars. Rouhani hatte für eine effektive Zusammenarbeit aller Regionalstaaten für die Bewältigung der Krisen - dabei insbesondere für den Kampf gegen den Terrorismus - plädiert. Laut Präsidialamt in Teheran soll Thani gesagt haben, dass er diesbezüglich „keine Hindernisse“ sehe.

Beziehungen seit Jahren angespannt

Das Verhältnis mehrerer Golfstaaten zu Katar ist seit Langem angespannt. Bereits vor rund drei Jahren hatten Saudi-Arabien, Bahrain und die VAE ihre Botschafter für einige Monate aus Katar abgezogen. Sie stießen sich vor allem an der Unterstützung Katars für die ägyptischen Muslimbrüder. Ägypten, Saudi-Arabien und die VAE haben die Islamistenorganisation als Terrororganisation verboten.

Ende Mai löste ein Bericht auf der Website der staatlichen Nachrichtenagentur von Katar unter den Golfstaaten neue diplomatische Verwicklungen aus. In dem Artikel hieß es, Katars Emir Thani habe die Nachbarländer kritisiert und den schiitischen Iran als Staat gelobt, der zur Stabilität in der Region beitrage. Das katarische Außenministerium teilte danach mit, Unbekannte hätten die Nachrichtenseite der Qatar News Agency (QNA) gehackt und einen gefälschten Bericht verbreitet. Trotzdem hielten die Spannungen an. Der schiitische Iran ist ein Erzrivale von Saudi-Arabien und der anderen von Sunniten regierten Golfstaaten.

Flüge gestrichen

Als Reaktion auf die diplomatische Krise mit Katar stellte die Fluglinie Etihad Airways alle Flüge in das Golfemirat ein. Etihad ist die nationale Fluggesellschaft der VAE. Ab Dienstag würden bis auf Weiteres keine Maschinen mehr in die katarische Hauptstadt Doha fliegen, teilte Etihad mit. Auch die Fluglinie Flydubai mit Sitz im Emirat Dubai will von Dienstag an Katar nicht mehr anfliegen.

Hamas-Führung verlässt ihr Hauptquartier

Wie unterdessen bekanntwurde, verlassen führende Mitglieder der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas, die unter anderem von den USA, Israel und der EU als Terrororganisation eingestuft wird, ihr langjähriges Hauptquartier in Katar. Nach Medienberichten hatte Katar die Hamas-Führung zur Ausreise aufgefordert. Der Hamas-Politiker Salih al-Bardawil nannte die Berichte am Montag „komplett unwahr“. Nach seiner Darstellung organisiert sich die kürzlich gewählte Führung der Hamas neu, die Beziehungen zwischen Katar und Hamas seien gut.

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