100 Geschichten, 100 Persönlichkeiten
Das Buch „Good Night Stories for Rebel Girls“ erzählt 100 Geschichten von 100 beeindruckenden Frauen. Ob Sportlerinnen, Königinnen oder Künstlerinnen – jede Erzählung ist wie ein kurzes Märchen aufgebaut und soll, wenn es nach den Autorinnen geht, junge Mädchen und Buben auf der ganzen Welt inspirieren.
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Ob Frida Kahlo, Serena Williams oder Queen Elizabeth I.: Jede Buchseite stellt das Leben einer beeindruckenden Frau vor. Geschmückt sind die „Märchen“ im neuen Stil mit 100 Illustrationen von insgesamt 60 Künstlerinnen. Die beiden Autorinnen Elena Favili und Francesca Cavallo haben mit ihrem feministischen Kinderbuch definitiv einen Nerv getroffen.
Als sie ihr Crowdfundingprojekt in Kalifornien starteten, sammelten die beiden Frauen über eine Million Dollar von fast 20.000 Spendern in 71 verschiedenen Ländern. Über Vorabbestellungen konnte man ihr Projekt unterstützen. Mit diesem Erfolg haben aber auch sie nicht gerechnet.
Weibliche Vorbilder
„Kinderbücher sind nach wie vor vollgepackt mit Stereotypen“, sagte Favili im Gespräch mit ORF.at, „und gerade wir als Unternehmerinnen wissen, wie schwer es ist, als Frau die Chance auf Erfolg zu haben.“ Daher sei es für junge Mädchen wichtig, weibliche Vorbilder zu haben. Das helfe ihnen, selbstbewusster zu werden und sich größere Ziele im Leben zu setzen, so Cavallo gegenüber ORF.at. Dazu führen die beiden auch Projekte in Schulen durch und spenden ihre Bücher an Non-Profit-Organisationen, damit diese möglichst viele Kinder erreichen.
Buchhinweis
Elena Favilli, Francesca Cavallo: Good Night Stories for Rebel Girls. Penguin Books, 100 Seiten, 28,90 Euro.
Untersuchungen zeigen, dass Mädchen bereits zu Beginn ihrer Volksschulzeit ein geringeres Selbstbewusstsein haben als Buben, so Cavallo. „Deshalb ist es so wichtig, die Narrative zu verändern.“ Seit fünf Jahren arbeiten die beiden im Bereich der Kindermedien. In dieser Zeit hätten sie realisiert, wie präsent Geschlechterstereotype in Kinderbüchern auch heute noch sind. Eltern haben nur wenige Möglichkeiten diesem Trend zu entgehen. Diese Nachfragelücke nach starken weiblichen Vorbildern wollten sie schließen.
Von Rocksängerinnen und Meeresbiologinnen
Ein Jahr hat es gedauert, bis sie ihre Auswahl der 100 Frauenpersönlichkeiten getroffen hatten. „Wir wollten Frauen aus den verschiedensten Ländern porträtieren“, sagte Favili, „denn es geht nicht nur um Geschlecht, sondern auch um Religion, Hautfarbe, sozialen Hintergrund und sexuelle Orientierung.“ Außerdem wollten sie unterschiedliche Karrierewege zeigen. Das Buch beschreibt daher die Lebensgeschichten berühmter Posaunistinnen, Meeresbiologinnen, Richterinnen, Präsidentinnen, Detektivinnen, Küchenchefinnen, Dichterinnen, Surferinnen und Rocksängerinnen.
Angst vor dem Wort Feminismus haben die beiden Macherinnen nicht. Das Buch sei auf alle Fälle ein feministisches Kinderbuch, sagte Favili. „Feministinnen glauben, dass Frauen und Männer dieselben Rechte und Chancen haben sollten.“ Sie hoffen, dass das Buch dazu beiträgt, künftigen Generationen die Scheu vor dem Wort Feminismus zu nehmen und diesen nicht gleich ins radikale Eck zu stellen.
Feministische Kinderliteratur im Trend
„Die meisten feministischen Kinderbücher kommen aus dem englischsprachigen Raum“, sagte die Pädagogin und Kinderbuchbloggerin Carla Heher im Gespräch mit ORF.at. Die Idee ist nicht neu. „Weltgeschichte für junge Leserinnen“ von den deutschen Autorinnen Ute Daenschel und Kerstin Lücker schlagen in dieselbe Kerbe, so Heher, das Buch sei aber eher etwas für ältere Kinder.
Aber warum braucht es überhaupt feministische Kinderliteratur? Kinder identifizieren sich gerne mit den Protagonisten in ihren Büchern, erklärt Heher, „umso wichtiger ist die Darstellung von starken, coolen, lustigen Frauenfiguren, die mehr können, als von einem Prinzen geheiratet zu werden“. Außerdem gehe es immerhin auch um das Frauenbild, das Buben vermittelt wird. Auch sie können nur davon profitieren, sagte die Bloggerin.
Noch mehr Frauen
Die „Good Night Stories for Rebel Girls“ sind mittlerweile in 26 Sprachen übersetzt worden. In Brasilien, der Türkei, Norwegen, Mexiko und Italien ist das Gute-Nacht-Buch bereits in den Buchhandlungen erhältlich. An der deutschen Übersetzung wird gerade gearbeitet, wie auch an Ausgaben in weiteren Sprachen.
Ein neues Buch ist bereits in Planung. Das Konzept sei ähnlich, so die Autorinnen. Das neue Buch soll ein weiterer Meilenstein der Kinderliteratur werden und viele neue aufregende und besondere Frauenpersönlichkeiten in den Vordergrund stellen.
Links:
Manuela Tomic, für ORF.at